18. Juni bis 26. August 1675

Nachdem die schwedische Armee bei Fehrbellin in der Mittel-Mark Brandenburg, im Jahre 1675 den 18. Juni, nach hartnäckigem Gefecht genöthigt wurde, ihren Rückzug nach Pommern zu nehmen, siehe, da hat sich nicht lange hernach, ohne Zweifel auf Gottes sonderbarem Verhängniß der Sünde der Menschen wegen, die Kriegsfluth über alle schwedischen Provinzen in Deutschland wie eine starke Wasserfluth ergossen, da die berühmte Königl. Stadt Wismar, fort im Anfang dieses so eifrig angefangenen, und mit aller Macht fortgesetzten blutigen Krieges, keinen geringen Theil der verhängten Strafen und Plagen hat empfinden müssen, indem sie zuerst allerhand harte Drohungen, wie hart sie würde belagert werden, hat hören müssen. Und weil dagegen diese gute Stadt allerdings nicht gerüstet und verwahrt war, so hat diese Nachricht bei Einigen keinen geringen Schrecken, bei Etlichen aber große Sorgfalt verursacht, wie man in größter Eile sich in gute Positur setzen möchte, der zu besorgenden Belagerung schuldigstermaßen zu begegnen, da sowohl der Militär- als Civilstand sich sehr geschäftig gezeigt, wie aus folgendem Bericht zu ersehen ist.

Den 24. Juni kam der Herr Gouverneur und Feldmarschall-Lieutenant, Baron Gustav Wrangel, in Wismar und trat sein Gouvernement wirklich an. Und weil nun nöthig war, eines und das andere in bessern Stand zu setzen, die Krone aber nicht den notwendigen Vorrath besaß so hat die Stadt dazu contribuirt, was man in der Eile hat herbeischaffen können, und die Arbeit mit ihren Zimmerleuten, Maurern und sonstigen andern Arbeitsleuten befördert.


Den 6. Juli kam auch der Herr Obrist Hännemann mit etwa 230 auskommandirten, und meist schlecht mundirten und nicht wohl berittenen Reitern aus Pommern, die unterwegs eine brandenburgische Partei zerstreut und davon sechs Gefangene mitbrachten.

Den 8. desselben Monats setzte sich Ihro Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg mit Ihrer Armee an den Paß Schwan, es wurde aber gleichwohl hier die Arbeit fortgesetzt, die Stadt in bessere Defension zu stellen.

Den 10. dito brachten abermals unsere Reiter sechs brandenburgische Gefangene ein.

Den 13. dito kam die schwedische Besatzung aus der Warnemündischen Schanze mit Booten nach Wismar. Sie hatten die Stücke zuvor vernagelt.

Um diese Zeit kamen einige Ueberläufer aus dem brandenburgischen Lager, welche berichteten, daß da das beständige Gerücht wäre, als hätten die Wismarischen ihre Deputirten dahin gehabt und große Geldsummen dem Herrn Churfürsten geboten, um mit Feuer verschont zu werden, welcher falscher Bericht eine Mißhelligkeit zwischen der Miliz und Bürgerschaft anspinnen wollte. Wurde aber von des extraordin. Reichs-Legaten und Königl. Tribunal-Präsidenten, Herrn Bengt Oxenstirn’s Hochgräfl. Excell. verhütet, und purgirte sich die Stadt mit Affigirung eines Patents, dadurch das erregte Mißtrauen gänzlich gehoben wurde. Es bewilligte auch die Bürgerschaft die Speisung der Reiter auf etliche Tage, bis zur Verpflegung derselben andere Anstalt gemacht wurde, die aber langsam von Statten ging, außerdem gab die Stadt der Soldatesca, die mit am Wallbau arbeiten mußten, täglich etliche Tonnen Bier.

Den 18. Juli ging der Herr Obrist Hännemann mit fünfzehn Pferden aus, und brachte herein den 21. dito zehn Wagen mit Proviant, welches die Mecklenburger nach dem brandenburgischen Lager bringen wollten. Das Brod war sehr elend.

Den 28. Juli brachten unsere Reiter einen zur Churfürstl. Armee destinirten Wagen, mit Harnisch und andern Sachen beladen, wie auch einen Feuerwerker herein.

Weil nun an Waizen und Roggen kein großer Vorrath in der Stadt war, so wurde kein Getreide aus dem Thor ohne Erlaubniß gestattet.

Den 1. August nahmen die Brandenburgischen von etlichen Wismarischen Dörfern vor dem Mecklenburger und Lübschen Thor das Vieh weg, des genommenen Proviants halber, welches ihnen hochnöthig that. Deßwegen sie auch den 10. August die Kritzower Burg, und bei Triwalcten etwas Korn in den Hocken und auf den Wagen anzündeten und verbrannten. So wurde auch sonst bei dieser Stadt viel Korn auf dem Felde von Freunden und Feinden verdorben.

Den 14. August ging der Herr Obrist Hännemann mit 36 Pferden aus, gerieth bei Gadebusch durch Verrath eines Bauern an eine Brandenburgische Partei, die er zwar in die Flucht brachte, verlor aber drei der Seinigen und wurde selbst in den Schenkel geschossen, woran er später sterben mußte. Drei Gefangene wurden mit eingebracht.

Den 22. dito überfiel eine starke dänische Partei etliche Wismarische Dörfer vor dem Lübschen Thor, wie auch den St. Jacobs-Hof und nahm viel Vieh, auch etwas unter den Stücken weg, jagte die schwedische Reiterwache bis an den Schlagbaum im nebeligten Wetter, wo denn einer von dänischer Seite dicht beim Schlagbaum erschossen wurde, fünf aber wurden gefangen eingebracht.

Den 26. dito ging der Herr Churfürst von Brandenburg mit 2000 Pferden vor Wismar über nach Gadebusch.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar