IV. Von den ehemaligen Wismarischen Wehr und Waffen, besonders von den Bliden.

Wie mannigfach Wismar in vorigen Zeiten in Krieg verwickelt gewesen, davon wird in Folgendem mit mehreren zu reden sein. Jetzt wollen wir die alten Waffen, denen die Wismarischen in solchen Kriegen sich bedient haben, einigermaßen besehen. Wie die alten Schilde der Wandalen ausgesehen haben, so kann man’s beim Cluvero in Germ. ant. und Andern finden. Aus eben demselben ist leicht abzunehmen, wie die alten Schwerter und Hellebarten unserer lieben Vorfahren ausgesehen haben. Von den eisernen Harnischen, Panzern, Sturmhauben, eisernen Handschuhen etc. ist noch an einigen Orten dieser Stadt etwas vorhanden und ist an denselben nichts Besonderes zu bemerken. Von den trusilibus und trusialiis der alten Wismarschen Bürger kömmt etwas in den alten Urkunden von 1350 und 1385 vor. Von den Spießen, Chorden, Bogen und Rütings, deren man sich i. J. 1430 bediente, liest man etwas in der Bandschauischen Tragödie. Daß man vor Zeiten in Wismar mit Pfeilen nach dem Vogel geschossen, desgleichen im Kriege besonderer Feuerpfeile sich bedient, ist auch gewiß, wie auch etwas von dergleichen Feuerpfeilen an einen gewissen Ort noch vorhanden. Daß man im Jahre 1522 zuerst mit Büchsen oder Musqueten in Wismar sich abgegeben und 1612 zuerst mit Rohre nach dem Vogel geschossen, kann man gleichfalls berichten.

Das Wichtigste aber, was man von den alten Wismarschen Waffen angetroffen, sind einmal die Spetswagen, von welchen man weiter nichts als den bloßen Namen anzuführen weiß und dann die sogenannte Bliden, von welchen Lehmann in der Speyersch. Chronik einige Nachricht ertheilt. Es wird sich unten in der vierten Abhandlung finden, daß nicht allein verschiedene Blieden-Häuser vor Zeiten in Wismar gewesen, sondern daß auch die insgemein so genannte Blidenstraße von solchen Bliden ihren Namen habe, ja man hat gar in alten Urkunden etwas von einem Wismarschen Bliedenmeister gelesen und man kann also unmöglich daran zweifeln, daß man in Wismar auch die Bliden gebraucht habe. Wer einigermaßen wissen will, wie diese Blieden der Alten beschaffen gewesen, der stelle sich eine Maschine aus zwei Rädern vor, die mit vier langen Stangen versehen gewesen, und dabei so leicht, daß zwei Männer dieselbe auf solchrn Rädern vor sich hinschieben können; zwischen solchen vier Stangen hat die fünfte gesessen, die hinten eine Rundung gehabt, in welcher man ziemlich große Steine, Aas u. dgl. hinein thun konnte und war so gemacht, daß wann sie losgelassen wurde, sie mit Gewalt in die Höhe fuhr und die Steine und was sonst darin gelegt worden, eine ziemliche Strecke in die Höhe und weggeschleudert wurde. Auf solche Art hat man in die belagerten Städte Steine, stinkende und andere Sachen hineingeworfen und sie damit zur Uebergabe zwingen wollen, dadurch aber wohl lange nicht so großer Schade, als durch das heutige Canoniren, und Bombardiren angerichtet worden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar