II. Von der Wismarischen Handlung in den folgenden Zeiten.

Daß die Wismarischen ihren Ackerbau und Fischfang vormals zu verbessern getrachtet, kann man mit Wahrheit sagen, denn jenes erhellt aus dem, was oben vom Ankauf der Orte Cismarsdorff und Cessyn erwähnt, mit dem Zusatz, daß beide zu den Loth-Aeckern geschlagen worden und dieses bestätiget vollkommen, das im Jahre 1260 schon des Heringsfanges wegen erhaltene Privilegium, imgleichen der im Jahre 1300 von dem Landesherren an die Stadt gekaufte Fischer-Teich, wobei zu merken, daß man um dieselbe Zeit am Lübschen Thore einen neuen Fischer-Teich habe machen lassen, so auch, daß man im Jahre 1309 den Waden-Zug, welchen der Herr im alten Fischer-Teich vor sich behalten, demselben auch abgehandelt. Sollten diejenigen, die ihren Ackerbau und Fischfang zu verbessern getrachtet, auch an Verbesserung der Handlung nicht gedacht haben? Ein genügsames Zeugniß die Handlung zu verbessern, ist unter andern der Hansa-Bund, der etwa im Jahre 1170 oder 1240 oder 1260 zu Stande gekommen. An diesem haben die Wismarer außer Zweifel alsobald Theil genommen, und es ist daher auch vollkommen glaubwürdig, daß, wo es nicht schon vorhin geschehen, sie damals, eben wie andere Hans-Städte nach Neugart in Muscow, nach Bergen in Norwegen, nach London in England, nach Brügge in Flandern, ja nach Spanien und Frankreich, (geschweige Schweden und Dänemark,) Handel zu treiben angefangen haben.

Will man wissen, womit die Wismarischen damals gehandelt? so dient zur Antwort, das? früher der Salzhandel einer von den vornehmsten gewesen. Man bekam erstlich Salz aus Lüneburg über Boitzenburg, welchen Ort die Wismarischen Salzhändler zu ihrer Sicherheit, mit einer Mauer umgeben. Nachher holte man ganze Schiffe voll Salz aus Spanien, kochte in Wismar kleines Salz daraus und verkaufte es an allerhand Fremde, s. Koch, Lübsche Chronik vom Jahre 1391.


Nebst dem Salz soll ein großer Tuch - oder Laken-Handel in Wismar gewesen sein, und sollen in den benachbarten kleinen Mecklenburgischen Städten gar keine, in Wismar aber der beständigen Aussage nach etliche 100 Wollenweber, das ist Tuchmacher, gewohnt haben. Das in Wismar verfertigte Laken soll nach England verhandelt, ja in Wismar ein ansehnlicher englischer Stapel gewesen sein, von welchen oben schon gehandelt.

Es mag der Wismarische Lauen- oder Leinenhandel hinzugesetzt werden. Von diesem zeugen noch die in unserer Stadt an den Markt derselben vorhandenen Reliquien der sogenannten Lauen- oder Leinen-Buden, und soll von Wismar aus gar nach Spanien Leinen geschickt wor-den sein.

Ein sehr wichtiger Handel ist ehedem auch der Korn- und der Mehlhandel gewesen, und man hat Mehl nach Schweden und Dänemark etc., Korn aber besonders, Weizen nach Spanien, Portugal, Genua und Italien geschifft, wovon im Jahre 1590 und folg. noch etwas übrig ge-wesen.

Es mag der Hopfen-Handel hinzugesetzt werden, und man hat circa im Jahre 1300 schon so viel Hopfen-Höfe um Wismar selbst gehabt, daß man auch aus demselben wohl Fremden hat etwas zukommen lassen können.

Doch der Bier- Handel ist hier ja nicht zu vergessen, denn man hat gefunden, daß die Brauer in Wismar im Jahre 1304 wöchentlich einmal, und im Jahre 1355 zweimal gebraut haben, ungeachtet damals noch mehr Brauhäuser als jetzt in Wismar gewesen. Ob man aber damals so großes Braugeräthe gehabt als jetzt vorhanden, kann man nicht wissen.

Daß endlich die Wismarischen mit Vieh, besonders mit Ochsen und Pferden, mit Dielen und Latten mit Bau- und Klap-Holz, mit Hering, Dorsch und Rotscher, mit Fleisch, Aal, Kabbeljau etc. und vornemlich auch mit Eisen in alten Zeiten schon zur See gehandelt haben, solches geben die noch zum Theil vorhandene alte Strand-Ordnungen zu erkennen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar