Auf Erden.

Man hat Folgendes als etwas Besonderes angemerkt.
Im Jahre 1540 hat eine Kuh ein Kalb mit zwei Köpfen geworfen.
1581, den 21. Januar, ist Hrn. Bürgermeister Schabbel’s Sohn, der blind und taub gewesen, unterm Beten von selbst wieder hörend geworden.
1608, den 9. Dezember, hat eine Frau ein Kind mit zwei Köpfen geboren, das aber bald nachher starb.
1638, in der Nacht zwischen dem 8. und 9. Novbr. hat abermals eine Frau ein Kind mit zwei Köpfen geboren. Die Köpfe sind fast platt gewesen, hinten an denselben hat ein großes Stück Fleisch gehangen, zum Theil mit vielen grauen Haaren bewachsen; der Bauch ist ungewöhnlich dick, die Schenkel und Beine sehr lang gewesen. Gott sei Dank, der uns gesund hat geboren werden lassen.
1683, den 8. April, Abends zwischen 8 und 9 Uhr, hat man eine feurige Wolke über Wismar gesehen, worauf ein heftiger Sturm erfolgte, der ein Schiff in dem Hafen umwarf, bei welcher Gelegenheit alle darauf befindlichen Leute ertranken. Hiebei ist etwas von einem Eerdbeben gewesen.
1692 waren eine unzählige Menge Raupen in Wismar, die nicht nur die Bäume kahl fraßen, sondern auch sehr häufig an den Wänden umher krochen.
1693 waren besondere Fliegen in Menge vorhanden, welche sehr stachen und gar beschwerlich waren.
1695 ward ein gar alter Mann krank, und hatte dabei das Glück, daß sein Gesicht sich gleichsam verjüngte; denn nach der Krankheit konnte er ohne Brille lesen, was er vorher nicht konnte.
1699 erlebte man bei dem großen Pulver-Schaden, daß nicht nur einige Kranke von dem großen Schrecken wieder gesund wurden, sondern man fand auch die ganz ledige Haut eines durch diesen Zufall getödteten Menschen. Ein frommer Soldat, der nahe bei den aufgeflogenen Thürmen die Wache hatte, ward wunderbarer Weise erhalten.
1723 nisteten die Krähen sehr häufig auf den Kirchen und Häusern in der Stadt. Einige wollten dieses für ein böses Zeichen halten, es ist aber Gottlob nichts Böses erfolgt.

Von Leuten, welche sehr alt geworden, findet sich hier auch etwas. Nemlich Herr Bürgermeister Brandanus Eggebrecht Aelter-Vater David Eggebrecht, ist 127 Jahr alt geworden. - Wie viele Jahre der alte Greis, welcher in der Grauen München-Kirche in einem Kinder-Wagen, nahe am Altar, abgemalt, alt geworden, weiß man nicht, doch soll derselbe zu der Dreyerischen Familie gehört und N. Bölte geheißen haben.


Von einem Wismarischen Phrenologen, der, da er zu Hause noch in die Schule gegangen, zuweilen solche Gesetz-Predigten gehalten, daß die Geistlichkeit sich selbst darüber verwundert, findet man etwas in Hrn. Franck de Franckenau Satyra Medica X. p. 187 sqq.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar