Der Einfluss der Chemie auf die Landwirtschaft

Im Hinblick auf die in neuerer Zeit gebauten Viehhäuser zum Losegehen der Kühe und das Verbleiben des Dunges unter denselben.

Büsch, H. (?) Inspektor zu Klein-Trebbow


Unleugbar hat die Landwirtschaft durch Hilfe der Chemie in den letzten Dezennien riesige Fortschritte gemacht, unverkennbar sind die Vorteile, die uns durch sie geworden. Der denkende Landmann fühlt sich sicherer, steht auf festerem Boden und geht mit Vertrauen der Zukunft entgegen; sehen wir dies ja täglich an dem immer mehr steigenden Bodenwert! Schon hört bei den Pachtungen die sichere, reelle Berechnung nach heutigen Erträgen ganz auf, und nur das Vertrauen allein, dass wir noch lange nicht am Ziele, dass die Zukunft uns noch größere Vorteile verspricht, kann allein diesen Mangel an reeller Berechnung in etwas entschuldigen. Fragen wir nun aber, woher dies Vertrauen, wodurch wird es gerechtfertigt, so brauchen wir nur die Berechnung einer frühern Wirtschaft und deren Erträge mit der jetzigen vergleichen, um zu finden, dass dies sogenannte blinde Vertrauen wohl zu rechtfertigen ist.

Welcher Landmann würde vor 20, ja 10 Jahren sich die Erträge seiner Wintersaaten zum 10ten, ja 12ten Korn angerechnet haben? Heute berechnet man aus der Holländerei einen Ertrag von 40 bis 70, ja 80 Thlr., je nach der Örtlichkeit, und hat sie auch. Vor 10 Jahren würde jeder Landmann dies für unmöglich gehalten haben, und heute denkt gewiss mancher, seine Erträge noch höher zu bringen, wenigstens bezweifelt er nicht die Möglichkeit.

Gleichen Schritt hat die Schäferei gehalten. Freute man sich früher. 2 1/2 Pfd. Wolle, ja im günstigsten Falle 2 3/4 Pfd. pr. Kopf zu scheren, und hielt ein Mehr fast für unmöglich, so sind wir heute kaum noch mit 4 Pfd. pr. Kopf zufrieden. Diese wenigen Beispiele mögen genügen, das Vertrauen zu rechtfertigen, mit welchem wir der Zukunft entgegen gehen, und manche Pächter, die wohl schwerlich ihre Pachtsumme auf eine reelle Berechnung ihres Pachtgutes basierten, mögen nur dies Vertrauen nicht verlieren; halten nur ihre Mittel, ihr Betriebs - Kapital mit diesem gleichen Schritt, dann mögen sie vielleicht noch eben so wie ihre Vorgänger ein gutes Geschäft machen.

Habe ich nun in Vorstehendem versucht, das große Selbst-Vertrauen für die Zukunft in etwas zu rechtfertigen, so liegt doch gewiss die Frage sehr nahe: woher ist dies Vertrauen entstanden? und da ist es die Chemie allein, die den festen Grund dazu gelegt hat. Ihr allein haben wir alles zu verdanken, durch sie ist es uns klar geworden, welche Ansprüche wir an unsern Grund und Boden machen können, welche Bedingungen wir zu erfüllen haben, um uns nicht in unsern Erwartungen zu täuschen; vor allem lehrt sie uns, einen guten und kräftigen Dünger zu erzeugen, um darin unserm Acker das wieder zu geben, was wir ihm nehmen. Hat uns nun zwar einerseits die Anwendung käuflicher Düngemittel manches erleichtert, und zwar vor allem der Guano, so steht auch wiederum andererseits zu befürchten, dass Letzterer ein Ende nehmen werde, und die künstlichen Düngungsmittel nicht in den Massen wie der Guano herzustellen und zu erhalten sind. Mehr und mehr werden wir daher einst wieder auf unsern selbst zu produzierenden Dünger hingewiesen, und dann möchte die Frage nicht fern liegen: werden wir mit diesem allein auch noch eben so sicher solche Erträge erzielen, wie wir sie jetzt haben, und wie wir sie noch zu vermehren hoffen? — Unser Augenmerk muss sich daher diesem immer wieder mehr und mehr zuwenden, und hier ist es, wo gewiss noch vieles im Dunkeln liegt. Kann man nun zwar nicht verkennen, dass in den letzten 10 Jahren und schon früher manches getan ist, diesem Ziele immer näher zu kommen, hat man auch durch gute und reichliche Fütterung sich auf manchen Stellen schon einen Dünger zu erzeugen gewusst, der fast allen Anforderungen genügt, so wird doch wiederum auf so vielen Stellen so vielfach dagegen gefehlt, dass es wohl an der Zeit ist, darauf aufmerksam zu machen.

Die Erzeugung und Konservierung eines kräftigen Düngers ist die erste und Hauptbedingung zu hohen Erträgen aus unsern Äckern; vernachlässigen wir diese, so verarmen wir unsern Boden; pflegen wir sie, so bereichern wir ihn allmählich, und das Vertrauen zu unsern Erträgen ist gerechtfertigt und wird gehoben. Trotzdem aber finden wir die Ansichten in Betreff der Konservierung eines guten Düngers so abweichend, dass es fast unmöglich erscheint, hierin eine bestimmte einheitliche Ansicht als Grundbedingung aufzustellen. Lehrt uns nun die Chemie, dass zur Erzeugung eines guten kräftigen Düngers notwendig eine gute kräftige Fütterung voraus gehen muss, dass zur Konservierung eines solchen auch alle Stoffe festgehalten werden müssen, so liegt es auf der Hand, dass es unsere Hauptaufgabe mit sein muss, den Lehren der Chemie darin Geltung zu verschaffen. Ist nun allerdings darin schon manches getan, und steht hierbei gewiss das Liegenlassen des Düngers unter den Tieren im Stall oben an, so hört man auch hierüber so verschiedene Ansichten, so viele Stimmen dagegen sprechen, und meistens von solchen, die sich mit der Praxis desselben nicht vertraut gemacht haben, dass es die Aufgabe Derjenigen ist, die sich Viehhäuser dieser Art eingerichtet haben, ihre Erfahrungen darüber zu veröffentlichen. Aus diesem Grunde erlaube ich mir denn auch mit Erlaubnis meines Herrn Prinzipals, Herrn von Barner hieselbst, unsere Erfahrungen, die wir hier nach Einrichtung eines solchen Viehhauses gemacht, mitzuteilen.

Im Sommer 1856 wurde hier ein Viehhaus zum Losegehen der Kühe eingerichtet. Das alte Viehhaus, welches mit Querställen gebaut war, und worin bisher 80 Pachtkühe, 8 Kühe des Holländers, 16 Haushaltungskühe und 20 Dorfkühe gestanden, hatte eine Gesamtlänge von 150 Fuß und war 50 Fuß breit. Es waren darin 6 doppelte Ställe von 15 Fuß Breite, ein einfacher Stall von 14 Fuß Breite, 6 Futtergänge von 5 Fuß Breite und ein Häckerlingsraum auf einem Ende von 17 Fuß Breite. In der ganzen Länge war eine große Diele von 17 Fuß Breite zum Einfahren und Dreschen. In den 5 doppelten Ställen standen in jedem 22 Kühe, in dem einfachen Stall 14 Kühe, und der eine doppelte Stall war zur Hälfte zum Pferdestall hergerichtet. Dieser Viehstand erforderte nun zum Losegehen einen bedeutend größeren Raum, welcher durch Anbau der Örtlichkeit wegen nicht hergestellt werden konnte. Da es jedoch in Absicht lag, die Holländern bedeutend zu verringern, und dann das wenigere Vieh besser zu füttern wie früher, so wurde hiermit sofort der Anfang gemacht. Die Holländerei wurde an den Hof genommen und sofort bis auf 60 Kühe reduziert, den Dorfkühen, mit deren Losegehen es doch sein Bedenken hatte, wurde in einem andern Gebäude ein geräumiger Stall hergerichtet, und das Viehhaus darauf in seiner ganzen Länge von allen Querdielen und Holzverbänden geräumt, auf dem einen Ende neben dem Häckerlingsraum eine Querdiele von 15 Fuß Breite zum Einfahren von Grünfutter hergerichtet, und diese durch eine Wand von den eigentlichen Viehständen getrennt. Nach Abzug des Häckerlingsraums, der Querdiele, der Außenwände und Scheerwand blieb für den Viehstall noch 114 Fuß Länge. Dieser wurde nun in der ganzen Mitte um 4 Fuß vertieft, auf beiden Seiten wurden in der ganzen Länge 2 erhöhte Futtergänge von 5 1/2 Fuß Breite, die ihre Eingangstüren von der Querdiele hatten, angelegt, an diesen längs auf vorspringenden Fundamentsteinen feststehende eichene Futterkrippen in gleicher Höhe mit den Futtergängen und 3 1/2 Fuß hoch vom Stall aus angeschroben, die Balkenlage wurde alle 20 Fuß durch aufrechtstehende Pfeiler, die auf runden Sockeln ruhen und 9 Fuß hinter den Ständen der Kühe stehen, getragen. Der ganze innere Raum von 19 Fuß Breite blieb nun den Kühen außer ihren Ständen zwischen den Tragepfeilern und den Krippen zur freien Bewegung. Die Abfuhr des Dungs geschieht so, dass man auf einem Ende von der Seite herein fährt, und in der ganzen Länge hinter den Kühen, ohne dass es diese geniert, auf dem andern Ende wieder heraus fährt. (Die erhöhten Krippen, die reichlich 3 ½ Fuß hoch sind, möchten das Bedenken erregen, dass etwa die Kühe nicht bequem ankommen können; dies ist aber nicht der Fall, große Kühe können ganz bequem ankommen, und da sich der Dung auch in einigen Tagen reichlich so viel vermehrt, so kann man den kleinern Kühen mit Leichtigkeit etwas vor die Füße werfen). Nach der Mitte ist der Stall muldenförmig vertieft, so dass in der Mitte die Balkenhöhe reichlich 17 Fuß beträgt; auf dem Ende nach der Diele hin ist ein erhöhter umgitterter Raum mit einer Treppe nach dem Stall hinein, und eine Tür von der Diele aus (von wo auch in sehr kalten Tagen die Streu herein gebracht wird), wo beim Melken der Kühe die Milch hingestellt wird. Dieser Stall wurde nun in 2 Abteilungen geteilt, in jede 25 Kühe zum Losegehen hinein gelassen, und die 10 noch übrigen Kühe nach der Meierei geschickt. Nach Abzug von allen Hindernissen blieb nun diesen Kühen pro Kopf ein Raum von 76 bis 78 Qudrat-Fuß, welches aber entschieden zu wenig war, nachdem die Kühe eigentlich noch nicht daran gewöhnt waren. Es wurden denn auch 2 Kühe nicht unerheblich verletzt, welche in Folge dessen geschlachtet werden mussten. In dem darauf folgenden Sommer wurden noch 46 Fuß angebaut, und nun die 10 Kühe noch mit hergenommen und in 3 Abteilungen geteilt. Jetzt hat jede Kuh einen Raum von beinahe 100 Quadrat-Fuß. In dieser Weise hat nun das Viehhaus bisher bestanden und sich glänzend bewährt. Durch den großen freien Raum können sich die Kühe nach Belieben hinlänglich frei bewegen, und ist bis jetzt auch nicht ein einziger Unglücksfall wieder vorgekommen; im Gegenteil: die Kühe befinden sich ausgezeichnet, der Milch-Ertrag ist um nichts geringer, und die Qualität der Milch in Folge der großen Reinlichkeit, da nicht eine einzige Kuh, wie sonst beim Feststehen, Schmutzkletten hat, so schön wie beim Weidegang. Auch werden die Kühe nicht nach dem Heraustreiben lahm, wie diejenigen, welche den ganzen Winter und Frühjahr festgestanden haben.

Dass nun hier, seit die Stallfütterung eingeführt ist, die Kühe bis zur Ernte im Stall bleiben, ist von großer Wichtigkeit, da trotz der schönsten Weide die Kühe, welche des Jahres festgestanden, in kaum 3 Wochen, wenn sie herauskommen, ihr ganzes Ansehen verlieren und bedeutend in Milch abnehmen. Dies gleicht sich erst nach und nach wieder aus, hat dann aber die Kühe bereits so angegriffen, dass sie bis zum Wiedereinbinden sich nicht wieder erholen können. Ein eklatantes Beispiel dafür gaben 2 Kühe, die wegen Unverträglichkeit die ganze Zeit fest gestanden hatten. Als diese mit den andern heraus gehütet waren, wurden sie so lahm, dass sie kaum gehen konnten, die Fresslust war fast ganz verloren, und sie nahmen so ab, dass sie gar nicht zu den andern zu gehören schienen, obgleich sie im Stall fast das Doppelte an Kraftfutter bekamen. Jedem Landmann ist es nun genügend bekannt, wie schwer es hält, eine Holländerei in guten Stand zu bekommen; wie schmerzlich muss es daher sein, seine Holländerei in 14 Tagen, höchstens 3 Wochen, selbst bei schöner Weide, nach 2/3 jähriger Stallfütterung fast bis zur Unkenntlichkeit abgemagert zu sehen, und dies nur zum großen Teil wegen der langen Zeit des unnatürlichen Feststehens. Schon hierin also liegt bei Einrichtung der Viehhäuser zum Losegehen ein nicht zu übersehender Vorteil.

Gehen wir jedoch jetzt zu der Hauptsache, dem durch das Losegehen der Kühe im Stall erzeugten Dünger, über und hören zunächst, wie der Herr Professor Stöckhardt sich in seinen chemischen Feldpredigten, erste Abtheilung Seite 113, darüber äußert. Derselbe sagt:

„So viel steht fest, dass der im Stall unter dem Vieh aufbewahrte Stallmist eine größere Düngekraft besitzt, als der in gewöhnlicher Weise auf den Miststätten aufbewahrte. Der Grund dieser Verschiedenheit liegt darin, dass der erstere eine weit größere Menge von Urin aufnimmt und festhält, und dass die Währung oder Fäulnis in der durch die Last der Tiere immer zusammen gepressten Streu- und Mistmasse nur langsam und mehr innerlich vor sich geht, und dabei nur wenig flüchtige, düngende Stoffe entweichen.

Die kompakte Beschaffenheit der Masse verhindert nämlich eben so das Eindringen der äußern atmosphärischen Luft, als das Entweichen der im Innern durch die Fäulnis erzeugten Dämpfe und Luftarten im hohen Grade, und beide Umstände zusammen, in Verbindung mit der ziemlich gleichmäßigen Temperatur des Stalles, bewirken mehr eine allmähliche, ruhige Verrottung des Düngers, als eine lebhafte Gährung. Rechnet man ferner hinzu, dass der Dünger im Stall gegen die austrocknende Wirkung der Sonne und gegen die auslaugende des Regens, wie gegen Luftzug und Wind, welche die Verflüchtigung der luftförmigen Produkte der Fäulnis sehr beschleunigen, geschützt ist, und dass von dem durch die Verrottung in Freiheit gesetzten, aber in der festen Masse mechanisch zurückgehaltenen Ammoniak ein großer Teil durch den gleichzeitig erzeugten Humus wieder chemisch gebunden und festgehalten wird, so erklärt sich die kräftige Wirkung des im Stall erzeugten und aufbewahrten Düngers gegen den auf den gewöhnlichen Miststätten in ganz natürlicher Weise.“


So spricht sich einer unserer größten Chemiker darüber aus, und die Erfahrung bestätigt seine Ansichten. Haben wir zwar durch komparative Versuche noch nicht ein durch Zahlen bestimmtes Ergebnis feststellen können, da diese sich in einer großen Wirtschaft ohne erhebliche Umstände nicht gut bewerkstelligen lassen, so haben wir doch mit ziemlicher Gewissheit die Erfahrung gemacht, dass wir auf Acker mit Stalldünger in gleicher Stärke, als mit Hofdünger gedüngt, stets ein besseres Resultat erzielten. Auffallend war noch in diesen beiden letzten nassen Sommern das bessre Gewicht des Weizens auf Acker mit Stalldünger, als auf dem mit Hofdünger gedüngten.

Was nun die Dungmasse aber an und für sich anbetrifft, so hat diese ein so schönes Ansehen, dass Jeder ihn für besser, als den auf offenen Miststätten aufbewahrten, halten muss. Durch und durch mit Jauche durchzogen, bildet er eine so gleichmäßige Masse, wie er auf den Miststätten von dem aufmerksamsten Wirt nicht zu erzielen ist.

Auch eine Überdachung des Dunghofes, welche von Einigen vorgeschlagen, würde selbst bei noch so öfterem Niederreiten nie den Zweck so vollkommen erfüllen, wie es bei den Kühen durch tägliches Niedertreten erreicht wird, da oft durch wirtschaftliche Hindernisse, namentlich in den Saatzeiten das Niederreiten unterbleiben muss. Auch wird bei den Überdachungen nie die äußere Luft so vollständig abzuschließen sein, wie im Viehhause bei einer immer fast gleichmäßigen Temperatur.

Nehmen wir nun noch hinzu, dass bei einer kräftigen Fütterung alles, was dem Vieh gereicht und nicht etwa durch Erzeugung von Milch, Ausatmen und zur Erhaltung des Lebens absorbiert wird, dem Dung durch die Exkremente und den Urin wieder zugeführt wird und auch diesem wieder verbleibt, ja durch einen Zusatz von Gips, Schwefelsäure und Knochenmehl noch um ein bedeutendes verbessert werden kann, so liegt es auf der Hand, dass auf keine Art eine bessere Konservierung des Dungs als durch das Liegenlassen und Festtreten desselben durch die Tiere im Stall erreicht werden kann.

Auch noch ein Vorteil (der gewiss bei unserer jetzigen Wirtschaft, die sich doch immer mehr einer intensiven nähert, daher auch bedeutend mehr Spann- und Arbeitskräfte erfordert) ist nicht zu übersehen, nämlich die erleichterte Abfuhr des Stalldungs. Fahren wir doch aus dem Stall nur die hineingebrachte Streu, die Exkremente und den Urin der Tiere ab, hingegen von den offenen Miststätten auch noch eine oft bedeutende Masse Regen- und Schneewasser, die je nach der Lage des Dunghofes oft fast ¼ Teil der Gewichtsmasse beträgt. Die Erfahrung hat uns hier nun auch noch gezeigt, dass wir mit einem 4spännigen Fuder Dung aus dem Stall reichlich 30 Quadrat-Ruten Acker gut zudüngen konnten, hingegen mit einem 4spännigen Fuder Hofdung kaum 15 bis 20 Quadrat-Ruten in gleicher Stärke, wenn anscheinend auch die Masse gleich war. Es konnte nämlich nie ein so großes Fuder von dem Hofdünger aufgeladen werden, weil dieser im Verhältnis zu dem im Stall liegenden durch das darin aufgesogene Regen- oder Schneewasser zu schwer war.

Verschiedentlich ist eingewandt worden, beim Losegehen der Kühe wäre mehr Streu erforderlich, als bei feststehenden Kühen, die wöchentlich einmal abgemistet würden. Auch hierin hat die Erfahrung das Gegenteil bewiesen. In stroharmen Jahren, wie 1857 und 1858, bedurften wir lange nicht die Einstreu zum Losegehen, um die Kühe reinlich zu erhalten, als bei denen die feststanden; andererseits ist in strohreichen Jahren wiederum ein viel größeres Quantum Stroh zu Dung zu machen als beim Feststehen. Auch erzielt man im Stall von einem Fuder Streu dieselbe Indexzahl an Dung und hat dann noch den Vorteil, dass man um ein Drittel weiter mit diesem düngen kann, als mit dem auf offenen Miststätten.

Betrachten wir nun den Dünger selbst und vergleichen ihn gegen den Hofdünger, so finden wir hier eine Masse, die, wie schon vorhin erwähnt, durch und durch gleichmäßig ist, auf jeden Acker passt, und, so wie sie untergepflügt ist, sich durch ihren innern mürben nicht verwesten Zustand sofort auflöst. Noch nie selbst in den heißesten Sommertagen auf dem leichtesten Boden ist es vorgekommen, dass eine Verkohlung, wie nur zu häufig bei Hofdünger, stattgefunden; der Stalldung erhält sich frisch und braun, und doch nicht zäh und kläderig, und ist in einem Zustand, grade strohig genug, um auf schwerem Boden untergepflügt, diesen zu erwärmen und aufzulockern, auf leichterem Boden sich eben so rasch vollständig aufzulösen und sofort eine kräftige Pflanzennahrung abzugeben. Der Hofdünger hingegen, der Sonne, dem Regen und Schnee zu jeder Zeit ausgesetzt, geht nur zu bald, wenn er nicht frisch abgefahren werden kann und längere Zeit liegen muss, in Gährung über, der wichtigste Bestandteil, das Ammoniak entweicht, die Jauche wird durch Regen ausgewaschen, und wenn auch in Jauchenbehältern aufgefangen, dennoch der Schwierigkeit des Fortschaffens wegen nicht immer richtig benutzt; es bleibt nur zu oft eine speckige, halb verkohlte Masse, die sich auf leichtem Boden oft gar nicht auflöst und Jahre lang als verkohlte Torfstücke im Acker liegt, auf schwerem Boden sich zwar zersetzt, jedoch diesem keine Wärme mehr erteilt, ihn allenfalls nur durch den gebildeten Humus bereichert. Er kann daher nie die Wirkung eines guten Stalldungs haben. Fassen wir nun die Vorteile des Losegehens der Kühe aus dem vorhin Gesagten noch einmal zusammen, so steht nach unseren Erfahrungen fest:

1) Das Losegehen der Kühe ist bei diesen, namentlich bei Stallfütterung, wo die Kühe des Jahres im Stalle stehen, von großer Wichtigkeit; sie befinden sich besser, geben reinlichere Milch und können zu jeder Zeit im Sommer, wenn Mangel an Grünfutter eintreten sollte, und man nicht vorzieht, trocken zu füttern, wieder ausgetrieben werden, ohne dass die sofortigen Nachteile eintreten, die man bei Stallfütterung und feststehenden Kühen durch Lahmwerden und Abmagerung zu befürchten hat.

2) Unter den Kühen im Stall erzeugter Dünger ist von diesen auf keine andere Art in gleicher Güte und Masse zu erzielen.

3) Die Abfuhr des Düngers aus dem Stall unter losgehenden Kühen ist durch das nicht mit fortzufahrende Regen- und Schneewasser, welches sich im Hofdünger sammelt, so erheblich erleichtert, dass man reichlich ein Drittel der Zeit erspart, was bei unsern jetzigen Wirtschaften von großem Vorteil ist.

4) Das Losegehen der Kühe im Stall erfordert in stroharmen Jahren nicht mehr Streu als bei feststehenden Kühen, im Gegenteil weniger, und kann man andererseits in strohreichen Jahren wiederum große Massen von Stroh mehr zu Dung machen, ohne deswegen Gefahr zu laufen, eben viel schlechtem Dung zu erzeugen.

5) Durch Losegehen der Kühe wird die Dungmasse unter denselben vermehrt, ohne dessen Wert zu beeinträchtigen; aller Urin, der auf offenen Miststätten nur zu häufig unbenutzt abfließt, wird in dieser aufgesogen und festgehalten, es tritt durch das fortwährende Festtreten und dadurch Abschließen der äußern Luft keine Währung ein, die Masse schmilzt nicht durch Selbsterhitzung ein, sondern erhält sich in einem Zustande, der grade für den Acker nach unsern bisherigen Ansichten der beste ist. Der Hofdünger hingegen verliert, je länger er liegt, fortwährend an Masse und schmilzt in warmen Jahreszeiten, wenn es nicht möglich, ihn abzufahren, oft fast um die Hälfte ein.

6) Beim Losegehen der Kühe und dem Verbleiben des Dungs unter denselben liegt es, sofern wir nur unsere Viehhäuser so eingerichtet haben, dass sie eine große Masse Dung fassen können, ganz in unserer Hand, wann wir ihn abfahren wollen, und brauchen wir nie zu befürchten, dadurch Schaden zu leiden. Was er vielleicht etwa nach zu langem Liegen an Masse einbüßen sollte, ersetzt er wieder durch seine innere Güte. Der Hofdünger auf offenen Miststätten hingegen verliert, je länger er liegt, an Masse und zugleich an innerer Güte.

7) Beim Losegehen kann selbst die kräftigste Fütterung bei Kühen, wenn diese durch ihre Produkte sie nicht sollten bezahlt machen, nicht als verloren betrachtet werden; denn alles das, was etwa durch das Vieh, durch Erzeugung von Milch, durch Ausatmen, durch Erhaltung des Lebens nicht absorbiert wird, verbleibt dem Dung und kommt auf diese Weise immer dem Acker und durch diesen seinem Herrn wieder zu Nutzen. Beim Feststehen der Kühe und Ausbringen des Dungs auf offene Miststätten hingegen kann durch die Ungunst des Wetters selbst bei der größten Vorsicht ein großer Teil, ja wohl oft die Hälfte der dem Dünger durch die Tiere zugeführten Kraftteile verloren gehen.

Habe ich nun in Vorstehendem unsere Erfahrungen mitgeteilt, so will ich damit keineswegs unsere Ansicht als die allein richtige aufstellen, und bescheide mich gerne dem Urteil unserer Standesgenossen, die ähnliche Einrichtungen getroffen.

Wie aber oft im Leben fehlerhafte Einrichtungen den eigentlichen Zweck sehr oft ganz oder teilweise aufheben, so bemerke ich noch, dass man bei Einrichtung eines Viehhauses zum Losegehen nach meinem Dafürhalten nicht mit dem Raume geizen muss; lieber gebe man den Kühen zu viel als zu wenig Raum. Es können nun zwar auch hier Abweichungen stattfinden, da die verschiedenen Kuh-Rassen auch verschiedene Temperamente haben, so z. B. sind Kühe aus Holstein stammend viel ruhigeren Temperaments, begnügen sich daher auch mit weniger Raum, als die hiesigen. Aber schon um eine möglichst große Masse Dung zu lassen, etwa noch allen Dung, den man aus andern Ställen sonst nach den offenen Miststätten bringen muss, in diesen mit unterzubringen, wäre es wünschenswert, den Kühen nie unter 100 ?Ruten Raum zu geben; die etwaigen Mehrkosten sind im Verhältnis zu den großen Vorteilen zu unerheblich, um darauf Einfluss zu haben. Auch hüte man sich bei Einrichtung eines solchen Viehhauses vor allen innern Einrichtungen, die leicht wandelbar sind, überhaupt viele Umstände machen. Dahin rechne ich die Querfutterdielen auf verschiebbaren Unterhölzern, die je nach der Zeit, wie lange sie auf einer Stelle gestanden und je nachdem der Dung sich verhöht, hin und her geschoben und auf und nieder gehoben werden müssen. Alle diese Gegenstände sind leicht wandelbar und verlangen eine öftere Reparatur, auch andererseits eine große Aufmerksamkeit, damit der Dung nicht zu lange unter den Futterdielen, ohne festgetreten zu werden, liegt, indem er hier, obgleich abgeschlossen von der äußern Luft, doch leicht verschimmeln könnte, wenn er zu lange liegt. Auch wird die Abfuhr des Dungs durch Querfutterkrippen zu sehr erschwert, da die Dungwagen nur rückwärts herein geschoben werden können, und so durch das lange Offenstehen der Türen in sehr kalten Wintertagen eine empfindliche Kälte hereindringt, was notwendig unangenehm auf die Kühe einwirken muss. Gleichzeitig ist auch das Melken in solchen Ställen mit viel mehr Umständen verknüpft, da man Treppen oder Leitern nach jedem Stall hinein anlegen muss. Auch liegen die Lagen, auf denen die Krippen ruhen, da sie die doppelte Länge der Futterkrippen haben müssen, den Kühen stets im Wege, und geben gewiss oft Veranlassung, dass die Kühe über diese fallen oder sich erheblich verletzen.

Nach unseren Erfahrungen bedarf es des Auf- und Niedersteckens der Futterkrippen durchaus nicht. Hat man sein Viehhaus so eingerichtet, dass die Futtergänge an den beiden Seiten entlang laufen und so weit erhöht sind, dass sie gut vier Fuß über dem innern Raum hervorstehen, so bringe man die Krippen nur ohne weitere Umstände in gleicher Höhe mit diesen an und befestige sie. Man braucht ja unmittelbar vor den Krippen nicht so tief auszugraben, und ist dies überhaupt auch nicht zweckdienlich, sondern eine muldenförmige Ausgrabung besser, weil so die Jauche von beiden Seiten nach der Mitte hin ihren Abfluss hat, die Kühe vor den Krippen immer trocken stehen und der Dung gleichförmiger wird. Vor den Krippen kommt durch die Kühe während des Fütterns Urin genug hin, das übrige fließt nach der Mitte hinab, und die Exkremente, welche etwa vor den Krippen in den Ständen sich mehr anhäufen sollten, können leicht zurückgezogen werden, wenn dies nicht schon von den Kühen beim Zurücktreten geschieht. Auch die Abfuhr des Dungs ist nach dieser Einrichtung ungemein erleichtert, da man nur eine Einfahrt am obern Ende von der Seite zu machen braucht, und nun in der ganzen Länge hinter den Kühen nach vorheriger Wegräumung der die Abteilungen schließenden Hürden hinfährt. Kein Zug, keine große Kälte kann hier irgend die Kühe belästigen, da alle Türen so lange geschlossen bleiben, bis die leeren Wagen ankommen. Dann erst macht man rasch die Einfahrtstüren auf, lässt die Wagen rasch herein, schließt wieder und wenn die Pferde umgespannt, fahren sie in derselben Weise zum andern Ende wieder heraus.

Auf diese Weise ist nun das Viehhaus hier eingerichtet und hat es sich in jeder Beziehung als zweckdienlich bewährt. Ich wüsste keinen Fehler als etwa den, dass es vielleicht besser gewesen, wenn es massiv wäre, und der Boden, statt über den Balken mit Belag und einem Lehmaufschlag, unter den Balken verschalt und übersetzt wäre, damit die durch das Atmen der Tiere aufsteigenden warmen Dünste bei kaltem Wetter nicht so leicht sich zwischen den Balken festsetzen und dort Tropfen bilden, die der Decke schaden können. Auf einer ebenen Fläche, wie ein verschalter und übersetzter Boden sie bietet, finden die Dünste weniger Anhaltspunkte, und können auch eher aus den oben angebrachten fast stets geöffneten Fenstern entweichen.

Übrigens steht es Jedem gerne frei, sich hier das Viehhaus anzusehen, und werden wir allezeit mit Vergnügen Auskunft erteilen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1862