Die Wasserfurchen

Nachdem das Feld so bestellt worden, so werden die Wasserfurchen mit vielem Fleiße, und mehrenteils mit vieler Überlegung gezogen. Man richtet sich, wie anderwärts mehrenteils geschieht, gar nicht nach den Ackerfurchen, welche ohnechin kaum mehr zu bemerken sind, sondern lediglich nach der Lage und dem Abhange des Bodens. Am Fuße der Anhöhen zieht man besonders viele Queerfurchen, die das in der Erde heruntersinkende Wasser auffangen, damit es sich nicht in die Ebne ziehe und hier den Boden sumpfig mache. Diese auffangenden Querfurchen entledigen sich in tieferen Ableitungsfurchen, die das Wasser dann in einen tieferen Graben, womit die Koppel, wenn es nötig ist, umgeben worden, abführen. So viel ich im Sommer noch sehen konnte, waren diese Furchen an manchen Orten mit ungemein vieler Beurteilung, häufig genug, aber nicht überflüssig, angelegt. Hin und wieder aber schienen sie mir auch unnötig gehäuft und zweckwidrig zu sein, und hatten, wie man aus der Stoppel sähe, das Wasser mehr herbeigelockt, als abgeführt, da es ihnen am gehörigen Fall und Abzug fehlte. Ich beobachtete mehrere Fälle, wo ein schräger tieferer Graben das würde ausgerichtet haben, was man durch eine unendliche Menge sich durchkreuzender Wasserfurchen vergeblich bezweckte. Hier und da waren die Furchen so symmetrisch angelegt, dass es schien, als habe der Herr Verwalter ein altfranzösisches Blumenparterre, oder den Grundriss einer Festung sich zum Muster dabei genommen. Man weiß indessen allgemein, wie viel auf eine richtige Anlage der Wasserfurchen ankomme, und schätzt die Einsicht eines praktischen Ökonomen besonders nach der Art, wie er solche einrichtet. In manchen Gegenden von Mecklenburg würden, die verdeckten Abzugsgräben, welche ich im 2ten Teile meines Werks über englische Laudwirtschaft ausführlich beschrieben habe, eine ungemein große Verbesserung bewirken und in der Folge viele Arbeit ersparen.

Wenn der Roggen im Herbst stark begrünt, so werden die Schafe darauf gebracht. Andre lassen sie erst im Winter darauf. Die Meinungen sind hierüber in Mecklenburg geteilt, indem Manche die Winterbehütung, wo der Frost die verwundeten Blätter trifft, für schädlich erklären; im Herbste aber solche für unschädlich halten. Der Weizen wird erst im Frühjahr, wenn er zu stark und gail zu werden scheint, mit dem Rindvieh ober Schafen abgehütet, oder aber seine oberen Blätter mit Vorsicht abgemäht (geschröpft).


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg