Halbe Stall- oder Hürdenfütterung.

So lange es aber einigermaßen geht - und dies ist bisher durch Auffahrung des Modders noch möglich gewesen, und kann dadurch auf manchen Gütern noch eine Zeitlang möglich bleiben —, wird sich der Mecklenburger zur Nachahmung des Holsteiners nicht entschließen. Sein Körnerbau ist ihm zu lieb und wert, und zu einträglich, um hiervon etliche Jahre etwas aufzuopfern, wenn er es gleich nachher mit großen Zinsen wieder erhielte. Weit eher wird er, — ich getraue mir das, alles jetzigen Wiederspruchs ungeachtet, vorher zu sagen — zu einer halben Stall- oder vielmehr Hürdenfütterung übergehen. Unb hieran tut er freilich noch besser. Bei der beliebten siebenschlägigen Wirtschaft hat das große Schwierigkeit. Bei der achtschlägigen, deren aber wohl nicht viele mehr existieren, ginge es sehr gut, wenn ein Kornschlag aufgeopfert würde, was doch wohl in der Folge ohne andre Dünger-Surrogate würde geschehen müssen. Hier würde ich entweder folgende Schlagordnung wählen:

1) Brache; 2) Winterkorn oder Gerste mit Klee; 3) Klee; 4) Winterkorn; 5) Hafer; 6) ; 7) Weide; 8)


Oder lieber:

1) Dreeschhafer, d. h. in die umgepflügte Grasnarbe; 2) Brache; 3) Winterkorn, oder Gerste mit Klee; 4) Klee; 5) Winterkorn; 6) ; 7) Weide; 8) ;

Wird in die Branche Winterkorn genommen, so muss sie ganz ausgedüngt werden, sonst nur mit halbem Dünger, und die andre Hälfte kommt im Frühjahr auf den Klee; es sei denn, dass man behackte Früchte in die Branche nehme, in welchem Falle man bei völliger Düngung keine Lagergerste würde zu besorgen haben.

Bei 9 Schlägen, mit doppelter Brache, würde man keinen Kornschlag aufopfern; sondern der Klee käme statt der einen Brache, folgendergestalt:

1) Dreeschhafer; 2) Braache; 3) Gerste mit Klee; 4) Klee; 5) Winterkorn; 6) Nachschlag; 7) ; 8) Weide; 9) ;

Die 10schlägige Wirtschaft mit 5 Kornschlägen setzte bisher einen außerordentlich kräftigen Boden voraus. Zur halben Stallfütterung wäre sie ohne Zweifel folgendermaßen sehr gut einzurichten:

1) Dreeschhafer; 2) Braache; 3) Gerste mit Klee; 4) Klee; 5) Winterkorn; 6) Erbsen oder Bohnen; 7) Nachschlag; 8 ) ; 9 ) Weide; 10) ;

Ich wünschte, dass jemand Risiko — Vorteil oder Verlust - bei dieser Wirtschaftsumwandlung mit mir teilen wollte; nur einen Umlauf hindurch, der mit dem ersten Kleeschlage angehen müsste. — Man bemerke wohl, dass hierbei die Bearbeitung einer Brache ganz erspart wird, und dadurch die Kosten des Kleeanfahrens beinahe völlig kompensiert werden.

Die 11schlägige Wirtschaft würde dieselbe Umänderung erleiden können. Wäre ihr Boden nicht zu leicht, so könnte balb ein Weideschlag eingehen, (indem das Kleefeld ihn reichlich ersetzte) und dafür ein Korn- ober Schootenfrucht-Feld mehr entstehen.

So würde auch die 12schlägige Wirtscahft, welche unter den jetzigen Verhältnissen für sehr misslich anerkannt wird, durch die Einführung eines Futter- oder Mähe-Kleefeldes eine sichere Basis und festen Bestand erhalten. Meines Erachtens erhielte sie folgende Rotation:

1) Breek- oder Dreeschhafer; 2) Brache, mit halben Dünger; 3) Gerste; 4) Klee, mit halbem Dünger befahren; 5) Weizen; 6) Erbsen oder Bohnen, mit halbem Dünger; 7) Roggen; 8) Nachschlag; 9) ; 10/11) Weide; 12)

Bei der Einführung dieser Wirtschaft würde ich einen Winkel der Nachkoppel durch eine leichte Stangenverzäunung einschließen lassen, solchen mit Stroh befahren und hier dem Vieh Morgens und Mittags Klee vorwerfen lassen; einen Teil des Kleefeldes aber zum Winter- und vorzüglich zum Frühjahrs-Bedarf zu Heu machen lassen. Die hieraus erfolgende Vermehrung des Düngers würde schon beträchtlich sein, wenn auch nicht mehr Vieh, wie bisher, gehalten würde; und der Ertrag des Korns müsste sich beträchtlich vermehren.

Ich schlage dies keineswegs als die vollkommenste Bewirtschaftung vor; aber es ist ohne Zweifel die leichteste Verbesserung, deren die Mecklenburgsche Wirtschaft fähig ist, und die sie vielleicht durchgehen muss, um ohne Gefahr und großen Vorschuss zu einer höheren Stufe zu gelangen. Würde hiermit allmählich die Bestellung eines Teils der Brache mit behackten Futtergewächsen zum Wintergebrauch, und dann eine Besamung des Nachschlages mit zweckmäßigen Weidegräsern verbunden, so gewönne man immer mehr Nahrung für das Vieh, und mehreren Dünger, und man würde bald noch einen Weideschlag eingehen lassen können, wenn man auch zur völligen Stallfütterung nicht übergehen wollte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg