V. Von innerer Unruhe der Wismarischen Bürger unter sich.

Wie man zuweilen ziemlich Zwistigkeiten zwischen Rath und Bürgerschaft in Wismar erlebt, so haben auch leider Bürger und Bürger nicht allemal gleich gut sich vertragen können. Man muß gestehen, daß es unmöglich sei, alle die Händel, welche hierher gehören und auch nur in dem letzten Jahrhundert vorgekommen, hier zu berühren, denn da mußte unter andern angezeigt werden, was bald die Kaufleute mit den Schiffern oder mit den Kürschnern, oder mit den Hakenfrämern etc. der Handlung wegen, bald die Brauer mit andern Bürgern des Brauens wegen, bald die Fast- mit den Loß-Bäckern des Backen oder Brodes wegen, und noch andere mit andern vielfältig zu thun gehabt, und zum Theil noch zu thun haben, wovon an gehörigen Orten Akten genug vorhanden. Man mag indessen dasjenige hier sich wieder erinnern, was von der Uneinigkeit der Comptoir-Herren und den von der Langen-Bank oben ausführlich angeführt worden.

Daß in der St. Annen-Brüderschaft dergleichen große Unlust sich jemals gefunden, hat man bisher nicht bemerkt, ohne das, was im Jahre 1661 geschehen, da die Kramer in den sogenannten ersten Stand erhoben worden, welches die Goldschmiede, welche anfänglich mit jenem ziemlich genau verwandt gewesen, nicht erhalten können. Indessen hat es doch im Jahre 1660 auch fast trübes Wetter in dieser Brüderschaft werden wollen. Nemlich es traten um gedachte Zeit verschiedene aus der Papagojen-Gesellschaft, in die Kramer-Compagnie, aber endlich entstand ein Präcedenz-Streit unter diesen guten Leuten, welcher auch so lange währte, bis die eingetretenen im Jahre 1665 wieder heraustraten. Im Jahre
1725 hat man auch insonderheit merken können, wie wenig ein Bürger mit dem andern zufrieden, denn wie damals die Köntgl. hohe Kommission hier war, beschwerte sich eine Zunft übet die andere, ein Nachbar über den andern, als wenn er hie oder da ihm Eingriff thäte, weswegen die damaligen Herren Kommissarien genug zu thun hatten, deren Arbeit dann Gottlob! auch nicht vergeblich gewesen. Der Gott des Friedens und der Einigkeit verhüte künftighin alle Unruhe und Mißhelligkeit, steure denjenigen, die Lust zu Händeln haben, und gebe Frieden in seinem Lande, Glück und Heil zu allem Stande.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar