Die Aussaat

Als dann wird gesäet. Der Mecklenburger Landwirt schätzt unter seinen Leuten keinen so hoch, wie einen guten Säemann, der nicht nur sehr egal säet sondern es auch beurtheilen kann, wie dicht und stark gefäet werden muß. Man weiß, dass der Mecklenburger die Quantität der Aussaat nach der Güte, des Bodens bestimmt, und guten, starken Boden stark, schlechten und losen aber schwach besäet. Man hat bekanntlich auf diese Meinung die Bonitierungs-Prinzipien begründet, indem auf einen Scheffel Aussaat, Rostocker Maße, gerechnet werden.

Hierbei sieht man doch eigentlich mehr auf den Ertrag als auf die Einsaat, und will damit sagen, dass 75 Quadr.-Ruthen des besten Bodens im Ertrage und Werte gleich sind 200 bis 250 Quadrat-Ruthen des schlechtesten; denn es wird wol niemand auf 200 Ruthen nur einen Scheffel aussäen. Aber man behält doch bei der wirklichen Aussagt ungefähr ein solches Verhältnis bei. Guten Boden besäet man häufig mit einem Scheffel auf 50 Quadrat-Ruthen. Man gibt zwar Einigen Schuld, dass sie die Aussaat nur aus Charlatanerie übertreiben, um Andern von der Güte und Stärke ihres Bodens, der eine solche Aussaat erfordere, einen hohen Begriff zu machen. Besonders soll dies, wie man sagt, bei beabsichtigtem Güterverkaufe geschehen sein, wenn man erwartete, dass der Käufer nach der Einsaat kaufen würde. Auch konnte eine so dichte Einsaat im Herbste sowohl, als im ersten Frühjahr, mehr prahlen, und dem oberflächlichen Beobachter einen höheren Begriff von der Vegetationskraft des Bodens geben, als er verdiente: Aber wirklich ist es auch die Überzeugung Vieler, dass sie um so mehr ernten werden, je stärker sie auf gutem Boden aussäen. Diese Meinung ist um so auffallender, da man in Mecklenburg allgemein sehr früh aussäet, und um Michaelis damit fertig zu werden sucht; überdies auch der Boden zur Winteraussaat so trefflich vorbereitet ist. Wo man unter starkem Boden nur einen zähen, bindenden, thonigten Boden versteht; diesen durch Dünger und Bearbeitung nicht genugsam lockert, ihn spät besäet, und vielleicht gar für Abzug der Nässe nicht gehörig sorgt, da mag eine so starke Aussaat nötig sein, weil der größere Teil der Körner in der Milch, oder nachher in seinen ersten Blättern verfault, und bei einer dichteren Aussaat zufällig dann doch mehrere Pflanzen gesund bleiben. Aber dies ist in Mecklenburg nicht der Fall, und ich bin überzeugt, dass die Mecklenburger nicht nur einen großen Teil ihres Saatkorns wegwerfen, sondern sich auch schwächeres und kleinährigeres, oft Lagerkorn, durch ihre übermäßige Aussaat auf gutem Boden zuziehen.

So wie gesäet worden, wird nun mit htölzernen Eggen sorgfältig eben geeggt, erst in die Runde und nachher die Länge herauf und herunter. Kommt nach der Bestellung en heftiger Regen, eho das Korn aufgelaufen ist so wird letzteres wiederholt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg