Über die Waldkultur

Über die Waldkultur heißt es in den Verhandlungen des landwirtschaftlichen Zentralvereins zu Potsdam:

„Seit den letzten 40 Jahren hat die Landeskulturgesetzgebung unseres Vaterlandes segensreich auf das landwirtschaftliche Gewerbe eingewirkt. Wenn alle hemmenden Fesseln von Grund und Boden genommen, dadurch eine freie Entwicklung und Bewerbung möglich geworden ist, dessen Resultate schon jetzt allein in der nächsten Zeit sich immer mehr sichtbar herausstellen werden, so hat die Waldkultur nicht diejenige Beachtung gefunden, die sie in staatsökonomischer Hinsicht verdient. Nur zu sehr hat die Ansicht Geltung gewonnen, wie aller nur einigermaßen zum Kornbau geeigneter Boden in Ackerland mit Vorteil umzuwandeln sei, und wenn hiernach von vielen Privaten verfahren, wenn die Grenze überschritten ist, teils aus Unkenntnis, teils aus finanziellen Gründen, so sehen wir jetzt Tausende von Morgen, die früher bewaldet, entweder nutzlos daliegen, oder einen nur spärlichen Ertrag liefern, mit der sichern Rentabilität in keinen Vergleich zu stellen“. . . .


„Die großen Nachteile, welche das Verschwinden der Wälder in klimatischer Beziehung hervorrufen, sind bekannt; ferner, welchen Nachteil sie nicht nur für das landwirtschaftliche Gewerbe, sondern für die Bevölkerung solcher von Wäldern entfernt liegenden Gegenden hervorrufen. Möge daher die Zeit nicht zu fern sein, wo allmählich Schonungen auf dem dazu geeigneten Boden angelegt werden!“

Ein landwirtschaftliches Blatt bemerkt hierzu: Wie viel Einfluss die Temperatur auf Wachstum und Gedeihen der Pflanzen übt, und wie schädlich ein plötzlicher Wechsel darin ist, davon kann man sich auch leicht in einem Gewächshause überzeugen. Allerdings sollte man in dieser Rücksicht auch bei der Anlage von Holzungen die Himmelsgegend ins Auge fassen, um namentlich dadurch dem schädlichen Einflüsse eines plötzlichen Wechsels des Nord- und Südwindes abzuhalten suchen. Wenigstens bleibt die Erscheinung und Fortdauer der Kartoffelkrankheit in der neueren Zeit, im Rückblick auf jene frühere Zeit, wo der Anbau der Kartoffel allerdings nicht so ausgedehnt wie jetzt, aber auch der Bestand der Waldung durchgängig ein viel ausgedehnterer war, sehr auffallend.

Wenn, wie es jetzt wohl sicher zu sein scheint, die Kartoffelkrankheit nicht, wenigstens nicht mit den bisher dagegen versuchten Mitteln, auszurotten ist, so würde die nur von dem Ertrage des ausgedehnten Kartoffelbaues abhängende Nutzbarkeit weiter Felderflächen schwinden, und deren Nutzung auf eine andere Weise geschehen müssen. Wenigstens hat es sich auch aus den Verhandlungen der 14. Versammlung der deutschen Land- und Forstwirte in Salzburg im Jahre 1851 ergeben, dass die Krankheit allgemein verbreitet und also kein sicheres Gegenmittel erforscht war. Auch der alterfahrene Amtsrat Gumprecht sagt:

„Was nimmt wohl mehr unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, als die immer sich wiederholende Unsicherheit des Kartoffelbaus“.

Überhaupt ist jetzt eine anerkannte Tatsache, dass die Landwirtschaft nicht bloß die Bestellung von Feld und Wiesen mit der nötigen Viehzucht umfasst, sondern dass sie auch die Forst- und Baumkultur umfassen muss, wenn Grund und Boden den möglichst höchsten und sicheren Ertrag gewähren sollen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1852