I. Vor dem Alt-Wismarischen Tore.

1) Der Fischer-Hof ist vermutlich schon vor 1238 gewesen, wo er aber damals gestanden, ist ungewiß. Das letzte sogenannte Gebäude ist 1712 aus besondere königl. Ordre weggebrochen, nachdem es etliche 40 Jahre und zwar nahe an dem Fischer-Teich nach der Stadt zu, gestanden. Nach der 1717 erfolgten traurigen Zerstörung wurden wieder zwei Fischerhäuser oder Höfe gebaut, etwas näher an der Stadt, die beide schlechter waren als das vorige, und ihren Eigentümern zugehören, da das vorige ein Stadtgebäude war.

2) u. 3) Die Hornstorfer- und die Critzauer-Burg, welche beide, was die ersten Gebäude betrifft, eben so alt sind, als die Wismarischen Mauern, wo nicht noch älter. Denn man hat sie in alten Zeiten anstatt einer Vormauer gebraucht, beide sind nebst den Dörfern, von welchen sie den Namen haben, 1638 von den Kaiserlichen in die Asche gelegt.


4) Die Neue-Burg, welche auch ehedessen zu Wismar mag gerechnet worden sein, ist 1256 von Johannes Theol. seiner Gemahlin zu gefallen, von Wismar aus erbauet worden, hat 3 tiefe Graben und zwei Zugbrücken gehabt, zu welcher Zeit diese Burg eingegangen, kann man nicht wissen. Vermuthlich ist es mit derselben ebenso zugegangen, als mit dem Schloß auf Poel und hat man sich nach Johannes Theol. und seiner Gemahlin Tod wenig mehr daran gekehrt,- oder es nach und nach verfallen lassen; der Name zeigt indessen nicht undeutlich an, daß die übrigen Burgen, besonders der Orten, älter als diese, und also vor 1265 schon erbaut worden.

5) Die Flöte wird von dem letzten sel. Hrn. Eigenthümcr auch zuweilen Kuhlmanns-Hof genannt, und ist ebenfalls gar alt. Ehedessen sind zwei Flöte gewesen, die eine ist 1300 schon gestanden und stehet auch noch, die andere ist 1310 in der damaligen Belagerung der Stadt von Heinrich dem Löwen, erbaut, hat 1338 noch gestanden, nachgehend aber hat sie sich verloren.

6) Der Hof bei dem Lehm-Berg ist vermutlich ein Rest von der alten Wismarischen Mühle, wovon im Folgenden sich etwas finden wird, so oft ein neuer Besitzer oder Einwohner auf diesen Hof kommt, ändert derselbe auch seinen Namen gemeiniglich.

7) Der Raths-Thiergarten auf dem Weber-Kamp ist jetzt nicht mehr vorhanden, sondern zur kais. Zeit, da das neue Werk angelegt, zernichtet. Sonst ist es vermuthlich ein Zubehör des alten Schlosses, welches die Stadt 1305 den Landesherren abgekauft. In eben dieser Gegend hat 1316 Gerhard Belav einen Hof gehabt.

8) verschiedene Gartenhäusev sind auch vor Zeiten in dieser Gegend gestanden, aus welchen 1685 der Land-Rentmeister-Hof geworden, welchen der damalige königl. Land-Rentmeister Herr von Klinkauströhm bauen lassen, allein diese Gebäude sind alle seit 1690 ff. der Fortification wegen eingegangen. Vor eben diesem Thore ist auch gewesen
9) der Kreihahn, auf dem 1605 der fürstl. Rentmeister wohnte. Diesen Kreihahn haben 1630 ff. die Kaiserlichen so mitgenommen, daß der Schaden auf 2000 Rthlr. berechnet wurde.

10) Eine Bleiche ist wenigstens 1378 auch schon vor diesem Thore gewesen, die aber doch für die heutige nicht anzunehmen ist, weil die Gegend der Fortification wegen oft geändert wurde.

11) Der Schwein-Krug, welcher noch vor diesem Thore ist, war wenigstens 1413 schon erbaut gewesen, und ist eben wie die Schwein-Kruge vor den übrigen Thoren dazu angelegt, daß die Schweine, so in der Stadt gehören, des Nachts in demselben sollten beherbergt werden.

12) Der Weißgerber-Hof ist 1680 vor diesem Thor erbaut worden.

13) Der Lohgerber-Hof war zuerst vor dem Mecklenburger Thor erbaut, dann ist er, der Fortification wegen, nach dem Lübschen und von da endlich nach dem Alt-Wismarischen Thore verlegt worden. Hier ward er 1712 fast ganz weggebrochen, bald hernach aber wieder aufgebauet.

14) Die Philipps-Burg (welche von einem scherzenden zuerst also genannt worden, weil der damalige Besitzer mit dem Vornamen Philipp geheißen) ist theils ein Rest des Garde-Corps in der dort gewesenen Grothusen-Schanz, theils ein 1720 erbautes Haus.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar