1. August bis 31. Dezember 1713

Den 1. Aug. brachte eine Partei 20 ledige Pferde, wie auch einige 1000 Rthlr. an Geld von den mecklenb. Aemtern herein.

Den 7. Aug. wurden abermals einige 1000 Rthlr. Contributionsgelder, wie auch 3 moskowitische Gefangene eingebracht.


Den 8. Aug. wurden 2 sächsische Marketenderwagen mit Rothscher, Schullen, Häring etc. herein gebracht.

Den 9. Aug. kam noch mehr Contribution herein aus dem Mecklenburgischen.

Den 10. Aug. brachte die Brigantin, welche vor einigen Tagen eingelaufen war, 2 Lübsche in Schweden mit Theer und Brettern beladene Schiffe auf; weil sie mehr geladen als sie verzollt hatten, sollte alles Preis gemacht werden, doch wurden nur die Bretter ausgeladen, welche die Kron zu sich nahm, mit dem Versprechen, es sollten dieselben in Schweden bezahlt werden.

Den 17. Aug. ward eine von unseren Parteien von 18 Pferden, welche bei Malchin Contribution eingetrieben hatte, von 200 bis 300 Mann Moskowitern, die davon Nachricht hatten, attaquirt. Weil nun die zu Malchin sie nicht einlassen wollten, mußten sie, um nicht gefangen zu werden, von den Pferden absitzen und sie zurück lassen und sich zu Fuß retten, doch wurden ohne die Pferde noch 2 Mann vermißt, die Uebrigen kamen den 20. mit dem Gelde herein.

Den 19. Aug. ward, weil man vernahm, daß in Hamburg eine ansteckende Seuche sich äußerte. Nach gehalten, welche Anstalten in Betreff einer Pestwache zu machen wären

Den 23. Aug. wurde berichtet, daß die Dänen bereits eine Brück, über die Trave geschlagen hatten und mit den ersten 1000 Mann übergehen würden. Diesen Abend fing man an, auf Verordnung des hohen königl. Tribunals wegen der in Hamburg grassirenden Seuche die daher kommenden Briefe zu räuchern.

Den 25. Aug. brachte ein Unteroffizier, welcher die Wache hatte bei den ledigen Pferden, die bei der Flöte gingen, einen Kerl herein, welchen man dort angetroffen und für einen Spion gehalten hatte. Er hatte moskowitische Montur an und trug einen Tabelletten-Kram; weil man ihm aber nichts anhaben konnte, wurde er wieder losgelassen. Das Flüchten wegen des Anmarsches der Dänen mehrte sich jetzt; die Pestwache wurde heute von der Bürgerschaft bewilligt. In der Stadt ward überall der Bürgerschaft angesagt, kleine Gewehre oder Pistolen, welche sie irgend hätten, aufs Rathhaus zu liefern, die ihnen da bezahlt werden sollten; demjenigen aber, der das seinige nicht bringen würde, sollte es nachher bei der Visitation genommen werden. Den Leuten auf dem Lande ward angesagt, ihr eingeerntetes Korn aufs schleunigste auszudreschen und nebst dem Stroh nach der Stadt zu bringen.

Den 26. Aug. kamen noch 60 Dragoner herein, die bisher draußen gelegen hatten, und bekamen in der Stadt Quartier. Ein Major ward herein gebracht, von welchem man meinte, daß er in feindlichen Diensten stünde, weil er aber erst kürzlich seinen Abschied bekommen hatte, ward er wieder losgelassen. Einer von den hier gebauten kleinen Capern ging heute mit etwa 24 Mann und 2 Stücken zur See.

Den 27. Aug. gingen die Dänen, 5 bis 6000 Mann, unter General Hondorfs Commando bei Lübeck über die Fähr ins Mecklenburgische, um, wie es überall hieß, Wismar zu blockiren.

Den 28. Aug. nahmen die Pestwachen in den Thoren ihren Anfang. Heute standen die Dänen bei Dassau und Schlutup stille; unsere Reiter und Dragoner wurden gemustert und über 200 Mann stark befunden; von diesen gingen heute einige aus dem Lübschen Thor um zu recognosciren. Auch wurden heute etwa 200 Mann zu Fuß (die ihre Gewehre mit sich hatten) auf die Stadt-Dorfschaften hinaus gesandt, die den Leuten sollten dreschen helfen.

Den 29. Aug. wurden einige Feldwachen auf dem Galgen- und Wischberge ausgestellt. Von den Dänen kamen heute schon 2 Deserteure herein, und man hörte, daß ihre Truppen bis Grevesmühlen avancirt wären. Von Poel kamen heute über 100 Wagen mit Stroh für unsere Cavallerie; 150 Mann aus der Stadt lösten eben so viel Mannschaft, die bisher auf Poel gelegen hatte, ab.

Den 31. Aug. kamen wieder einige dänische Deserteure herein; von den Wismarschen Dorfschaften mußten einige Pferde geliefert werden, um noch einige Dragoner beritten zu machen, von der Stadt selbst wurden 40 Pferde gefordert.

Den 1. September kam gottlob ein Bote über den andern, welcher den Rückmarsch der Dänen über die Lübsche Fähr anzeigte und bestätigte; auch hörte man, daß sie ziemlich stark geeilt, auch die Brücke über die Trave gleich hinter sich abgeworfen hatten. Aus Malchin waren jetzt einige Bürger in Wismar, welche wegen der Pferde, die eine von unsern Parteien den 17. Aug. daselbst hatte, weil Malchin ihnen das Thor versperrte, accordirten, indem ihnen sonst mit militärischer Execution gedroht worden war.

Den 11. Sept. ward ein Commando von 6 bis 700 Mann zu Pferde und zu Fuß nebst 2 Kanonen der Moskowiter wegen ausgesandt, welche bisher mit starken Parteien ins Mecklenburgische gegen Pommern hinaus gestreift hatten.

Den 17. Sept. traf erwähntes Commando zwischen Rostock und Güstrow die Moskowiter an, erschoß einige, worunter einen Major und nahm 6 Mann gefangen, die Uebrigen nahmen Reißaus. Von unsrer Seite waren 1 oder 2 todt und Wenige blessirt; die Unsrigen waren meistens zu Fuß, daher konnten sie den Feind nicht verfolgen, doch bekamen sie noch über 40 Pferde, welche sie den Moskowiter in einem Holze abgenommen hatten.

Den 19. Sept. nahmen die Unsrigen vor Rostock noch über 40 Pferde weg, welche meistens dem moskowitischen General Buck zugehörten, auch wurden 7 von dessen Bedienten dabei gefangen und kam also unser Commando mit ziemlich guter Beute den 21. d. wieder zurück.

Den 23. Sept. brachte ein Unteroffizier nebst 4 Mann zu Pferde 2 moskowitische Gefangene nebst 6 Pferden ein, die sie bei Parchim antrafen, und erlegten sie daselbst einen moskow. Capitän und 6 Mann.

Den 28. brachten die Unsrigen abermals l moskow. Lieutenant nebst 2 Gemeinen herein. Um diese Zeit ward eine neue Lieferung ins Mecklenburgische ausgeschrieben.

Den H. October kamen 1 schwedischer und russischer Capitän aus Stettin hier mit der Nachricht an, daß die Moskowiter den 28. Sept. Stettin zu bombardiren anfingen und dadurch sogleich einige 20 Häuser in Asche gelegt wurden. Hierauf hatte die Bürgerschaft den Herrn General Meyerfeldt dahin vermocht, daß er capitulirte; dabei wurde unter andern ein Waffenstillstand zwischen den schwedischen und feindlichen Truppen geschlossen, welcher den 9. Oct. hierselbst bei der Parole auch publicirt wurde.

Den 21. Oct. brachte der kleine Caper ein Lübsches von Pernau kommendes Schiff mit Korn beladen herein, welches Preis gemacht wurde.

Den 5. Nov. kam General Meyerfeldt aus Pommern allhier an und nachdem er verschiedene Conferenzen, unter andern auch mit dem holsteinischen Minister Grafen v. Bassewitz gehalten hatte, reiste er wieder nach Stralsund ab.

Den 30 Nov. gingen die Reiter, welche geborne Schweden waren, von hier nach Stralsund, doch ohne die Pferde, welche unter die hier noch Unberittenen aufgetheilt wurden.

Den 14. Dec. wurden etwa 1000 Mann aus den hiesigen 3 schwedischen Regimentern aufs Land verlegt, der überaus beschwerten Bürgerschaft einige Erleichterungen zu machen

Den 30. December ging ein gewisser Deputirter aus der Bürgerschaft einiger Stadtangelegenheiten halber in aller Still nach Schweden. Und damit war abermale das Jahr zu Ende, so daß man dem großen Gott für seine Beschirmung und für Abwendung so mannigfaltiger Gefahr nimmermehr genug danken konnte.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar