Die englischen Lastwagen

Die Engländer haben den Grundsatz: ihre Maschinen, Werkzeuge und Geräte so dauerhaft und zweckmäßig wie möglich herzustellen. Sic wissen, dass ein dauerhaftes Werk auch ein billiges ist, und dass man mit einem zweckmäßig eingerichteten mehr leisten kann, als mit einem schlechten. Dieser lobenswerte Grundsatz findet denn auch volle Anwendung auf die Wagen, mit denen allerlei Lasten bewegt werden. Schreiber dieses hatte Gelegenheit, sich hiervon in London durch eigene Anschauung zu überzeugen, und da doch schwerlich sein Wunsch, andere möchten mit sachverständigerem Blick dies zu Nutz und Frommen des Vaterlandes auch getan haben, damit das Gute bald bei uns anerkannt und heimisch werde, in nächster Zeit in Erfüllung geht, so will er hier beschreiben, was er gesehen und erfahren hat, so gut es irgend möglich.

In der Bauart der englischen Lastwagen herrscht eine große Mannigfaltigkeit; sowohl in Bezug auf die verschiedenen Gegenstände, als auch auf die Lasten, welche bewegt werden sollen. Man hat für Heu und Stroh, für Gemüse, für Fleisch, für Kaufmannsgüter und Waren u. s. w. sehr verschiedenartig gebaute Wagen. Sie sind zum Teil vierrädrig, meist aber nur zweirädrig, und man spannt im letzteren Falle die Pferde nicht neben, sondern hintereinander.


Eine Eigentümlichkeit haben jedoch alle verschiedenen Wagen, sie betrifft die Stellung der Speichen in der Nabe des Rades. Während diese nämlich bei den in Deutschland vorkommenden Konstruktionen neben einander und in einer Flucht in der Radnabe liegen, haben die Engländer die allgemeine Einrichtung, dass die Speichen abwechselnd mehr oder weniger hervortreten: sie behaupten, das Rad sei dadurch fester. Es wechselt dabei auch immer eine stärkere mit einer schwächeren Speiche ab. Je nach dem Verhältnisse der fortzuschaffenden Lasten sind die Räder der englischen Wagen mehr oder weniger hoch, im allgemeinen höher, als es in Deutschland üblich ist. Ebenso sind die Radkränze meist breiter als bei uns, und haben entweder eine abgeschrägte oder etwas gewölbte, oder auch nur eine ganz gerade Oberfläche.

Die Axen sind meist von Eisen, bei größeren Lastwagen aber noch durch hölzerne verstärkt und letztere ist mit der ersten festverbunden. Die Befestigung des Rades an der Axe geschieht nirgends durch sogenannte Vorstecket, sondern meist durch Schrauben oder andere sichere Vorrichtungen. Die Schere für das erste Pferd liegt wegen der Höhe der Röder höher als es hier üblich; das erste Pferd wird der Axe so nahe wie möglich angespannt, und da man die kunstfertige Beladung des Wagens so einrichtet, dass die größte Last auf der Axe ruht, so wirkt das Anziehen des Pferdes unmittelbar auf die Last. Es geht also keine Zugkraft verloren.

Fast alle Lastwagen haben einen breiten und festen Bretterboden, der mit den Leitern in fester Verbindung steht. Die letzteren sind entweder aus Eisen- oder Holzstäben gemacht. Wo die Beladung viel Raum erfordert, z. B. bei Heu, Stroh u. dergl. sind die eisernen Leitern höher als gewöhnlich und gehen bis auf die Schere, wo sie mit dem Boden einen solchen Vorbau bilden, dass bei einem so beladenen Wagen das erste Pferd nur mit der Hälfte seines Körpers sichtbar wird. — Eine große Kunstfertigkeit besteht in der zweckmäßigen Beladung des Wagens, und es ist gewiss bemerkenswert, dass lange Balken von Bauholz auf zweirädrigen Wagen sehr bequem geladen und fortgeführt werden. — In neuerer Zeit hat man Radnaben von Gusseisen mit Vorteil angewendet.

Endlich will ich noch erwähnen, dass alle Lastwagen sehr sauber angestrichen, lackiert und mit dem Namen des Besitzers versehen sind, was freilich nicht gerade nötig erscheint, denn es dürfte eine einfache Leinölfarbe schon genügen, um das Holz vor den Einflüssen der Witterung zu schützen. (A. Z. f. L. u. F.)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1852