II. Von allerlei traurigen Begebenheiten.

Daß in unserer Stadt unter den Nebenbegebenheiten, von welchen jetzt die Rede ist, zuweilen auch traurige vorgekommen, ist leicht zu erachten. Nun mögen freilich zu den traurigsten Begebenheiten die Feuerbrünste, Wassernöthen, Theuerungen, Pestzeiten, Belagerungen mit eingerechnet werden; aber dieses sind Hauptsachen, jetzt wird demnach nur etwas anzuführen sein von besonderen Todesfällen, Leichen, traurigen Mordthaten, merklichen Executionen etc., von welchen man bisher Folgendes sich angemerkt hat:

1260 oder 64 oder 65 den 1. August ist Johannes Theol., der in Wismar residirte, mit Tod abgegangen.


1273 ist die traurige Post, daß Henricus Hierosol. von den Saracenen gefangen genommen worden, in Wismar zuerst erschollen.

1282 mag es nicht viel fröhlicher daher gegangen sein, wann dazumal die Botschaft aus Polen eingelaufen ist, daß Luitgard Henrici Hierosol. Tochter von ihrem Gemahl, einen Wojewoden von Gnesen, unschuldiger Weise entleibt worden sei.

1289 ist des gefangenen Herrn ältester Sohn Johann, der kurz vorher die Helena aus Rügen geheirathet, wie er von Wismar zu Wasser nach Poel fahren wollte, nebst 14 Edelleuten jämmerlich ertrunken, indem durch einen heftigen Sturmwind das Boot umgeschlagen wurde, die wieder gefundenen Körper der Ertrunkenen sind nachgehends in der Grauen-Klosterkirche allhier begraben worden, wobei des ertrunkenen Herrn höchst schwanger hinterlassene Wittwe besonders sehr klagt, und auch bald darauf mit einer Tochter, Luitgard genannt, entbunden wurde, aber diese ist
1290 schon wiederum gestorben und ihr Leichnam zu Wismar bei dem Vater begraben worden.

1304 (nicht 1314) den 25. September ist Beatrix, die Gemahlin Henrici Leonis, aus dieser Welt geschieden, und zu Wismar im Franziskaner-Kloster vor dem Hochaltar begraben worden. Es sollen bei deren Grabe nachgehends verschiedene Wunder geschehen sein.

1306 (nicht 1302) hat Henricus Hierosolymus in Wismar sein Leben geendigt, die Leiche ist hernach zu Doberan begraben worden.

1314 (nicht 1311) ist Anastasia (nicht Beatrix), Wittwe Heinrichs Hierosolymitanus, da sie krank nach Wismar fuhr, im Wagen gestorben, und darauf in Grauen-München vor dem Hochaltar begraben.

Am 31. August 1318 ist Mechtild, Gräfin von Schwerin, auch allhier verschieden, und an eben denselben Ort eingesenkt worden.

Am 24. Februar 1319 ist Helmoldus von Plessen, der sich durch die Erbauung des Chors in der Grauen-München-Kirche berühmt machte, allhier mit Tod abgegangen, und hat eben daselbst sein Grab gefunden.

Am 22. April 1321, ist Henricus, Sohn des Henrici Leonis, auch gestorben; der Körper war anfänglich beigesetzt, nachgehends aber mit der Leiche seiner Mutter Anna im Chor zu Grauen-München beerdigt; an letzt gedachtem Orte ruhen auch Anastasia und Anna, die Töchter Henrici Leonis.

1327 oder 28 den 1. März ist Anna, Henrici Leonis andere Gemahlin, gestorben, die Leiche wurde nach Wismar gebracht und in das Grab der ersten Gemahlin Beatrix beigesetzt.

1379 um Michaeli hat Nikolaus Alkun einen Priester Thiederikus Celpyn allhier ermordet, man hat dem Thäter, der entfliehen wollte, nachgesetzt, und ihn zu Warin ertappt.

1403 entführte ein gewisser Adeliger die Frau eines ansehnlichen Wismarischen Bürgers, Johann Schelpeper mit Namen; auch nahm selbe alle ihre Kleinodien mit fort. Man setzte ihm nach, bekam ihn zu fassen und hängte ihn, obgleich es König Allbrecht, der dazumal im Lande sich aufhielt, sehr zuwider war, mit Stiefel und Sporn am Galgen zu hängen.

1407 hat sich folgende traurige Geschichte allhier zugetragen: Ein Zimmermann, der zuweilen in Irrsinn verfiel, kommt zornig nach Hause, und haut mit einem Platt-Beil zwei seiner Kinder mitten entzwei, indem er mit dem dritten auch so verfahren will, tritt seine schwangere Frau zu ihm, um ihn davon abzuhalten, aber er reißt sich los, und tödtet mit einem Hiebe noch ihrer zwei und geht darauf blutig an seine Arbeit; als man ihn fragt, warum er so blutig sei, ging er in sich, läuft nach Hause und ersticht sich mit einem Messer. Daß Albertus, der frühere König von Schweden, welcher in diesem Jahre starb, in Wismar begraben wurde, will Latomus berichten, aber er irrt sich.

1440 den 27. März hat ein gottloser Mensch ein Haus an der Gruben angezündet, aber man hat ihn ertappt und aufs Rad gelegt.

1491 ist Hinrich Grantzien, der nahe am Alt-Wismarischen Thore gewohnt hat, mit seiner Frau zu Hause von einem bösen Menschen ermordet worden; der Thäter ist hernach 1493 zu Neustadt in Holstein ertappt und dort wegen verübter Dieberei gerichtet worden.

1496 ist ein junger Mensch eines Mordes wegen hingerichtet worden; ein anderer wurde wegen Zauberei verbrannt; wieder einer, der aus der Travemündischen Kirche eine Monstranz und andere Sachen gestohlen, ist gerädert worden. Zu Dammenhusen wurde ein Müller erschlagen. Noch ist ein Dieb, der hin und wieder Pferde, Kühe und andere Sachen gestohlen, erhängt. Einer, der gestohlen, mit seiner Stieftochter Unzucht getrieben und das Kind ausgesetzt hat, daß es verschmachten mußte, ist enthauptet worden.

1497 ist ein Bösewicht, der in Lübeck, Lüneburg, tilgen, zu Ultzen, zu Braunschweig, bei Oldenburg, in Holstein und in Dänemark Kirchen bestohlen, auf öffentlichen Straßen geraubt, nebst Andern fünf Personen ermordet, oder nach der heutigen Redensart, einen rechten Cartouchianer gespielt, in Wismar gerädert worden.

1498 ist ein Bürger von einem Schlachter-Knecht mit einem Messer erstochen. Einer, der Frau und Magd in einem Hause an der Grube ermordet, das Haus bestohlen, die Kirche zu Poel beraubt und sonst allerlei Diebereien ausgeübt, ist gerädert worden.

1499 ist ein Tuchknappe erstochen worden. Ein Dieb ist aufgehangen. Einer, der einen Bürger erschießen wollte, ist mit dem Schwerte hingerichtet, und ein Büttel von einem Büttel-Knecht entleibt.

1500 hat ein Schuh-Knecht den andern um’s Leben gebracht, ebenso hat es ein Bürger mit einem andern gemacht, ein Barbier-Geselle mit seinem Kameraden, und noch ihrer zwei mit einem Bürger.

1501 sind nach und nach vier Diebe gehangen, deren einer Jemandem unter andern einen Ablaß-Brief gestohlen gehabt, und zwei Personen haben sich entleibt.

1502 haben verschiedene Pferde- und andere Diebe zum Galgen wandern müssen; ein Kohlenmesser hat den andern, und noch ein Vater und Sohn Jemanden ermordet.

1503, den 21, November, ist Herzogs Magni Leiche von Schwerin zu Wismar angekommen. - Zwei Brüder haben einen Stallknecht ermordet.

1504, den 7. Januar, ist Herzogs Magni Leichen-Begängniß in Wismar in der St. Jürgens -Kirche, sehr prächtig vollzogen, doch der Körper ist von Wismar nach Doberan gebracht und daselbst eingesenkt. Sonst sind es betrübte Zufälle gewesen, wenn ein Mann vor dem Alt-Wismarischen Thore ertrunken, eine Frau von einem Mann so sehr geschlagen worden, daß sie davon gestorben, ein Schmiedeknecht und dessen Gehülfe einen andern Mann getödtet, einer als Dieb und Mörder mit dem Schwert hingerichtet, und ein Geistlicher (wovon oben er-wähnt) sich selbst erhängt.

1505 ist die Herzogin Sophie, Herzogs Magni Fr. Wittwe allhier gestorben und im Schwarzen-Kloster begraben worden, von deren Grab noch etwas übrig ist.

1500 hat man von betrübten Mordthaten und Unglücksfällen abermals Verschiedenes erlebt; denn da hat ein Knabe den andern erstochen, ein Bäcker-Knecht einen andern entleibt, so ist auch ein Kohlenträger ermordet und ein Mädchen von einem Wagen überfahren und auf diese Weise um ihr Leben gekommen.

1507, Donnerstags nach Lätare, ist Herzog Balthasar in Wismar mit Tode abgegangen und der Körper zu Doberan begraben. - Peter Wise ist auf öffentlichem Markte hingerichtet worden. - Thomas N. hat in seinem Hause einen tödtlich verwundet, dieser hat, wenn der Verwundete sterben würde, 30 Mark Strafe zu erlegen und den Verstorbenen 3 Sternbergische Reisen oder Wallfahrten nachgehen lassen sollen.

1508 ist ein Dieb gehängt worden, welcher zu Frankfurt und Wilsenack allerlei Diebereien verübt, auch hier eine Korallen-Schnur, it. einen Rosenkranz etc. aus dem Schwarzen-Kloster gestohlen; die Kirchfrau im heil. Geist ist ermordet worden, ohne daß man erfahren von wem. Johann Dargetzau ist von Peter Lüneborgen, und N. Grundgrieper von Hans Brandten ermordet. Zu damaliger Zeit ist es in Wismar sehr übel zugegangen, weil jährlich viele große Diebereien und Mordthaten ausgeübt worden.

1509 ist Hans Flintenstein gerädert; er hatte in Liefland und Preußen allerlei gestohlen; in Pommern drei Kirchen, und eine Kapelle bei Lübeck etc. erbrochen und beraubt. Ein -Büttelknccht ist wegen. Dieberei und andern Unthaten enthauptet worden. Ein Büttelmeister, der seine eigene Frau ermordet und bei Garz in einen Morast geschleppt, auch gestohlen, ist gerädert worden. Ein See- und Straßenräuber, der sehr viel Böses begangen und unter andern sechs Schiffe genommen, auch mehr denn zehn Wagen hin und wieder auf öffentlichen Landstraßen beraubt, ist mit dem Schwerte hingerichtet worden. Einer, der zwei Pferde gestohlen, eine Jungfrau geschändet, drei Wagen beraubt, sechs Personen getödtet, hat gerädert werden sollen, doch auf viele Fürbitte ist er enthauptet. Noch hat ein Drechsler einem andern, und ein Tischlergeselle einen Kohlenträger ermordet.

1511 ist Einer mit dem Schwerte hingerichtet, der an einer Bürgersfrau, mit welcher er nach Lübeck gehen wollte, einen Straßenraub ausüben half.

1512 ist eine Zauberin, die durch einen Zaubertrank einigen Leuten auf dem Lande ihr Vieh getödtet, verbrannt worden. - Hans Timmermann ist vor dem Mecklenburger Thor erschlagen, und auf einer adeligen Hochzeit ist ein Edelmann erstochen worden.

1513 ist ein Herren-Diener erschlagen; ein Handwerks-Bursche hat seinen Meister ermordet; Fabian Lau ist von zwei Bösewichten umgebracht; zwei Weiber sind wegen Kirchen-Diebereien und andern bösen Thaten lebendig begraben.

1514 sind zwei Personen ermordet worden; ein böser Mensch, der unter andern von dem Marien-Bilde in der hiesigen St. Marien-Kirche einen Schleier gestohlen, in Hamburg zwei Jahr als ein Stummer herumgegangen und gebettelt, einen Jungen, einen Priester, einen andern Mann, und einen Vater, dessen Tochter er schänden wollte, ermordet, ist gerädert worden.

1515 sind nach und nach zwei Mörder enthauptet; ein Dieb ist aufgehangen, und zwei Personen sind ermordet worden.

1516 wurde eines Rademachers Sohn aus Warin hingerichtet, der entsetzliche Unthaten verübt. Unter andern hat er bestohlen die St. Jürgens-Kirche in Stralsund, die Kirche zu Gägelau, eine Kirche bei Rendsburg, die St. Jürgens-Kirche vor Lübeck, die Kirche zu Guddow, eine Kapelle zwischen Bützow und Rostock etc. Ein anderer Dieb und Mörder wurde gehängt, ein anderer Mörder wurde enthauptet. Auf dem hiesigen Rosengarten ist eine Frau erschossen und sonst ist noch ein Mann erschlagen. Aus diesem allen kann man sich einen Begriff von der damaligen Zeiten Bosheit machen und urtheilen. Und man kann dabei Gott danken, daß die hiesige Stadt-Obrigkeit in vierzig Jahren und darüber nicht mehr Ursache gehabt, einen einzigen Menschen durch den Scharfrichter, am Leben strafen zu lassen.

1522 hat Peter Flensburg vor dem Lübschen Thor zwei hiesige Bürger erschlagen.

1526 ist Frau Margaretha, Herzogs Balthasars Wittwe, im Schwarzen-Kloster, bei ihrer vorhin daselbst begrabenen leiblichen Schwester, Herzogin Sophie zur Erde bestattet.

1573, den 21. Februar, hat eine Magd, Anna Mohrman, ihre Frau sammt einem Kinde ermordet; sie ist hernach mit glühenden Zangen gezwickt, enthauptet und auf das Rad geflochten.

1576 ist die Leiche der Herzogin Dorothea, Herzogs Christophori Gemahlin in Wismar solenniter eingeholt, eine Nacht in die St. Marien-Kirche gesetzt und bewacht und hernach nach Bützow geführt.

1576 hat eine Frei-Bäckerin auf einer adeligen Hochzeit einen Mann erstochen, sie ist hernach zu St. Jacob enthauptet.

1577, den 7. November und 31. Oktober, sind Sohn und Mutter, begangener Blutschande wegen, und sonst noch ein Mann enthauptet.

1581 ist ein Kind, welches eine böse Mutter auf den St. Marien-Kirchhof geworfen, von den Hunden bis auf’s Haupt aufgefressen.

1584 sind vier Diebe aufgehangen, und den 7. Oktober sind vier Zauberer verbrannt.

1586, den 25. November, ist eine Kindesmörderin gesackt; den 23. Dezember sind zwei Kirchendiebe auf’s Rad geflochten, auch hat ein ansehnlicher Bürger einen andern umgebracht.

1587, den 22. Mai, ist in dem Pipensode bei der Wage ein todtes Kind gefunden worden. - Am 5. April hat sich ein Student in einem Hause erhängt.

1589, den 19. August, warf ein Schlachter-Knecht im Scherz eine Magd mit einem Stück Leber vor die Brust, die Magd fiel zur Erde und blieb todt, der Thäter aber lief davon.

1592, den 14. April, sind fünf Zauberer vor dem Mecklenburger Thor verbrannt.

1595, am andern heil. Weihnachts-Tage, unter der Früh-Predigt, hat ein junger Mensch von 18 Jahren eine Magd mit einem Messer erstochen; er ist, weil er auch einige Sachen vorn Altar gestohlen, mit glühenden Zangen gezogen, geköpft und auf’s Rad geflochten.

1596, den 25. September in der Nacht, ward Carst Hofmeister, ein vornehmer reicher Bürger, in der Alt-Wismarischen Straße, nicht weit vom Thor wohnend, in seinem Bett ermordet; weil nun Niemand den Thäter wußte, ward ihm von bösen Leuten nachgeredet, daß er sich selbst ermordet. Acht Tage hernach ward dessen Körper auch, als eines Selbstmörders vom Frohnen, aus dem Lübschen Thor hinausgeführt und da unweit vom Strande begraben; doch einige Jahre hernach, im Jahre 1600 ward der Thäter kund, der denn auch wegen dieser und anderer verübten Unthaten zu Rostock seinen verdienten Lohn empfing.

1599, den 17. Februar, hat eine unsinnige Mutter in der Papen-Straße ihrem in der Wiege liegenden kleinem Kinde mit einem Messer die Gurgel abgeschnitten.

1600, den 13. März, hat jetztgedachte Mutter ihrem kleinsten Kinde von fünf Wochen ebenfalls die Kehle abgeschnitten; sie ist eingesetzt worden und endlich zu sich selbst wieder gekommen, da sie sich diese Mordthaten so zu Herzen genommen, daß sie vor Gram gestorben.

1602, den 20. März, ist ein Maler-Geselle, der seinen Neben-Gesellen erstochen, enthauptet.

1610, den 30. August, hat man des, den 22. Juli zu Güstrow seligst verstorbenen Herzogs Karl Klag- und Begräbniß-Tag in Wismar mit gehalten, und ist die größte Nicolaitanische Glocke, indem sie gelautet worden, geborsten.

1613, den 24. Mai, ist der Bleicher vor dem Alt-Wismarischen Thor von einem bösen Menschen so mit einem Messer gestochen, daß er den 25, dess. gestorben; der Mörder ist den 9. Juni enthauptet und dessen Kopf bei St. Jakob auf einen Pfahl gesteckt. - Den 28. Juli ist am Alt-Wismarischen Thor ein Tischler-Geselle von einem losgerissenen Wese-Baum erschlagen. An selbigem Tage ist bei der Lübschen Burg ein anderer Mensch auf gleiche Art um sein Leben gekommen, auch ist um diese Zeit vor dem Lübschen Thor Jemand ertrunken; auch ist ein Kind zu Triwalck mit einem Fuder Korn zu Tode gefahren.

1615, den 24. Januar, ist Einer, der mit seiner eigenen Mutter Blutschande getrieben, enthauptet, die Mutter, welche in der Frohnerei gestorben, ist hernach zu St. Jakob aus dem Köpffenberg begraben.

1617, den 29. Januar, hat ein Wismarischer Bürger, der im Kopf nicht wohlverwahrt gewesen, seine eigene Frau mit einem Messer umgebracht.

1624, den 28. September, haben zwei Deponenten, Christian und Peter Müller, welche in der Frohnerei gefangen gesessen, erstlich den Frohner-Knecht, bald darauf den Frohner selbst und dessen Frau, in der Frohnerei jämmerlich ermordet, auch die Magd und Kinder, welche noch übrig gewesen, so lange gequält, bis sie ihnen die Schlüssel zu den ihnen angelegten Schlössern gewiesen, mit welchen sie die Ketten los und sich davon gemacht. Ob diese Üebelthäter wieder ertappt worden, hat man bisher nicht erfahren.

1641, den 25. Juli, war Kindtaufe in des Kommandanten Hause, und der Herzog selbst nebst der Herzogin allda zugegen. Bei dem Gesundheit-Trinken wurden einige Quartier-Stücke abgefeuert, endlich aber zersprang eines von diesen Stücken, so daß ein Konstabler nebst drei Küchen-Jungen davon zerquetscht und getödtet wurden. - Den 19. August ward die Leiche des sel. Hrn. Feldmarschalls Bannier (welche den 2. Juli von der Armee hereingebracht), nach einer in der St. Marien-Kirche gehaltenen Leichen-Predigt, auf’s Prächtigste zu Schiffe gebracht und nach Schweden übergeführt.

1645, den 4. November, sind auf einmal neun Personen elendiglich ertrunken. Einer, der in diesem Jahre die schwedische Flotte in dem Wismarischen Hafen anzünden wollte, ist deswegen hernach geschmaucht.

1647, den 7. April, ist erstlich ein Knecht, gleich darauf eine Magd, weiter ein Schoppen - Brauer, dann ein Soldat in einen Braukeller voll frischen Bieres gestiegen, die aber Alle darin fast erstickt. Sie wurden endlich wieder herausgebracht, die beiden Letzten bald, die Magd mit genauer Noth, der Knecht aber gar nicht wieder hergestellt. - Den 15. Dezember ist der Herr General-Major Wrangel, nachdem er etliche Tage vorher hier gestorben, in der St. Marien-Kirche hinter der Kanzel, in einer Kapelle (wo im Jahre 1641, den 2. Juni, dessen Gemahlin auch schon begraben worden) mit vielen Feierlichkeiten begraben.

1659 im Januar ist Herr Graf Johann Oxenstirn, pommerscher General-Gouverneur, hier gestorben.

1660 ward in Wismar wegen des den 13. Februar zu Gothenburg erfolgten hohen Todesfalles, Ihro Königl. Maj. Karl Gustav’s, ein Klage-Tag gehalten. Den 23. August haben die Jungens ein Weib, welches sie für eine Hexe gehalten, in’s Wasser gestoßen, worin sie ertrinken mußte.

1669 im Monat September, ward des verstorbenen schwedischen Reichs-Raths Peter Sparren Leiche, von Vehrden hierher gebracht, welche nachgehends über See nach Schweden geführt wurde.

1677, den 4. Dezember, ward der gewesene dänische Wismarische Gouverneur, der Herr General-Major Hans Walter, welcher den 14. Juli in Schonen geblieben, in Wismar in der St. Jürgens-Kirche im Chor, auf’s Feierlichste begraben.

1678, den 28. Juli, duellirten bei Wismar in der Landwehr zwei Offiziere, die beide blessirt wurden; Einer von den Secundanten wurde erstochen.

1691, den 25. August, wurde eine Schiffers-Tochter, welche ihr eigenes, in Unehren erzeugtes Kind, ermordet, enthauptet.

1692, den 10. September, wurden drei Männer, welche in einem Hause einen Abtritt graben wollten, von der Erde verschüttet, so daß sie alle drei um’s Leben kamen.

1693, den 6. Juni, kam die Leiche des sel. Herrn Feldmarschalls Horn in Wismar, von Stade an, wurde prächtig eingeholt und nach dem Wasser begleitet und so nach Schweden zu Schiffe gebracht. - Den 29. Juli ertranken zwischen dem Wallfisch und Poel ein Schiffer und zwei Frauen. - Den 18, November ward der Hochsel. Königin von Schweden Ulrice Eleonore Klage-Tag in Wismar mit gehalten.

1696 starb eine unzüchtige Kindes-Mörderin in der Frohnerei, deren Körper von dem Büttel hernach hinaus, gefahren und am gehörigen Orte begraben wurde.

1697, den 28. August, ward wegen Absterben Ihro Glorwürdigsten Königl. Majestät Karl XI. (welcher den 5. April im Herrn entschlafen) ein solenner Klage-Tag mit einer Leichen-Predigt in der St. Marien-Kirche in Wismar gehalten.

1698, Nachts zwischen den 4. und 5. Juli, erstach sich ein Strohhutführer mit seinem eigenen Messer auf der Lübschen Burg.

1699, den 28. Juli, war der unglückliche Tag, da die Wismarischen Pulver-Thürme vom Wetter angezündet wurden.

1700 verwundete etn Soldat einen Bürger, so daß er etliche Tage darauf seinen Geist aufgab.

1702, den 10. Dezember, soff sich ein Konstabler nach angestellter Sauf-Wette in Branntwein zu Tode.

1703, den 14. Februar, ward ein Soldat, ob bigamiam simultaneam enthauptet. - Den 30. Mai erschoß ein Soldat einen Mann und ein schwangeres Frauenzimmer, also ihrer drei mit einem Schuß; er ward hernach enthauptet. Dem ungeachtet erschoß den 21. Juli ein anderer Soldat schon wieder eine Bauersfrau.

1705, den 14. März, ersäufte sich ein Soldat, der vorher ein Student der Theologie gewesen.

1707, den 11. Juni, fiel sich ein Maurer-Geselle von der Nikolai-Kirche zu Tode.

1708 wurden auf einmal sieben Soldaten, welche nebst Andern desertirt, aufgehangen.

1711 ersäufte sich eines Maurers melancholische Frau in der Grube. Nach dem unglücklich geschehenen Ausfall wurden um die Stadt herum sehr viele, die vorher als dänische Deserteurs hereingekommen, nun aber gefangen genommen worden, an den Bäumen von den Dänen aufgeknüpft.

1712 hat erstlich ein Dragoner sich selbst erhängt, hernach ein Soldat sich die Kehle abgeschnitten.

1717, den 22. September, ward ein junger Mensch von einem Balken, den er nebst einem Andern trug, auf dem Markte erschlagen. Den 22. November hat eine melancholische Frau sich in den Pipensod gestürzt und ist darinnen ertrunken. - Auch hat ein kranker Mensch sich selbst entleibt.

1719, den 15. Juni, siel sich ein Thurmdecker-Geselle oben vom Marien-Thurm zu Tode. Auch erschoß der damalige Scharfrichter hierselbst, den Halbmeister zu Vicheln, weshalb er nach langem Prozeß die Stadt endlich räumen mußte.

1720, den 13. November, ertranken drei Personen, welche mit einem Boote nach Poel fahren wollten.

1721, den 22. April, erstach ein Bettler den andern mit einem Messer. - Den 24, Oktober erstach ein Barbier - Geselle einen Schlachter-Knecht um sechs Schillinge willen.

1722, den 8. August, ward der Lübsche Postknecht in seinem Quartier von einem herunterfallenden Baum erschlagen.

1723, den 14. Februar, fiel sich ein Edelmann in einem gewissen Hause vom Boden zu tode. - Den 22. Februar brach ein junger Mensch durch’s Eis und ertrank. Den 21. Nov. ward vor der Stadt ein schwedischer Lieutenant von einem Kapitän im Duell erstochen.

1724, den 5. November, erschoß sich ein gewisser Bürger in seinem Bette mit einer Pistole.

1725, den 13. Januar, erhing sich ein alter Mann in seiner Zelle im heil. Geist, vermuthlich aus Ungeduld, der vielen heftigen Steinschmerzen wegen.

1726, den 13. Juli, fiel ein Mädchen durch die löcherichte Brücke vor dem Lübschen Thor, in den Graben und ersoff. - Den 24. Juni ging es einem Knaben am Wasser eben so unglücklich. - Den 7. Dezember erhing sich ein Schuhknecht in der großen Schmiede-Straße in seines Meisters Stube hinter dem Ofen; der todte Körper ward hernach durch den Schinder öffentlich hinausgeschafft und am gehörigen Orte begraben.

1728 stürzte sich ein Baumann in einen Sod.

1731 im Monat April tödtete sich ein Kramer-Junge durch zu sich genommenes Gift. - In demselben Jahre, den 24. Oktober, erschoß ein Schiffs-Zimmergeselle, Claus Kamp, den Schiffs-Zimmermeister Senkpiel boshafter Weise mit zwei Pistolen-Schüssen bei der Arbeit, und hernach durch einen dritten Schuß sich selbst. Des Delinquenten Körper ward durch die Stadt geschleift, der Kopf ihm abgehauen, und vor dem Lübschen Thor auf einen Pfahl gesteckt.

1732, den 14. Juli, wollte ein Bürger nebst seiner Frau, vier Kindern und einem jungen Menschen von 18 Jahren zu Wasser nach Poel fahren, es ergriff sie aber ein Wirbelwind, schlug das Boot um, und ertranken auf diese Weise die Frau nebst den vier Kindern und der junge Mensch.

1735, den 21. Februar, des Abends ertrank ein Mann in der Grube.

1737 büßte ein hiesiger Schiffer, durch Umschlagung des Bootes, im hiesigen Hafen, sein Leben ein. In demselben Jahre, den 14. Juni, ist bei dem Rolandschen Brande de quo infra ein Rathsdiener durch einen herabstürzenden Schornstein befallen, und todt hervorgezogen worden.

1739 ward in der hiesigen Frohnerei eine Frauensperson, welche einem fremden, sich damals hier aufhaltenden Scharfrichter, und einen Büttelknecht, welche mit einander in Händel gerathen, besänftigen und aus einanderbringen wollte, durch einen unglücklichen Schuß getödtet.
Desgleichen kam durch Einstürzen einer Bude im Krömkenhagen eine Leineweber-Frau und Tochter unglücklicher Weise um’s Leben.

1740 ersäufte sich ein Mädchen vor dem Mecklenburger Thore; desgleichen ertrank eines Schusters Sohn vor dem Alt-Wismarischen Thore.

1741, den 6. Juni, fiel ein junger Mensch, der mit der fallenden Sucht behaftet, ohnweit des sogenannten Baums in’s Wasser und kam so um sein Leben.

1741 erhängte sich ein Knopfmacher-Geselle und ward durch den Büttelknecht nach dem Schind-Acker geschleift. Gott bewahre künftig vor dergleichen und andern berübten Zufällen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar