1. Oktober bis 30. November

Den 1. October kam das gestrige Commando wieder zurück und zwar unverricheter Sache, denn es ließ sich keine dänische Partei finden; sie brachten jedoch 3 Wagen mit Bier, Butter, Hühnern etc., herein, die nach dem Lager wollten.

Den 2. Octob. in der Nacht ging ein kleines Commando von etwa 14 Mann unter einem Lieutenant aus.


Den 5. Oct. ging abermals in der Nacht ein Commando aus; tags darauf ward ein Unteroffizier herein gebracht, welchen die Dänen beim Neuen-Kloster durch und durch geschossen. Unsere Kaper kamen des Abend’s ledig wieder, gingen aber sogleich die Nacht darauf wieder aus. Aus aufgefangenen dänischen Briefen sah man, daß die Moskowiter und Sachsen auf Rügen noch einmal einen Versuch machen wollten, auch daß sie schon an einem Orte aus einem kleinen Schiff ans Land getreten sind und einen Bauernhof geplündert und den Bauer mitgenommen haben. Von Sr. Königl. Maj. kamen Briefe an den Vice-Gouverneur, in welchen nochmals befohlen wurde, den Fischer- und Gerberhof vor dem Alt-Wismarschen Thor wegzubrechen.

Den 6. Oct. in der Nacht wurde ein Commando der Unsrigen von 20 Mann zu Pferde von einer weitstärkeren dänischen Partei in einem Holze attaquirt; die Unsrigen gaben zwar wieder Feuer, doch mußten sie endlich nach Poel retiriren und wurden von 3 Escadronen Dänen bis an die Poelsche Brücke verfolgt; von den Unsrigen waren 2 blessirt und ein Pferd erschossen, von dänischer Seite sollen 2 erschossen und Einige blessirt sein.

Den 8. Oct. brachte unsere Fregatte eine kleine Prise mit Roggen und Wollsäcken beladen herein.

Den 1. Oct. in der Nacht erwischten unsere Fregatten 6 Schiffe unweit Femern, weil aber ein großes dänisches Schiff darüber zukam und einigemal Feuer auf sie gab, mußten sie die Schiffe gehen lassen; das dänische Schiff legte sich hierauf vor unsern Hafen.

Den 10. Oct. brachte die Freicompagnie 2 Wagen mit Bier herein, die nach dem Lager fahren wollten. Auch ging heute ein starkes Commando zu Pferde aus und die Thore wurden bis Mittag zugehalten. Nachmittag kam das Commando wieder und zwar mit einigen Wagen voll Stroh, welches sie von Poel geholt hatten. Ein anderes Commando, welches zwischen 2 und 3 Uhr in der Stadt ausgegangen war, kam auch wieder und man erfuhr, daß sie den Hrn. Oberst Bassewitz und Capit. Bremer nach Stralsund das Geleit gegeben hatten. Von diesem Commando waren unterwegs 2 von den Dänen tödlich blessirt worden.

Den 13. Oct. desertirten 2 Dragoner aus der Stadt.

Den 14. Ott. ward ein dänischer Marketenderwagen, welcher von Lübeck nach dem Lager vor die Stadt wollte, mit Butter, Rothscher, Schullen etc. beladen, herein gebracht. Um diese Zeit wurden unsere beide Fregatten herein geholt um aufgelegt zu werden, weil sie des in dem Hafen liegenden dänischen Schiffes wegen doch nichts ausrichten konnten.

Den 15. Oct. kam aus Pommern ein Expresser, dessen Botschaft geheim gehalten wurde; man hörte aber nachträglich, daß die Dänen eine gute Anzahl schwedischer Transportschiffe bei Rügen ruinirt hätten.

Den 17. Oct. Morgens um 4 Uhr ging ein ziemlich starkes Commando aus, welches um 8 Uhr schon wieder zurückkam und 18 gefangene dänische Reiter in voller Uniform, worunter 1 Wachtmeister und 1 Corporal, die sie zu Grese festnahmen, mitbrachte.

Den 18. Oct. und später kam viel Rindvieh in die Stadt zum Kauf, daß man also noch keine Theuerung in der Stadt hatte.

Den 19. Oct. kam die Lübsche fahrende Post zum erstenmal wieder, auch kam ein dänischer Trompeter wegen Auswechslung der Gefangenen an.

Den 20. Oct. ließen sich die Dänen vor dem Alt-Wismarschen Thor ziemlich stark und nahe sehen, mochten auch wohl Vieh dort wegzutreiben gesonnen sein, es gelang ihnen aber nicht, besonders da Nachmittags ein ziemlich starkes Commando ausrückte.

Den 24. Oct. wurden die den 17. d. herein gebrachten Gefangenen gegen eben so viel der Unsrigen, die ehedem bei Lübau gefangen genommen und darauf um kurirt zu werden auf Parole in die Stadt gelassen wurden, ausgewechselt.

Den 27. Ort. fing man an, den Fischerhof vor dem Alt-Wismarschen Thore wegzubrechen, welchem auch der Gerberhof folgte, weil man dort einen freien Platz haben wollte.

Den 29. Oct. wurde auf Verordnung des hohen könl. Tribunals in der öffentlichen Gemeinde Jedermann zu einem andächtigen Gebet ermuntert, weil man Nachricht hatte, daß unsere Armee, welche sich in Pommern gesammelt hatte, unter dem Grafen Steenbock gegen die Feinde ausrücken und dieselben wo möglich angreifen würde.

Den 1. November brachte eine Frei-Partei 2 Wagen, welche mit Bier, Branntwein, Butter etc. beladen waren und nach dem dänischen Lager wollten, in die Stadt.

Den 2. Novbr. ging ein zweifaches Kommando aus, das eine nach Poel, das andere nahm den Weg nach Lübeck; jenes kam den 3. d. mit Fourage wieder, das andere aber, von etwa 20 Mann, wurde von einer dänischen Partei, die einige 30 Mann stark war, unweit Grevesmühlen attaquirt, und da die Unsrigen zu schwach waren, bekamen die Dänen 2 Unteroffiziere und 12 Gemeine gefangen; der Cornet nebst den übrigen kam wieder herein.

Den 4. Nov. schickte der General Rantzow einen Trompeter herein mit der Nachricht, wie viel Gefangene man am 2. d. bekommen hatte.

Den 5. Nov. kamen einige Dänen, welche bisher in Rostock gelegen hatten, in’s Lager vor Wismar an; sie hatten Rostock verlassen, weil die Unsrigen, nachdem sie das Moskowitische Lager vorbei passirt und die Sachsen und Dänen bei Ribnitz und Damgarten verjagt hatten, aus Pommern in’s Mecklenburgische einrückten.

Den 6. Nov. hatte man, weil die zum Gotteshause des heil. Geistes gehörigen Dörfer die sonst zu reichenden Victualien der erlittenen Kriegsdrangsalen halber nicht mehr schaffen konnten, den Leuten im gedachten Gotteshause, gleichwie denen im Schwarzen Kloster, Geld anstatt der Speisen zu reichen angefangen. Des Tags ging ein ziemlich starkes Commando aus, etwa von 200 Manin zu Pferde, weil Nachricht da war, daß noch mehr Dänen aus Rostock in’s hiesige Lager einrücken würden Die Unsrigen trafen die Dänen an, sie waren aber so stark, daß sie denselben nichts anhaben konnten. Gegen Abend merkte man einen Brand im dänischen Lager, wußte aber nichts Näheres.

Den 7. Nov. brannte es noch im dänischen Lager und man erfuhr bald Morgens, daß sowohl diejenigen welche Rostock besetzt hatten, als die, welche Wismar blockirt hielten, aufgebrochen und den Marsch nach Holstein angetreten hatten. Aus der Stadt wurde deshalb ein Commando ausgesandt, welches das Lager leer fand und man konnte aus dem Zurückgelassenen ziemlich deutlich sehen, daß der Abmarsch ziemlich eilig geschehen war. Das Lager wurde hierauf von einigen Leuten aus der Stadt und einigen Bauern abgebrochen, und es wurden über 100 Wagen mit Holz beladen aus dem abgebrochenen Lager herein gebracht. Die gegen Rostock und Lübeck auscommandirten Parteien berichteten, daß unsere Armee aus Pommern unweit Rostock angekommen sei. Es kamen auch einige Deserteure herein. Die dänische Blockade vor Wismar hatte also abermals ein Ende. Dem großen Gott, der so weit geholfen, ja Belagerung und Verheerung, worüber man anfänglich höchst bekümmert war, gänzlich verhütet hatte, sei für seinen Schutz und Schirm, für seine Rettung und Hülfe ewig Lob und Dank gesagt! Sogleich nach dem Abmarsch der Feinde wurde die Bürgerschaft noch am selbigen Tage von den bisher verrichteten Wachen zum Theil wieder frei gemacht und vor den Meckl. und Wism. Thoren von der Miliz abgelöst, das Pöler-Thor blieb aber noch von ihnen besetzt. Gegen Abend brachte eine Partei 1 dänischen Unteroffizier und 6 Gemeine zu Fuß herein, welche sie zu Neuen-Kloster getroffen hatten.

Den 8. Nov. wurden die Bürger auch vor dem Pöler-Thore abgelöst und so von allen Wachen gänzlich wieder befreit. Ein dänischer Offiziersknecht, welchen die Unsrigen beim Lager noch angetroffen hatten, ward herein gebracht und dessen entlaufene 2 Pferde von Gressau herein geholt. Des Abends brachte die Brigantin ein Lübsches Schiff auf, welches mit Käse, Butter, Häring, Rotscher, Tabak etc. beladen war und es wurde alles bei Poel ausgeladen.

Den 9. Nov. mußten fast alle Dragoner hinaus, den forteilenden Dänen nachzusetzen; verschiedene kamen schon gegen Abend mit einigen gefangenen Dänen wieder zurück. Es wurden noch 7 gefangene Dänen durch einige Commandirte nebst einem Tambour weggeschickt, wogegen eben so viel von den neulich bei Grevesmühlen gefangenen wieder herein kamen.

Den 10. Nov. wurden Sr. Hochgräfl. Excell. dem Hrn. Feldmarschall Steenbock, der nun mit den Seinigen bei Rostock stand, 10 Sonnen Bier aus der Stadt gesandt. Desselben Tages brachten einige zurückkommende Dragoner den Küchenmeister von Grevesmühlen mit, weil man Argwohn auf ihn hatte, daß er unsere ehedem dort gefangen genommene Partei verrathen hatte; er wurde aber unschuldig befunden und demnach wieder frei gelassen.

Den 12. Nov. wurde auf Verordnung des hohen königl. Tribunals in allen Kirchen der Gemeinde Jedermann ermuntert, Gott dem Herrn für die abermals aufgehobene Blockirung zu danken. Des Nachmittags marschirten sämmtliche Bassewitzsche Dragoner aus dem Pöler-Thor, anfänglich bis Redentin und von da nach Buckow, wo sie einige Tage stehen bleiben mußten.

Den 17. Nov. ward ein Junge von etwa 15 Jahren am Pranger ausgepeitscht und aus der Stadt gewiesen, weil er den Dänen, die Wismar blockirt hielten, auf den Wismar Höfen vor der Stadt alles was er nur konnte ausspionirt hatte. Auch kamen die Bassewitzschen Dragoner von Buckow wieder zurück und marschirten durch die Stadt aus dem Lübschen Thor nach Grevesmühlen, um nicht allein die dort ausgeschriebene Kontribution einzutreiben, sondern auch die Bewegung der Feinde von der Seite zu beobachten. Desselben Abends kam der Oberst Basstwitz selbst von der Armee herein, ging aber den folgenden Tag seinen Leuten wieder nach.

Den 19. Nov. kamen die Obersten Strömfefd und Löwenstein nebst verschiedenen anderen Offizieren, wie auch des Grafen Steenbocks beide Söhne, von der Armee an, welch Letztere den andern Tag nach Hamburg und so weiter nach Frankreich reisten.

Den 20., 21., 22. und 23. Nov. kamen von unsrer A rmee, die nun Rostock zum Theil passirte, viele Wägen an, auf denen Einige Kranke und Blessirte, auch eine große Menge Zelte und andere Kriegssachen waren. Die Letzteren wurden auf dem Zeughofe abgeladen, Erstere bekamen Quartier. Bei diesen Umständen verbreitete sich das Gerücht, daß zwischen den Unsrigen und den Moskowitern und Sachsen, welche nun auch Pommern verlassen und in das Mecklenburgische gekommen waren, ein Treffen bevorstände, weshalb die Kranken sammt der Bagage von der Armee weggeschickt wurden. Es setzten sich die Unsrigen zwischen Rostock und Güstrow fest und das Hauptquartier war zu Schwan.

Den 21. Nov. ward von unseren Kapern ein holländisches Schiff von etwa 50 Last, mit Gerste beladen aufgebracht, welches, obgleich es mit Pässen nach Lübeck versehen war, dennoch gelöscht wurde, weil die Krone das Korn für Geld bezahlen und man zugleich sehen wollte, ob sonst noch etwas darin verborgen war. Nach unserer Armee ward dann und wann etwas -Bier, Branntwein u. dergl. gefahren.

Den 30. Nov. entstand ein überaus heftiger Sturm aus dem Westen, welcher zwar nur einige Stunden währte, dennoch aber an Fenstern, Dächern und sonst an den Häusern ziemlichen Schaden that. Durch diesen Sturm wurde eine von unseren Fregatten, die bei Poel lag, treibend gemacht und an den Strand gesetzt, so daß sie voll Wasser ward; das dänische Schiff, welches noch in dem Hafen lag, wäre auch bald eben so gefahren, doch salvirten es die Dänen. Heute Abend kam der berühmte General Smigclsky von der Armee mit einigen Dienern herein, ging aber den folgenden Tag weiter nach Schwerin.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar