Keine Einzäunung der Koppeln in Mecklenburg

So sind in Holstein fast allgemein die Koppeln mit Gräben und Wällen und darauf gepflanzten, Schlagholze umgeben. In Mecklenburg trennt mehrenteils nur ein kleiner, Graben, oft nur eine Furche, die Schläge von einander, und das Ganze ist wie ein offenes Feld anzusehen. Über das Vorteilhafte und Nachteilige dieser in Holstein, sogenannten Knicke sind die Meinungen noch immer geteilt. Auf der einen Seite schlägt man die Nutzung des auf den Wällen stehenden Holzes beträchtlich an, indem man es jedesmal, wenn eine Koppel aus dem Dreesch (Weideanger) aufgebrochen wird, niederhauet. Bei dem längeren Umlauf von 12 Jahren hat es denn schon Zeit, ziemlich wieder heran zu wachsen, und Feuer-, auch mancherlei Nutzholz zu liefern. Ferner kann mittelst der Wälle die Feuchtigkeit im Frühjahr lange auf den Graskoppeln erhalten, und dann durch die in den Wällen befindlichen Öffnungen schnell abgelassen werden, wenn man die davor befindlichen Klappen öffnet. Auch geben diese Wälle und Hecken den Boden sowohl, als besonders dem darauf weidenden Vieh Schutz gegen kalte Winde und gegen brennende Sonnenstrahlen. Und endlich geben sie eine sichere Verzäunung für das Weidevieh ab, welches nun bei Tag und Nacht, fast ohne all Aufsicht, auf jeder Weidkoppel gelassen werden kann. Dagegen haben diese Knicke offenbar den Nachteil, dass das Getreide, auf der südlichen sowohl als nördlichen Seite, im Winter vom Schnee gewöhnlich leidet, und oft ganz ausgeht. Dort, wenn die Sonne gegen den Wall scheint, schmilzt der Schee bei Tage weg, durchweicht den Boden, und friert bei Nacht wieder zu Eis. Hier bleibt der oft hoch aufgetürmte Schnee im Frühjahr sehr lange liegen, und erstickt das darunter befindliche Korn. Ferner halten sich in diesen Hecken eine erstaunliche Menge von Vögeln auf, welche sowohl bei der Aussaat als bei der Reifung des Korns einen sehr beträchtlichen Schaden tun. Und endlich ist die Trennung der Felder für den Wirtscahftsaufseher sehr beschwerlich, indem er das Ganze nicht übersehen kann, und nicht ohne weite Umwege von einer Koppel zur andern kommen kann, wenn seine Gegewart hier erfordert wird. Er muss mehrenteils wieder über den Hof zurück, wo er leicht durch andere Geschäfte aufgehalten wird, die ihn von seinem Vorsatze, sich nach der andern Koppel zu begeben, abbringen. Überdies nehmen diese Wälle und Graben doch einen nicht unbeträchtlichen Teil des Landes weg; auch ist ihre erste Errichtung kostbar. Es erhellt hieraus, dass diese Einfriedung für den Kornbau offenbar nachteilig sind, in Rücksicht des Weideviehes aber große Bequemlichkeiten und Nutzen haben, und so ist es leicht erklärbar, warum der Holsteiner sie noch für so nützlich hält, der Mecklenburger aber im Durchschnitt sie als schädlich verwirft. Dieser sieht sich dagegen gezwungen, die Koppel, wo das Vieh des Nachts sich befindet, mit einem Stangenzaune zu umgeben, und wachsame Hirten bei der Heerde zu haben, welche Beschädigung und das Durchbrechen dieser schwachen Zäune verhüten. In dem nordwestlichen Winkel von Mecklenburg, oder in der sogenannten Glüzerorts-Gegend fand ich indessen noch sehr viele Einfriedigungen der Koppeln; hingegen gar keine in den mittleren, sandigen Gegenben, wo sie ohne Zweifel sehr nützlich gewesen wären.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg