Vorteile der Obstbaumzucht

Manche Orte am Rhein und an der Lahn haben ihre sämtlichen Kriegsschulden durch einige gute Obstjahre getilgt. In Nassau sind alle Chausseen und Wege mit Obstbäumen besetzt und außerdem stehen noch Hunderttausende auf den Äckern. Dort wird in den Schullehrerseminarien gediegener Unterricht in der Obstbaumzucht erteilt, und diese vortreffliche Einrichtung ist auf Veranlassung des verdienstvollen Regierungsrats Albrecht entstanden. — Viele thüringische Orte haben sich durch den Obstbau eine bedeutende Einnahme verschafft. So z. B. Groß- und Kleinsahner, Deubach, Kälberfeld und Kuhlenberg, welche auch aus ihrem Feldobste Most und einen vortrefflichen Essig keltern. Ein sehr nachahmungswertes Beispiel zur Ausbreitung der Obstbaumzucht hat der Hauptlehrer Stark zu Emmingen ob Egg im Großh. Baden gegeben. Durch die Tätigkeit dieses Lehrers sind seit kaum zwei Jahren von seinen Sonn- und Werktagsschülern in Gärten und an Wiesen über ein Tausend Wildlinge gepflanzt worden. Mehrere Schüler haben sogar eigene kleine Baumschulen angelegt, in denen Bäumchcn verschiedener Obstsorten zu mehreren Hunderten im schönsten Gedeihen stehen. Manche Stunde außer der Schulzeit beschäftigen sie sich unter der Aufsicht des Lehrers in der von ihm musterhaft angelegten und unterhaltenen Baumschule, und lernen so die Grundsätze der Baumzucht praktisch. Der Flecken Klein-Lankheim hat einen sehr magern Boden mit fußtiefem Sande, in welchem früher nur spärliches Getreide wuchs. Auf Veranlassung des Amtskassierer Fenk wurden ums Jahr 1800 die sandigen Felder mit Pflaumenbäumen bepflanzt. Die Baumreihen wurden regelmäßig in einer Entfernung von 20 — 24 Fuß angepflanzt. Der Getreidebau hat sich seitdem auf den beschatteten Feldern sehr vermehrt. Jetzt nun erzeugen die 20.000 Pflaumenbäume auf den Getreideäckern Klein-Lankheims im Durchschnitt alljährlich für 15 – 20.000 fl. Pflaumen. Das Kirschwäldchen bei dem Dorfe Ober-Rossbach im Großh. Hessen war vor 20 — 30 Jahren noch ein wüster Fleck, von dem man gern den Morgen für 3 — 4 fl. hingab, ja wohl umsonst, wenn sich nur Jemand fand, der die darauf haftenden Steuern übernahm. Jetzt prangt ein Wäldchen von Kirschbäumen daselbst, welches in manchen Jahren 2.000 fl. für Kirschen einbrachte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1852