Pflanzen als Naturbarometer

Zu der interessantesten Beobachtung im Gebiete der Pflanzenwelt gehört sicher diejenige, dass sich verschiedene Pflanzen als Barometer gebrauchen lassen. Die Ackerwinde, Convolvulus arvensis L., und der rote Ackergauchbeil, Annagallis arvensis L., breiten bei Annäherung von nassem Wetter ihre Blüten aus, während die Kleearten beim Herannahen eines Gewitters ihre Blätter zusammenlegen. Der Hühnerdarm, Stellaria media, richtet bei heiterem Wetter des Morgens gegen 9 Uhr seine Blüten in die Höhe, entfaltet die Blätter und bleibt bis gegen Mittag wachend; steht aber Regen in Aussicht, so hängt die Pflanze nieder und die Blüten bleiben geschlossen. Schließen sich letztere nur halb, so ist kein anhaltender Regen zu erwarten. Die gemeine Bibernelke, Pimpinella saxifraga L., verhält sich in dieser Hinsicht ganz ebenso. Die Regenringelblume, Calendula pluvialis, öffnet sich zwischen 6 und 7 Uhr Morgens und pflegt bis 4 Uhr Nachmittags wach zu sein. Ist dies der Fall, dann ist auf beständige Witterung zu rechnen, schläft sie aber nach 7 Uhr noch fort, so ist noch an demselben Tage Regen zu erwarten. Die Gänsedisteln, Sonchus arvensis und Sonchus oleraceus, zeigen für den nächsten Tag heiteres Wetter an, wenn sich der Blütenkopf bei Nacht schließt, Regen, wenn er offen steht. Wenn der dreilappige Eibisch, Hisbiscus Trionum L., seine Blüten nicht öffnet, die Kelche der stengellosen Distel, Carlina acaulis L., sich schließen, wenn der Sauerklee, Oxalis acetosella L., und die meisten andern Arten dieser Gattung die Blätter falten, dann ist mit Sicherheit Regen zu erwarten. Wenn der Ackerkohl, Lapsana communis L., die Blüten Nachts nicht schließt, das Hungerblümchen, Draba verna L., die Blätter tief herabneigt, wenn das Labkraut, Galium verum L., sich aufbläht und stark riecht, und wenn endlich die Birke stark duftet, dann ist ebenfalls Regen zu erwarten. Der kriechende Hahnenfuß, Ranunculus repens L., zieht die Blätter zusammen, wenn es regnen will; der vielblütige Hahnenfuß, Ranunculus polyanthemus L., aber lässt dann die Blätter hängen, und der Sumpfschmirgel, Caltha palustris L., zieht seine Blätter zusammen, wenn stürmisches oder regnerisches Wetter bevorsteht. Das hahnenfußartige Windröschen, Anemone ranunculoides L., schließt bei Annäherung von Regen seine Blüten und das Hain-Windröschen trägt bei trübem Wetter seine Blüten nickend, bei heiterem Wetter aufrecht.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1862