1. Januar bis 31. Mai 1713

Den 1. Januar kam der Bericht von den bisherigen Progressen der königl. schwedischen Armee und dem am 20. Dec. gehaltenen Treffen heraus. Von unsrer Armee kam Nachricht, daß dieselbe die Trave glücklich passirte.

Den 2. Jan. fingen viele von den gefangenen Dänen an, Dienste unter hiesiger Garnison zu nehmen.


Den 14. Jan. kam die Lübsche fahrende Post zum erstenmal wieder; die Moskowiter, Dänen und Sachsen, welche sich nun conjungirt hatten, marschirten diese Woche über Ratzeburg und Möln ins Holsteinische, doch blieb ein Corps von 6-7000 Mann im Mecklenburgischen stehen. Von den gefangenen Dänen hatten in der Stadt nun wohl 800 Mann schon Dienste genommen.

Den 19. Jan. brachte eine kleine Partei der Unsrigen 5 moskowitische Gefangene herein.

Den 20. Jan. kam eines von den Transportschiffen mit 50 Mann und so viel Pferden, welches in einem starken Nebel in der See von der schwedischen Flotte abgekommen war, unweit Clütz ans Land.

Den 21. Jan. ward ein Commando von der Infanterie nach besagtem Schiff commandirt, die Leute nebst den Pferden ans Land zu bringen, welche dann in das Dorf einlogirt wurden.

Den 27. Jan. kamen 5 Schlitten mit Gewehren, welche die Bauern bei letzter Bataille bei Gadebusch zu sich genommen hatten, herein. Auch kamen (wie auch in der vorigen Woche schon geschehen) sehr viele Wagen mit Brennholz, wie auch viel Vieh herein für die Blessirten und Kranken, welches die Mecklenburger liefern mußten, wozu ein Commando zu Pferde ausgeschickt wurde es einzutreiben, womit denn täglich continuirt wurde.
Den 29. wurde ein Commando von 300 Mann Infanterie und 60 Dragoner nach Lübeck commandirt, 2 Wagen mit Geld hierher zu schaffen, welches auch den 1. Febr. herein kam, das Commando aber blieb im Grevesmühlschen Amte liegen, wohin ihnen aus der Stadt Brod gesandt ward.

Den 6. Febr. kam der Hr. Generallieut. Dücker und die Hrn. Generalmajors de la Gardie und Eckeblat von Lübeck an, und hatte der erstere sich dort bisher an seiner bei Gadebusch empfangenen Blessur curiren lassen.

Den 8. Febr. reisten benannte Hrn. Generals unter einer Escorte von etwa 30 Pferden wieder weg und nahmen ihre Tour über Boizenburg über die Elbe und so weiter nach der Armee. Die Mitcommandirten bekamen auf dem Rückmarsch von einigen 20 Mann Moskowitern Nachricht, welche sich unweit Boizenburg aufhielten, trafen dieselben auch in einem Wirthshause an und massacrirten sie insgesammt bis aus einen Commissarius und Lieutenant. Auch kriegten die Unsrigen in Boizenburg einen sächsischen Fähnrich, welchen sie nebst den moskow. Commiss. und Lieut. den 12. d. einbrachten, wobei sie auch ziemlich Beute an Geld und Mobilien gemacht hatten und bedeutende Correspondenz bei dem Commiss. vorfanden.

Den 17. Febr. wurden wieder einige 100 Mann theils von den Blessirten (die nun wieder curirt waren), theilt von andern Kranken (die auch schon genesen sind) nach Poel, wie auch nach Grevesmühlen (wo das vorgedachte Kommando noch lag) commandirt, welchen Ort sie dann mit einem Graben, und wo die Mauer verfallen war, mit Pallisaden befestigten.

Den 28. gebr. ließ der Generalmajor und Vice-Gouverneur hierselbst Placate drucken an die mecklenb. Edelleute, die in dänischen Diensten standen, des Inhalts, ihre Revenüen nach der Stadt zu bringen; dasselbe war auch schon im vorigen Jahre geschehen, hat aber wenig genützt.

Den 21. März brachten unsere Dragoner aus Grevesmühlen 6 gefangene Dragoner ein, welche von unserer Armee aus Holstein desertirt und ihre Pferde und Montur bereits verkauft hatten, bei Boizenburg aber attrapirt worden waren.

Den 24. März brachte eine Partei zu Fuß 1 moskow. Lieut., 15 Gemeine und 6 Pferde herein, welche sie in Malchin festnahmen, und hatten sie der Orten sonst viel in ihren Quartieren massacrirt.

Den 1. April brachten die Unsrigen 1 moskowitischen Quartiermeister und 14 Gemeine herein.

Den 4. April marschirten die gefangenen Sachsen (von der Schlacht bei Gadebusch her) aus und gingen nach Holstein zu ihrer Armee, gegen welche eben so viel der Unsrigen, die dort gefangen waren, wieder ausgewechselt wurden.

Den 7. April brachte eine Partei 4 Wagen mit feindlichen Gezelten, eine Kiste mit musikal. Instrumenten und einigen Pistolen herein.

Den 21. April marschirten die gefangenen dänischen Offiziere und Gemeinen (von welch Letzteren doch eine große Anzahl Dienste genommen hatten) auch nach Holstein und wurden den 24. bei der Lübschen Fähre gegen die Unsrigen (die zum Theil bei dem unglücklichen Ausfall, zum Theil in Stade gefangen worden waren) ausgewechselt. Nach diesem Abmarsch der Dänen wurden die Bürger, welche bisher alle Nacht die Reserve hatten, davon wieder befreit.

Den 28. April kamen unsere ausgewechselten Gefangenen, ungefähr 300 Mann (die andern hatten Dienste genommen oder sind auch gestorben), wieder herein und wurden sogleich bei der Bürgerschaft einquartirt.

Den 2. Mai kamen unsere Offiziere, wie auch die aus Stade, so viel ihrer noch übrig waren, nach. Unser Hr. Generalmajor und Vice-Gouverneur ließ allen mecklenburgischen Aemtern ansagen, daß sie innerhalb 8 Tagen, von jedem Amte, eine gewisse Portion von Speck, trocken Fleisch oder Butter, Erbsen oder Grütze, wie auch Holz und Stroh bei militärischer Execution gegen Quittung in die Festung liefern sollten, welches denn sogleich erfolgte und es wurde mit der Lieferung den ganzen Monat fortgefahren. Bald darauf wurde eine neue Lieferung ausgeschrieben, die gleichermaßen folgte, so daß also die Provianthäuser ziemlich angefüllt wurden, daher die Garnison, weil nicht viel Geld vorhanden war, die Hälfte der Gage an Geld, die andere aber an Proviant bekam.

Den 9. Mai wurden wieder an 200 Mann, welche völlig curirt waren, wie auch die aus Stade, nach Grevesmühlen, Poel und anderen Dörfern commandirt.

Den 12. Mai kamen einige 30 Mann Reiter und Dragoner aus Grevesmühlen herein, welche hier Pferde haben sollten.

Den 20. Mai kam endlich aus Holstein, man hatte bisher von unserer Armee allerlei Nachrichten gehabt, gewisser Bescheid, daß der Hr. Graf Steenbock, welcher von den Dänen, Moskowitern und Sachsen in Tönnig eine zeitlang eingeschlossen war, capitulirt und sich ergeben hätte, welche Nachricht in Wismar abermals Alles allamirte, besonders da zugleich berichtet wurde, daß die Moskowiter und Sachsen schon beordert wären, aus Holstein in das Mecklenburgische (wo sie schon kurz vorher eine große Lieferung von Korn, Branntwein, Speck etc. ausgeschrieben hatten und zu Malchin zusammen bringen ließen) zurück zu marschiren. Demnach ging es in Wismar an ein Flüchten, das fast noch stärker wie im vorigen Jahre ward und begaben sich ganze Familien von hinnen.

Den 22. Mai ging ein Commando von einigen 100 Mann unter Oberst Nolcken aus, theils zu Pferde theils zu Fuß und nahm auf 8 Tage Proviant mit, ohne daß man erfahren konnte, wohin es sich begab.

Den 24. Mai wurde von dem Ausschuß zu Rath vorgetragen. Die 20 Männer, welche früher, besonders in Kriegszeiten, aus der Bürgerschaft dem Ausschuß zugeordnet gewesen sind, jetzt wieder anzurichten, aber E. C. Rath wollte für diesesmal nicht beistimmen.

Den 25. Mai kamen 3 Wagen mit Kranken von Grevesmühlen herein.

Den 29. Mai ward abermals eine starke Contribution von der Bürgerschaft verlangt, und da sie der Bürgerschaft allein zu schwer fiel, sollten einige Dorfschaften verkauft oder versetzt werden.

Den 31. Mai kam das obgedachte starke Commando größtentheils wieder und man hörte, daß es nur in Mecklenburg Contribution und Proviant eingetrieben hat. Auch gab heute das königl. Consistorium allhier seinen Consens zur Versetzung oder Veralienirung einiger Dörfer (weil es Kirchendörfer waren), dabei die Versicherung auf Poel wieder verschrieben ward.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar