Ursprung der Schlagwirtschaft überhaupt

Dass man auf diese Wirtschaftsart hin und wieder verfiel, ist sehr natürlich; - unnatürlicher scheint es mir beinahe, dass es nicht häufiger, nicht allgemeiner geschah. Wer mit Auferksamkeit das Gedeihen der Feldfrüchte beobachtete, musste notwendig wahrnehmen, dass ein alljährig mit Getreide bestellter Acker immer schwächere, mit Unkraut aber desto mehr durchwachsene Früchte liefere; weswegen man auch die Notwendigkeit, solche Felder, wenn der Boden bindig war, ums dritte Jahr zu brachen, wenn er aber lose war, etliche Jahre unbestellt, eindreeschen zu lassen, allgemein annahm. Eben so deutlich zeigte es sich, dass alte Grasanger entweder mit Moos oder aber mit Binsen und Disteln überzogen wurden, und dem Vieh eine kärgliche, wenig hilfreiche Weide gaben. Dagegen hatte man seit jeher beobachtet, welche vorzüglich starke und körnerreiche Saaten ein aufgebrochenes Stück Weideanger eine Reihe von Jahren hindurch liefere, bis es wieder ausgetragen hatte, und ohne Hilfe des Düngers mit dem übrigen Ackerlande in gleiche Erschöpfung verfiel. Und wiederum wusste jeder Hirte, wie hilfreich das junge Gras eines ruhenden Ackerfeldes seiner Herde war. Mussten diese auffallenden Beobachtungen nicht natürlicherweise auf den Gedanken führen, ein Feld abwechselnd zum Kornbau und zur Weide zu benutzen. — Ohne Zweifel hätten sie es getan, wenn nicht die Zerstückelung des Eigentums in den Feldfluren und die Gemeinheit der Weide, oder aber die Übermacht der verjährten Gewohnheit und die blinde Nachahmung der Väter dieser natürlichen Tendenz zur Wechselwirtschaft entgegengestanden hätten. Jeder privative Eigentümer eines des Aufbruchs fähigen Weideangers musste zwar auf den Gedanken fallen, einen Teil dieses Angers aufzubrechen, und ihn zum Kornbau zu benutzen. Dies geschah vielleicht auch häufig, wie sich mit der Menschenzahl der Betrieb des Ackerbaues vermehrte. Allein man ersetzte die aufgebrochene Weide in diesem Falle durch niedergelegtes Ackerland nicht wieder, presste jener, ohne ihr Dünger zu geben, Kornfrüchte ab, so lange sie den notdürftigen Nahrungsstoff in sich trug, und übergab sie dann der Natur in einem völlig erschöpften Zustande wieder. Und so ward denn ein solcher Weideanger für Kind und Kindeskind ein abschreckendes Beispiel des geizigen Vorfahren; und man erklärte in manchen Gegenden, wo das Verhältnis des Ackerbaues gegen den Viehstand, schon überschritten war, den Aufbruch der Weide für einen Frevel und Unverstand, der für Welt und Nachwelt nicht zu entschuldigen, wäre. Denn die Weide war auf einem solchen Gute für immer geschmälert, und das alte Ackerland empfand diesen Mangel, zumal zu einer Zeit, wo man noch keine Futterkräuter kannte, merklich. Daher kam man in Gegenden, wo Körnerbau der Einzige Zweck der Landwirtschaft war, und jeder nur diesen unmittelbar und voreilig zu vermehren suchte, zu keinem vemünftigen Plan. Wo man aber Viehnutzung, des Klima's oder des eingeführten Gebrauchs wegen, für einen wichtigen Zweig des Güterertrags annahm: da war man mehr auf Verbesserung und Vermehrung der Weide, als des Ackerlandes, bedacht, und legte dieses, wenn es noch in guter Kraft stand, häufig zu Grase nieder. Daher entstand in diesen Gegenden die Wechselschlag-Wirtschaft zuerst; anfangs freilich ohne System und mit zu großem Übergewichte des Weidelandes, bis man nach und nach das vorteilhafteste Verhältnis zwischen Viehstapel und Körnerbau, zwischen Weide- und Ackerland ausmittelte, und ein reguläres System einführte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg