IV. Was im 17. Jahrhundert etc. von innerer Unruhe sich zugetragen.

Daß von der am Ende des vorigen Jahrhunderts entstandenen inneren Unruhe im Anfang des 17. Jahrhunderts noch etwas übrig gewesen, muß man hier bekennen. Nemlich den im Jahre 1600 ausgerichteten Bürger-Vertrag konfirmirten Ihre Hochfürstlichen Durchlaucht zwar im Jahre 1601, den 13. Januar, und ermahnten dabei einen Jeden ernstlich, denselben bestermaßen in Sicht zu nehmen, allein im Jahre 1602 klagten beide Parteien schon wieder bei Hofe. E. E. Rath sandten hierauf einen weitläuftigen Protokoll-Auszug nach Güstrow und es erfolgte den 28. Januar schon eine neue fürstliche Deklaration über verschiedene Punkte des Bürger-Vertrages, aber die Bürgerschaft setzte den 15. Februar eine weitläufige Supplik auf, mit welcher aber weiter nichts ausgerichtet ward, als daß Serenissimus, und zwar den 24. März, rescribirte, sie wollten von solchen Zänkereien nichts mehr wissen; dem ungeachtet kam im Jahre 1604 E. E. Rath mit einem Bericht, und E. Ehrl. Bürgerschaft mit einem Gegenbericht schon wieder bei Hofe ein; aber E. Hochfürstl. Rescript vom 19. Juli machte, daß man endlich sich des Friedens mit allem Ernst zu befleißigen resolvirte. Im Jahre

1611 ereignete sich zwischen einem Edlen Rath und einem Bürger, Dietrich Dornkampf, weil dieser gegen seine Frau und Schwiegermutter sich nicht so aufgeführt wie er gesollt, und deswegen incarcerirt wurde, ein streitiger Handel, welcher auch soweit kam, daß die Stadt mit Ihrer Hochfürstlichen Durchlaucht selbst verfiel, ad Cameram Imperialem appellirte, aber endlich im Jahre 1620 das Bad theuer genug bezahlen mußte. W. Urk.


1661 haben sämmtliche Kramer einen Vergleich mit E. E. Rath gemacht, der hernach den 3. April confirmirt, daß im Jahre
1662 auch ein Auslauf in Wismar gewesen, haben einige alte Leute erzählen wollen, aber die rechten Umstände davon haben sich bisher nicht finden wollen. Im Jahre

1681 ward eine Königliche Kommission in Wismar gehalten, und der in selbigem Jahre, den 2. Mai zwischen E. E. Rath und Bürger - Ausschuß in puncto Contributionis getroffene Vergleich zeigt nicht undeutlich an, was damals vorgefallen. Wie im Jahre

1699 Wismar das Unglück hatte, daß einige von den Pulverthürmen vom Wetter angezündet wurden, so folgte darauf ein ziemlicher Unwille, welcher wohl weit um sich gegriffen hätte, wenn die Miliz nicht Einigen im Wege gewesen wäre. Es wurden indessen verschiedene Gravamina beim Königlichen hohen Tribunal eingegeben. Einige Bürger reisten im Jahre 1700 gar nach Schweden und suchten da etwas auszurichten, aber im Jahre 1701 kam es zu einer Königlichen Kommission, und wurden die eingegebenen Gravamina Monats Juli, durch unterschiedliche Bescheide abgethan. Jedoch im Jahre 1702 reisten schon wieder Einige zu Ihrer Königl. Maj., doch da diese Reise so gut als vergebens, so verglich man sich im Jahre 1707 völlig in der Güte wieder.

1711 sqq. folgten die allerschwersten Zeiten, die dreifache Wismarische Blokade, die Uebergabe der Stadt, die unerträgliche Einquartirung und die besondere Regiments-Form unter einem halb feindlichen Ober-Land-Drosten, da man von Seiten E. E. Raths unmöglich es einem Jeden zu Dank machen konnte. Besonders da der damalige Ober-Land-Drost, dem ein Anderer, Claus Jesup, allerlei in die Ohren setzte, selbst kaum wußte, was er für Präten-sionen machen wollte. Demnach hörte man allerhand Klagen und Reden, welche besonders im Jahre 1719 auch wegen eines gewissen Schreibens aus London, und wegen schlechter Erhörung zu Hannover sehr groß und viel wurden, und mehr von einer innern Uneinigkeit als Einigkeit zeugten; doch man mußte Geduld haben, bis die Stadt wieder Schwedisch geworden, und die Sachen im Jahre 1722 und 1725 durch besondere Königliche Kommissarien untersucht, und so viel wie möglich, in bessere Ordnung gebracht wurden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar