3. bis 30. September 1675

Den 3. September kamen vorn Lande Poel etliche Leute und berichteten, daß die Brandenburgischen diese Insel angreifen würden, deßwegen zwei Rotten Musketiere ausgeschickt wurden.

Den 4. September des Morgens sehr früh fielen die Brandenburgischen mit ihren Booten auf Poel, wateten durch das Wasser und wurden Meister auf dieser Insel. Es wurde wohl einige Anstalt gemacht, ihnen zu begegnen, dazu besondere die Seefahrenden sehr begierig und bereit waren. Es reiseten auch Einige dahin, fanden aber, daß sie zu spät angekommen waren. Es nahmen die Brandenburgischen von dieser Insel sehr viel Vieh hinweg, auch so viel Korn als sie wollten, welches die Einwohner zum Theil selbst ihnen ausdreschen mußten.


Den 7. September ging der Herr Churfürst von Brandenburg abermals vorbei und kamen Genüge von ihnen in die Landwehr beim Alt-Wismarischen Thor, weshalb etliche Stücke auf sie gelöset wurden. Die schwedischen Trompeter ließen sich bei solchem Vorbeizug fleißig hören. Daß europäische Tageblatt berichtet, daß der Stadt Wismar von den Dänischen und Brandenburgischen nochmals sollte präsentirt sein, daß im Fall sie die schwedische Garnison ausschaffen würde, man alsdann selbige Stadt zu einer Reichsstadt declariren wollte, davon wir aber nichts erfahren.

Den 8. September wurde den Müllern außer den Thoren anbefohlen, ihre Mühlen unbrauchbar zu machen und die Mühlsteine herein zu bringen, auch wurde den Wismarischen Dorfschaften angedeutet, ihr Vieh und Habseligkeiten herein zu bringen, weil die Nachricht von der Ankunft der dänischen Armee herein kam.

Den 9. dito ließen sich schon die Parteien stark sehen und es geschahen in der Stadt die Lärmschüsse, worauf die Bürgerschaft in’s Gewehr kam. Es wurde beschlossen, daß das hohe Gericht vor dem Mecklenburger Thor abgebrochen werden sollte, welches auch in folgendem Tage geschah.

Den 10. dito präsentirten sich etliche Gruppen von den dänischen Völkern am Galgenberge vor dem Mecklenburger Thor, und obwohl mit Stücken auf sie gespielt wurde, hielten sie doch eine Zeit lang stille, woraus man nicht anders schließen konnte, als daß sie die Situation dieses Orts und das neue Werk in Augenschein genommen. Unsere Reiter ritten unter den Stücken hin und her und brachten einen Cornet todt ein, dem eine Stückkugel das Bein weggerissen; die Andern, welche getroffen, wurden von den Dänischen mit weggenommen mit Hinterlassung einiger von den Stückkugeln getödteten Pferde.

Den 11 September sah man an vielen Orten fast rings um die Stadt dänische Reiter-Schildwachen. Es kam auch ein Trompeter herein, den vorigen Tages geschossenen Cornet abzuholen.

Den 12. dito wurde man gewahr, daß die dänische Armee vorbei zog.

Den 13. und an den folgenden Tagen wurden unterschiedliche Gefangene eingebracht.

Den 20. dito kam ein Regiment von den Dänischen und setzte sich zu Wendorf. Wie aber unsere Reiter sich ihnen näherten und ihre Schildwachen wegnehmen wollten, zogen sie sich des folgenden Tages zurück; es wurden 5 Gefangene eingebracht.

Den 22. September kamen sechs Regimenter Reiter, Dragoner und Fußvolk an und setzten sich zu Wendorf und Krigow. Die Mittwochs-Betstunde wurde zum ersten Mal gehalten.

Den 23. und 24. wurden einige Gefangene herein gebracht, und die Zäune zu St. Jakob weggerissen.

Den 25. wurden die Gebäude daselbst inwendig verwüstet von unsern eigenen Leuten.

Den 26. und 27. warfen die Dänen am Stadthafen beim Steinort eine Schanze auf, um die Fahrt zu Wasser zu verhindern. Es fuhren zwar etliche Schiffer und Bootsleute mit ihren Booten dahin, um mit den bei sich habenden Stücken und Falkonetten sie daran zu verhindern; da sie aber in den Booten keinen gewissen Schuß haben konnten, und auf sie nicht weniger geschossen wurde, auch Einer von ihnen blessirt ward, mußten sie unverrichteter Sache wieder umkehren. Zu St. Jacob wurden von uns einige Gebäude eingerissen.

Den 28. September wurde von einem starken Ausfall geredet, dazu sich gegen 500 Bürgersleute wollten gebrauchen lassen, weil man aber der Meinung war, daß der Feind davon Nachricht erhalten, so verblieb es. Zu St. Jacob wurden mehrere Häuser abgebrochen, wodurch die Dänischen veranlaßt wurden, des Nachts Feuer daselbst anzulegen, welches aber nicht wohl brennen wollte. Obrist Hännemann gab seinen Geist auf, und wurde am folgenden Tag beigesetzt.

Den 30. dito wurde das Feuer zu St. Jacob gelöscht, des Nachts aber wurde es wieder vom Feind angelegt, welches die übrigen Gebäude verzehrte. - Man wurde gewahr, daß die Wasserröhre vor dem Mecklenburger Thor verstopft, und das Wasser uns abgeschnitten war. Die Dänischen rückten vorm Lübschen Thor näher herbei und verfertigten oben auf der St. Jacobs-Mühle eine Schanze.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar