III. Von den Kriegen des 14. Jahrhunderts.

Weit mehr Lärm hat Wismar in dem nun folgenden Jahrhundert erlebt, als in dem vorher berührten. Zwar kann man denen nicht beipflichten, welche sagen, daß Hinrich Herr von Mecklenburg im Jahre 1301 Wismar unter sich gebracht (s. Saurs Städte-Buch, Imhoffs Notizen etc.) auch unter andern darum, weil man weiß, daß die Mecklenburgischen Herrn nicht nur lange vorher in Wismar wirklich ihre Residenz gehabt, sondern auch daß im Jahre 1366 Hinricus Hierosolymitanus den Wismarischen, nachdem sie ihm gehuldigt, jurisdictionem propriam etc. verliehen, und die Herrn von Werle damals auch den Wismarischen zum Besten, das Ihrige gethan, nachdem sie auch hier die Huldigung entgegen genommen, ja daß Johannes Theologus im Jahre 1266 den Wismarischen ein besonderes Privilegium wegen des Heringsfanges in der Golvitz gegeben. Wozu auch dieses kömmt, daß Heinrich Hierosolymitani Gemahlin während der Gefangenschaft ihres Herrn sich besonders in Wismar aufgehalten, und der gefangene Herr, als er im Jahre 1299 aus seiner Gefangenschaft wieder zu Hause kam, in Wismar bald seinen Einzug gehalten etc. Aber das ist gewiß, daß im Jahre 1304 Wismar mit seinem Landesherrn, dem Herrn von Mecklenburg, theils wegen des alten Schlosses vor Wismar, theils wegen einer Hochzeit, die Heinrich der Löwe in Wismar halten, die Wismarischen aber ihn nicht gestatten wollen, zerfallen sei. Jedoch im Jahre 1305 ist die Sache dahin verglichen, daß das Wismarische Schloß (nicht das Mecklenburgische, wie Einige berichten wollen), sammt dem Holzhofe, Marstall und andern Pertinenzien, innerhalb einer Frist von einem halben Jahre, hat niedergerissen werden sollen und dem Herrn in der Statt, ein Platz, aus welchem er einen andern Hof wieder bauen könnte, angewiesen werden. Im Jahre 1309 haben die Kreuz-Brüder allerhand Ungelegenheit im Lande verursacht, die aber endlich mit bewaffneter Hand, insonderheit aus Havelberg, welches sie befestigt gehabt, herausgetrieben. Im Jahre

1311 ist Heinrich der Löwe mit 18 Herren und vielem Volk derselben vor Wismar, (weil die Stadt im J. 1310 nicht vergönnen wollte, daß seine Tochter Mechtild mit Herzog Otto von Lüneburg in ihren Mauern Beilager halten sollten) gezogen, hat diesen Ort belagert und vor denselben zwei Blockhäuser, den Hallband vor dem Lübschen und die Flöte vor dem Alt-Wismarischen Thor gebaut und haben die Dänen den Hafen befetzt, die übrigen Städte Rostock insonderheit, sind den Wismarischen zwar zu Hilfe gekommen, aber die Wismarischen wurden zu Lande von den Fürstlichen geschlagen, mußten demnach um Frieden bitten, diesen erhielten sie auch, doch mit der Bedingung, daß sie ihrem Herrn 1) die Voigtei, Zölle, Münze und Mühlen, so sie von demselben erhalten, quitt und frei wiedergeben, 2) die Schulden des Herrn in der Stadt, aus den gemeinen Einkünften richtig machen, und 3) dem Herrn einen Schlüssel zu einem Stadt-Thor auf eine zeitlang einhändigen sollten etc, außer diesem haben die Wismarienser wohl noch etwas empfunden, als i. J.
1315 Heinrich der Löwe mit Woldemar, Markgrafen von Brandenburg, wegen Stargard in einen Krieg gerathen. Latom.
1316 ist ein Krieg zwischen Mecklenburg und Pommern entstanden.
1319 ist zwischen König Erich von Dänemark und Markgraf Woldemar von Brandenburg ein Krieg angegangen, da Heinrich der Löwe es mit dem ersten gehalten.
1320 hat Heinrich der Löwe in der Uckermark einige Orte erobert.
1322 hat Heinrich der Löwe und Markgraf Ludwig mit einander zu thun gehabt.
1326 hat Heinrich der Löwe Rügen angegriffen, Barth, Grimm und Loitz eingenommen, aber i. J.
1327 von den Pommern mit Schaden zurückgewiesen. 1329 ist Heinrich der Löwe abermals in Pommern eingefallen, i. J.
1336 haben die Wismarienser dem Landesherrn wieder Einige vom Adel treulich Beistand geleistet, i. J.
1349 sind die Dänen auf Poel gefallen, welche aber bald wieder fort mußten.
1350 sqq. hat Herzog Heinrich auch mit dem Grafen von Schwerin Krieg gehabt.
1351 ist ein neuer Krieg von Mecklenburg in Pommern angefangen.
1352 hat dieser Krieg noch gewährt, ist aber endlich von dem Könige in Schweden beigelegt.
1354 haben die Wismarischen nebst Andern viele Raubnester zerstört.
1358 haben die Wismarischen in dem damaligen dänischen Kriege, in ihren Hafen, einen besonderen Sieg wieder die Dänen erfochten, den dänischen General Peter Denen nebst vielen Andern gefangen genommen, der aber nachgehends auf diese Art sich wieder frei gemacht. Es waren besondere Leute, die ihn bewachten, er aber berauschte seine Wächter, nahm darauf dem einen Berauschten die Schlüssel zu der einen Kette, mit welcher er angefesselt, und machte sich so weit los, daß er auf die Straße kam, hier nahm ihn einer, weil er noch einige Ketten an hatte und deshalb nicht gehen konnte, auf den Rücken und trug ihn fort; die Nachtwache begegnete diesen, fragte, was er trüge? der antwortete: seinen besoffenen Kameraden; er ging indessen mit seinem Peter nach dem Wasserthor, da kroch derselbe durch einen Wasserlauf und entkam glücklich. Er hat nachher zu einem Gratial für die in Wismar gehabte gute Herberge ein silbernes Marien-Bild, daran ein Mann von Silber an einer langen Kette gewesen, der Stadt verehrt. Der Krieg mit Dänemark ward indeß fortgesetzt, und die Städte waren so glücklich, daß sie Kopenhagen selbst bekamen und endlich in den gemachten Frieden, zur Ersetzung ihrer auf den Krieg gewannten Unkosten. Schonen auf 16 Jahr erhielten. Wegen der oben angeführten Münze hat man dieses weitläufiger anzuführen keinen Umgang nehmen können, hierauf hat man einige Jahre in guten Frieden zugebracht, aber im Jahre
1368 ist es zwischen Mecklenburg und Pommern, der Grenze wegen, zu einer großen Weitläufigkeit, und im Jahre
1369 bei Dammgarten zu einem Treffen gekommen, worauf wieder Friede geworden. Eben zu dieser Zeit fiel der Herzog von Braunschweig mit seinen Leuten in Mecklenburg, ward aber bald, mit ziemlichem Verlust, wieder hinausgewiesen.
1385 haben Wismarienses nebst Andern, wieder einige Raubnester zerstört.
1390 rüsteten die Wismarischen, wegen des gefangenen schwedischen Königes, ihres Landesherrn, Alberti eine Flotte aus, die aber durch einen heftigen Sturm sehr beschädigt ward.
1391 sind die Wismarischen mit einer kleinen Flotte Stockholm zu entsetzten, nach Schweden gegangen, da sie denn auch einen jährigen Stillstand mit dem dortigen Dänen getroffen.
1392 haben Wismar und Rostock des damaligen Krieges wegen, die sogenannten Vitallien-Brüder zuerst angenommen, deren Hauptmann oder Obrister Bartholomeus Bood geheißen.
1391 haben die Vitallien-Brüder Ellenbogen in Schonen erobert und verheert.
1395 haben eben dieselben im Winter, zur See im Eise sonderlich gefochten, und darauf Stockholm wirklich entsetzt.
1396 sind die Vitallien-Brüder anfänglich sehr glücklich gewesen, und haben aus Norwegen große Beute geholt, aber hernach haben die Stralsunder es ihnen zu Hause gebracht, indem sie viele derselben gefangen bekommen und sie recht merklich abgestraft. Die Wismarischen haben, nachdem sie sich mit Dänemark, wegen des gefangenen Königs Alberti, verglichen, diese Leute auch wieder abgeschafft, wobei zu merken, daß der berufene Stortebeck, welcher in Hamburg seinen verdienten Lohn bekommen, zu diesen Vitallien-Brüdern mit gehört habe.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar