Wetteranzeigen aus der Tierwelt

Gutes Wetter steht zu erwarten, wenn beim Regenwetter die Eulen schreien, Lerchen und Rotkehlchen hoch fliegen und dabei viel singen, Nachtigallen bis gegen Morgen flöten, Weihen, Reiher und Rohrdommeln mit lautem Geschrei fliegen, Kiebitze und Sperber hoch ansteigen und laut schreien. Ferner ist auf gutes Wetter zu rechnen, wenn die Fledermäuse morgens früh und abends spät fliegen, wenn die Johanniswürmer ungewöhnlich hell leuchten, Laubfrösche im Freien hoch sitzen, Schafe auf der Weide hoch und munter springen, Rosskäfer abends häufig fliegen, Hornisse und Wespen abends noch reichlich fliegen und Blutigel ruhig am Boden der Wassergefäße liegen.

Schlechtes Wetter steht dagegen in Aussicht, wenn die Finken vor Sonnenaufgang sich hören lassen, Krähen hoch über Felsen, Türme und Gebäude fliegen und die Köpfe aufrecht tragen und nach solchem Fluge Wasser aufsuchen und die Köpfe eintauchen, Schwalben nahe an Mauern vorüberfliegen und dabei in nahe Gewässer tauchen, wenn sich die Tauben baden, spät abends vom Felde heimkehren und die Störche ihre Jungen im Neste bedecken, wenn die Kraniche und Geier bei schönem Wetter schreien und das Hausfedervieh sich im Staube wälzt.


Wenn die Hunde Gras fressen und die Katzen allzu lange mit der Pfote sich putzen, Haushähne zur ungewöhnlichen Zeit und häufiger als sonst rufen, und Regenwürmer in großer Anzahl aus der Erde kriechen, folgt bald anhaltender Regen.

Vorübergehender Regen steht bevor, wenn die Laubfrösche rufen und dabei niedrig sitzen, ins Wasser gehen und untertauchen, Kröten hervorkriechen, Mäuse laut pfeifen, Maulwürfe hoch aufwerfen, Mücken im Schatten spielen, sehr hartnäckig Menschen und Tiere verfolgen, und wenn die Flöhe stechen.

Regen folgt bald, wenn das Hornvieh die Schnauze leckt, Schweine das Futter zerstreuen, Schafe bei der Rückkehr vom Weidegange sich das Grasfressen nicht wehren lassen, ungern in den Stall hinein gehen und Blutigel in den Wassergefäßen auf der Oberfläche des Wassers sich halten. Häufiges Fliegen der Rosskäfer am Morgen bringt am Mittag Regen.

Gewitter entstehen binnen 24 Stunden, wenn der Schlammpeizker (Wetterfisch) unruhig wird und aus dem Wasser emporschnalzt, Blutigel aus dem Wasser wollen, konvulsivisch sich bewegen und Bienen sich schon in der Frühe nicht vom Bienenstocke entfernen oder wenn sie mittags scharenweise heimkehren. Im letzteren Falle steht Sturm in Aussicht. Sturm steht in Bälde zu erwarten, wenn die Drosseln, Finken und Ziemer sehr unruhig flattern, die Fische springen und das Wasserhuhn untertaucht.

Stürme legen sich bald, wenn der Eisvogel während des Sturmgebrauses zur See fliegt, Spatzen fröhlich schwirren, See- und Flussfische nahe an der Oberfläche schwimmen, Delphine während des Sturmes Wasser spritzen und Maulwürfe aus ihren Gängen hervorkommen.

Aber auch anerkannte Tatsache ist es, dass die Tiere nicht allein 12 bis 24 Stunden zuvor die Witterungsveränderung verkünden, sondern dass sie sich für längere Zeitabschnitte ob der kommen, den Witterung vorsehen und so für uns bei richtiger und aufmerksamer Beobachtung auch die Jahreszeiten nach ihrem Vorgefühle voraus verkünden, ob kalt oder gelind, regnerisch oder trocken, warm oder heiß, Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden.

In dieser Hinsicht sind uns die Zug- oder Wandervögel vortreffliche Leiter.

Viel Mäuse im Herbste und spät in den Winter hinein bockende Schafe lassen mit Wahrscheinlichkeit auf einen gelinden Winter schließen.

Guten Grund, einen gelinden Winter zu erwarten, geben uns die Finken, wenn sie im Dezember noch bei uns, in unseren Gärten und Hainen weilen.

Strenge und andauernde Kälte im Winter steht zu erwarten, wenn die Vögel im Herbste fett sind, wenn die Zugvögel, namentlich die Störche, Schwalben, Kraniche und Schnepfen ungewöhnlich frühe fortziehen und die heimischen Waldvögel im Oktober und November ihre Nahrung in der Nähe menschlicher Wohnungen suchen. Ein fast untrügliches Merkmal ist aber für einen sehr kalten Winter, wenn die nordischen Zugvögel an den Küsten der Nord- und Ostsee erscheinen und tief in das Land hinein ziehen, Moor-Elstern, Stare, Krammetsvögel und Schneegänse früh schon erscheinen und die Saatkrähen schon im Oktober wandern.

Ungewöhnlich hohe Ameisenhaufen im Sommer und hoch aufgestaute Mäusenester lassen einen kalten Winter erwarten, und wenn der Fuchs bei strenger Kälte bellt, wird die Kälte zunehmen. Hornissen und Wespen in großer Anzahl im Oktober noch, prophezeien einen kalten Winter.

Raue Frühjahre verkünden uns das frühe Erscheinen der kleineren Vögel in Schwärmen in der Nähe der Häuser, namentlich der Rotkehlchen und Meisen.

Nasse Sommer stehen in Aussicht, wenn die Kiebitze und Wachtelkönige nicht in Niederungen, sondern auf Höhen bauen; wenn die Seeschwalben auf den in den Strömen liegenden niedrigen Sandinseln bauen, ist ein trockener Sommer, dagegen wenn sie auf höher gelegenen Sandbänken oder steileren Ufern ihre Nester anlegen, sind Überschwemmungen zu befürchten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1862