Transportable Dampfmaschinen

Wer von unseren Voreltern hätte es für möglich gehalten, daß das prosaische Geschäft des Dreschens bloß mittelst Maschinen und Dampf verrichtet werden könnte! Und doch ist es jetzt schon so weit in England gekommen, und zwar ist da keine stehende Dampfmaschine, keine festgebaute Dreschmaschine an der Tagesordnung, nein, die Dreschmaschine wird aufs Feld geschafft, die Dampfmaschine fährt hinterher, und verrichtet das mühselige Werk, welches ehedem viele Hände viele Tage hindurch beschäftigte, in wenigen Minuten. Die transportablen Dampfmaschinen Englands, welche letzt eine so große Rolle spielen, sind fast gerade so gebaut, wie kleine Lokomotiven. Allerdings müssen sie von Pferden an Ort und Stelle gezogen werden, wirken also in der Tat nur feststehend, aber ihr großer Vorzug besteht gerade darin, dass man sie jeden Augenblick anderswohin schaffen und heute zum Dreschen, morgen zum Auspumpen eines Morastes, hier zum Betrieb einer Branntweinbrennerei, dort zu dem einer Mühle verwenden kann. Eine recht gute derartige Maschine kostet im Durchschnitt 1.000 Thlr. bei 6 Pferdekraft und verbrannt täglich 4 Zentner Steinkohlen. Es gehören 2 Pferde dazu, um sie auf einer guten Straße bequem fortzubewegen. Obgleich das Anschaffungskapital sich überall da, wo eine große bewegende Kraft notwendig ist, ausgezeichnet gut rentiert und meistens schon im ersten Jahre bezahlt macht, so gilbt es doch viele Leute, welche den Ankauf scheuen. Dafür giebt es aber auch wieder andere, welche Spekulanten genug waren, um eine solche Maschine anzuschaffen, und damit nun überall hinyirciscn, wo man deren Kraft bedarf; wenn der Arbeitgeber die Kohlen dazu stellt und die Maschine abholen lässt, so kann er sich für einen sehr billigen täglichen Pacht ohne Irgend ein Risiko alle Vortheile derselben sichern. — Dass diese Dampfmaschinen auch zum Pflügen verwendet werden können, bewies der von Lord Willoughby erfundene Dampfpflug, welcher übrigens keine Aussicht hat, allgemeiner zu werden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1852