I. Von den Wandalischen und Wendischen Kriegen, an welchen Wismar Teil gehabt haben mag.

Es ist oben kurz angezeigt, daß unter den Wandalischen Königen einer, der Wismarus geheißen, gewesen sei und daß derselbe in diesen Ländern wirklich regieret habe, und wird sich unten finden, daß, allem Ansehen nach, zu dessen Zeit die Stadt Wismar wirklich erbaut worden. Bei diesem Bau kann man von den Unterthanen sagen, daß sie die Lust zum Kriege, eben so wenig als ihr König, habe fahren lassen. Vielmehr haben sie denselben, wenn er in den Krieg gezogen, gern Gesellschaft geleistet, dieses soll etwa im Jahre 336 geschehen sein. Nach Latomi’s Bericht könnte man wohl sagen, daß Wismarus um gedachte Zeit in seinem Vaterlande von den Gothen mit Krieg überzogen oder überfallen worden. Aber man thut doch besser, wenn man mit Bangerto in notis ad lib. I. Helmold. c. 2, p. 8 und andern seinesgleichen, sagt Geberich habe den Wisimarum unterwegs an der Donau überfallen und geschlagen. Was hierauf weiter vorgegangen in den ersten nächstfolgenden Jahren, ist unbekannt; das aber ist bekannt, daß im Jahre

404 ein neuer Kriegszug, und zwar von Radegasto dem Wandalischen, und Alarico dem Gothischen Könige, vorgenommen worden, und findet man dabei genug Nachricht von dem Unglück, welches den ausgezogenen, unter welchen vermutlich Einige aus diesen Orten mit gewesen, in den Apeninischen Gebirgen betroffen, wenn sie von Stilicone daselbst erstlich eingesperrt, nachher aber auf’s Haupt geschlagen worden.
410 oder 409 hat Corsico und mit demselben einige von den hiesigen Wandalen sich schon von Neuem hinausgewagt, da es ihnen denn gelungen, daß sie durch Frankreich in Spanien eingedrungen, die Wenden, welche um diese Zeit die hiesigen fast leeren Länder, mehr mit guten Worten, als mit dem Schwert mögen eingenommen haben, sind auch nicht eben die friedliebendsten gewesen. Man findet unter Andern beim Latomo von ihnen, daß sie i. J.
567 mit den Longobarden in Italien gezogen und nach 12 Jahren wieder zu Hause gekommen, desgleichen, daß sie im Jahre
595 in Böhmen von Thassilo, einem bayerschen Fürsten, wacker geputzt worden, daß nämlich i. J.
630 Radegastus III. mit seinen Leuten in Thüringen eingefallen und i. J.
641 wieder herausgetrieben worden, imgleichen daß im Jahre
782 Vitislaus II. in’s Magdeburgische eingefallen und im Jahre
789 nahe bei Wismar vom Kaiser geschlagen worden, auch endlich i. J.
795 von den Sachsen bei der Elbe erschlagen worden. Nicht weniger gehören hierher die Kriege, welche im Jahre
798 und 808 vom Thrasicone, und im Jahre
815, 816, 819 vom Slaomir geführt. Desgleichen daß im Jahre
846, 858, 861 die Kaiserlichen diese Länder bezwungen, weiter was i. J.
889, 904, 913, 935 von und unter Misislav II. geschehen, außer diesen haben i. J.
938 Kaiser Otto II. Bilungum und seine Wenden bezwungen.
985 haben Bilungus und dessen Sohn Mistevoi im brandenburgischen, sächsischen und Meißnischen übel gehaust.
991 haben die Wenden mit den Dänen zweimal gar glücklich gefochten.
999 haben die Wenden einen Einfall in Sachsen gethan, ibid.
1020 sqq. Mistevoi und die Seinigen haben hin und wieder verschiedene Feindseligkeiten ausgeübt.
1059 sind die Tolenzer und Circipaner zerfallen und der König Godschalck endlich in diese Händel mit eingeflochten.
1066 ist König Gottschalck sammt den Bischof zu Mecklenburg und vielen Andern erschlagen, Hamburg erobert, in Holstein und in Sachsen allerlei Bosheit verübt, endlich aber sind die Wenden gezüchtigt worden. Im Jahre
1079 ist König Buthue ab- und Crito wieder eingesetzt worden.
1107 haben die Wenden sich wider ihrem König Heinrich I. empört, worauf es wieder zu einem völligen Kriege gekommen, welchen die Sachsen zu Ende gebracht.
1120 sqq. haben Heinrich und dessen Söhne mit den übrigen Wenden, besonders mit den Rügischen, zu thun gehabt.
1130 sqq. sind Kömges Canuti wegen, verschiedene Kriege entstanden.
1140 haben Pribislaus und Nicolotus auch einige Kriege erlebt.
1147 sind die hiesigen Wenden von Heinrich dem Löwen mit Krieg überzogen worden.
1152 haben die aufrührerischen Kissiner und Circipaner zum Kriege Anlaß gegeben.
1160 sqq. ist in dem damaligen Kriegen Mecklenburg und Wismar mit abgebrannt und darauf mit Deutschen besetzt worden.
1162 hat Pribislaus in Abwesenheit Heinrich des Löwen einen neuen Krieg angefangen.
1162 ist Mecklenburg von Nicoloto ruinirt.
1164 sqq. ward Mecklenburg etc. vom Pribislav belagert und erobert, worauf große Weitläufigkeiten gefolget, die endlich so beigelegt, daß Pribislaus Mecklenburg gutwillig wieder erhalten.
1170 hat Pribislaus erstlich mit Woldemar König in Dänemark wider die Rügianer gestritten, nachher aber ist er den Dänen selbst in’s Land gefallen.
1171 fielen die Dänen wieder in Mecklenburg und die Mecklenburger wieder in Dänemark.
1184 sind Heinrich Burevinus und Nicolotus einander in die Haare gerathen.
1185 sind zwei Mecklenburgische Herren im Kriege gefangen.
1199 mußten die Mecklenburger den Dänen zu Gefallen, in Holstein einen Einfall thun.
1225 haben unter Andern die Mecklenburger sich von Dänemark losgerissen.
1229 haben dieselben nebst Andern die Dänen bei Bornhovede geschlagen. Von allen diesen Kriegen findet man ein Mehreres bei dem Latomo, und es wird genug sein, wenn man hier bezeugt, daß man dem jetzt gedachten Latamo wie hier also in Folgendem insonderheit folget. Daß früher Wismar im Jahre 1230 ganz zerstört, berichtet der sel. Hr. Cos. Voigt, man hat aber bisher anderwärts nichts darüber gefunden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar