Der moderne Ruhm: Dantes Verhältnis zum Ruhm — Die Zelebrität des Humanisten — Petrarca — Kultus der Geburtshäuser — Kultus der Gräber — Kultus der berühmten Männer des Altertums — Literatur des örtlichen Ruhmes — Padua — Literatur des allgemeinen Ruhmes — Der Ruhm von den Schriftstellern abhängig — Die Ruhmsucht als Leidenschaft

Der bisher geschilderten Entwicklung des Individuums entspricht auch eine neue Art von Geltung nach außen: der moderne Ruhm.

Außerhalb Italiens lebten die einzelnen Stände jeder für sich mit seiner einzelnen mittelalterlichen Standesehre. Der Dichterruhm der Troubadours und Minnesänger z. B. existiert nur für den Ritterstand. In Italien dagegen ist Gleichheit der Stände vor der Tyrannis oder vor der Demokratie eingetreten; auch zeigen sich bereits Anfänge einer allgemeinen Gesellschaft, die ihren Anhalt an der italienischen und lateinischen Literatur hat, wie hier in vorgreifender Weise bemerkt werden muss; dieses Bodens aber bedurfte es, um jenes neue Element im Leben zum Keimen zu bringen. Dazu kam, dass die römischen Autoren, welche man emsig zu studieren begann, von dem Begriff des Ruhmes erfüllt und getränkt sind und dass schon ihr Sachinhalt — das Bild der römischen Weltherrschaft — sich dem italienischen Dasein als dauernde Parallele aufdrängte. Fortan ist alles Wollen und Vollbringen der Italiener von einer sittlichen Voraussetzung beherrscht, die das übrige Abendland noch nicht kennt.


Wiederum muss zuerst Dante gehört werden, wie bei allen wesentlichen Fragen. Er hat nach dem Dichterlorbeer gestrebt mit aller Kraft seiner Seele; auch als Publizist und Literator hebt er hervor, dass seine Leistungen wesentlich neu, dass er der erste auf seinen Bahnen nicht nur sei, sondern auch heißen wolle. Doch berührt er schon in seinen Prosaschriften auch die Unbequemlichkeiten eines hohen Ruhmes; er weiß, wie manche bei der persönlichen Bekanntschaft mit dem berühmten Manne unbefriedigt bleiben, und setzt auseinander, dass hieran teils die kindische Phantasie der Leute, teils der Neid, teils die eigene Unlauterkeit des Betreffenden schuld sei. Vollends aber hält sein großes Gedicht die Anschauung von der Nichtigkeit des Ruhmes fest, wenngleich in einer Weise, welche verrät, dass sein Herz sich noch nicht völlig von der Sehnsucht danach losgemacht. Im Paradies ist die Sphäre des Merkur der Wohnsitz der Seligen, die auf Erden nach Ruhm gestrebt und dadurch den „Strahlen der wahren Liebe“ Eintrag getan haben. Hochbezeichnend aber ist, dass die armen Seelen im Inferno von Dante verlangen, er möge ihr Andenken, ihren Ruhm auf Erden erneuern und wach halten, während diejenigen im Purgatorio nur um Fürbitte flehen; ja in einer berühmten Stelle wird die Ruhmbegier — lo gran disio dell’ eccellenza — schon deshalb verworfen, weil der geistige Ruhm nicht absolut, sondern von den Zeiten abhängig sei und je nach Umständen durch größere Nachfolger überboten und verdunkelt werde.

Rasch bemächtigt sich nun das neu aufkommende Geschlecht von Poeten-Philologen, welches auf Dante folgt, des Ruhmes in doppeltem Sinn: indem sie selber die anerkanntesten Berühmtheiten Italiens werden und zugleich als Dichter und Geschichtschreiber mit Bewusstsein über den Ruhm anderer verfügen. Als äußeres Symbol dieser Art von Ruhm gilt besonders die Poetenkrönung, von welcher weiter die Rede sein wird.

Ein Zeitgenosse Dantes, Albertinus Musattus oder Mussatus, zu Padua von Bischof und Rektor als Dichter gekrönt, genoss bereits einen Ruhm, der an die Vergötterung streifte; jährlich am Weihnachtstage kamen Doktoren und Scholaren beider Kollegien der Universität in feierlichem Aufzug mit Posaunen und, scheint es, mit brennenden Kerzen vor sein Haus, um ihn zu begrüßen und zu beschenken. Die Herrlichkeit dauerte, bis er (1318) bei dem regierenden Tyrannen aus dem Hause Carrara in Ungnade fiel.

In vollen Zügen genießt auch Petrarca den neuen, früher nur für Helden und Heilige vorhandenen Weihrauch und überredet sich sogar in seinen späteren Jahren, dass ihm derselbe ein nichtiger und lästiger Begleiter scheine. Sein Brief „an die Nachwelt“ ist die Rechenschaft des alten, hochberühmten Mannes, der die öffentliche Neugier zufriedenstellen muss; bei der Nachwelt möchte er wohl Ruhm genießen, bei den Zeitgenossen aber sich lieber denselben verbitten; in seinen Dialogen von Glück und Unglück hat bei Anlass des Ruhmes der Gegenredner, welcher dessen Nichtigkeit beweist, den stärkeren Akzent für sich. Soll man es aber strenge nehmen, wenn es Petrarca noch immer freut, dass der paläologische Autokrator von Byzanz ihn durch seine Schriften so genau kennt wie Kaiser Karl IV. ihn kennt? Denn in der Tat ging sein Ruf schon bei Lebzeiten über Italien hinaus. Und empfand er nicht eine gerechte Rührung, als ihn bei einem Besuch in seiner Heimat Arezzo die Freunde zu seinem Geburtshaus führten und ihm meldeten, die Stadt sorge dafür, dass nichts daran verändert werden dürfe! Früher feierte und konservierte man die Wohnungen einzelner großer Heiligen, wie z. B. die Zelle des S. Thomas von Aquino bei den Dominikanern in Neapel, die Portiuncula des S. Franciscus bei Assisi; höchstens genossen noch einzelne große Rechtsgelehrte jenes halbmythische Ansehen, welches zu dieser Ehre führte; so benannte das Volk noch gegen Ende des XIV. Jahrhunderts zu Bagnolo unweit Florenz ein altes Gebäude als „Studio“ des Accursius (geb. um 1150), ließ aber doch geschehen, dass es zerstört wurde. Wahrscheinlich frappierten die hohen Einnahmen und die politischen Verbindungen einzelner Juristen (als Konsulenten und Deduktionenschreiber) die Einbildungskraft der Leute auf lange hinaus.

Zum Kultus der Geburtshäuser gehört der der Gräber berühmter Leute; für Petrarca kommt auch noch der Ort, wo er gestorben, überhaupt hinzu, indem Arquato seinem Andenken zu Ehren ein Lieblingsaufenthalt der Paduaner und mit zierlichen Wohngebäuden geschmückt wurde — zu einer Zeit, da es im Norden noch lange keine „klassischen Stellen“, sondern nur Wallfahrten zu Bildern und Reliquien gab. Es wurde Ehrensache für die Städte, die Gebeine eigener und fremder Zelebritäten zu besitzen, und man erstaunt zu sehen, wie ernstlich die Florentiner schon im XIV. Jahrhundert — lange vor S. Croce — ihren Dom zum Pantheon zu erheben strebten. Accorso, Dante, Petrarca, Boccaccio und der Jurist Zanobi della Strada sollten dort Prachtgräber erhalten. Noch spät im XV. Jahrhundert verwandte sich Lorenzo magnifico in Person bei den Spoletinern, dass sie ihm die Leiche des Malers Fra Filippo Lippi für den Dom abtreten möchten, und erhielt die Antwort: sie hätten überhaupt keinen Überfluss an Zierden, besonders nicht an berühmten Leuten, weshalb er sie verschonen möge; in der Tat musste man sich mit einem Kenotaphium begnügen. Und auch Dante blieb trotz aller Verwendungen, zu welchen schon Boccaccio mit emphatischer Bitterkeit die Vaterstadt aufstachelte, ruhig bei S. Francesco in Ravenna schlafen, „zwischen uralten Kaisergräbern und Heiligengrüften, in ehrenvollerer Gesellschaft als du, o Heimat, ihm bieten könntest“. Es kam schon damals vor, dass ein wunderlicher Mensch die Lichter vom Altare des Kruzifixes wegnahm und sie an das Grab stellte mit den Worten: Nimm sie, du bist ihrer würdiger als jener — der Gekreuzigte. Nunmehr gedenken auch die italienischen Städte wieder ihrer Mitbürger und Einwohner aus dem Altertum. Neapel hatte vielleicht sein Grab Virgils nie ganz vergessen, schon weil sich ein halbmythischer Begriff an den Namen geknüpft hatte. Padua glaubte vollends noch im XVI. Jahrhundert nicht nur die echten Gebeine seines trojanischen Gründers Antenor, sondern auch die des Titus Livius zu besitzen. „Sulmona“, sagt Boccaccio, „klagt, dass Ovid fern in der Verbannung begraben sei, Parma freut sich, dass Cassius in seinen Mauern schlummere.“ Die Mantuaner prägten im XIV. Jahrhundert eine Münze mit dem Brustbild Virgils und stellten eine Statue auf, die ihn vorstellen sollte; aus mittelalterlichem Junkerhochmut ließ sie der Vormund des damaligen Gonzaga, Carlo Malatesta, 1392 umstürzen und musste sie, weil der Ruhm des alten Dichters stärker war, wieder aufrichten lassen. Vielleicht zeigte man schon damals zwei Miglien von der Stadt die Grotte, wo einst Virgil meditiert haben sollte, gerade wie bei Neapel die Scuola di Virgilio. Como eignete sich die beiden Plinius zu und verherrlichte sie gegen Ende des XV. Jahrhunderts durch sitzende Statuen in zierlichen Baldachinen an der Vorderseite seines Domes.

Auch die Geschichtsschreibung und die neugeborene Topographie richten sich fortan darauf ein, keinen einheimischen Ruhm mehr unverzeichnet zu lassen, während die nordischen Chroniken nur erst hie und da zwischen Päpsten, Kaisern, Erdbeben und Kometen die Bemerkung machen, zu dieser Zeit habe auch dieser oder jener berühmte Mann „geblüht“. Wie sich eine ausgezeichnete Biographik, wesentlich unter der Herrschaft des Ruhmesbegriffes, entwickelte, wird bei einem anderen Anlass zu betrachten sein; hier beschränken wir uns auf den Ortspatriotismus des Topographen, der die Ruhmesansprüche seiner Stadt verzeichnet.

Im Mittelalter waren die Städte stolz gewesen auf ihre Heiligen und deren Leichen und Reliquien in den Kirchen. Damit beginnt auch noch der Panegyrist von Padua um 1450, Michele Savonarola, seine Aufzählung; dann aber geht er über auf „berühmte Männer, welche keine Heiligen gewesen sind, jedoch durch ausgezeichneten Geist und hohe Kraft (virtus) verdient haben, den Heiligen angeschlossen zu werden (adnecti)“ — ganz wie im Altertum der berühmte Mann an den Heros angrenzt. Die weitere Aufzählung ist für jene Zeit bezeichnend im höchsten Grade. Zuerst folgen Antenor, der Bruder des Priamus, der mit einer Schar flüchtiger Troer Padua gegründet; König Dardanus, der den Attila in den euganeischen Bergen besiegte, ihn weiter verfolgte und zu Rimini mit einem Schachbrett totschlug; Kaiser Heinrich IV., der den Dom erbaut hat; ein König Marcus, dessen Haupt in Monselice aufbewahrt wird; — dann ein paar Kardinäle und Prälaten als Stifter von Pfründen, Kollegien und Kirchen; der berühmte Theologe Fra Alberto, der Augustiner, eine Reihe von Philosophen mit Paolo Veneto und dem weltbekannten Pietro von Abano beginnend; der Jurist Paolo Padovano; sodann Livius und die Dichter Petrarca, Mussato, Lovato. Wenn an Kriegszelebritäten einiger Mangel zu verspüren, so tröstet sich der Autor mit dem Ersatz von gelehrter Seite und mit der größeren Dauerhaftigkeit des geistigen Ruhmes, während der Kriegsruhm oft mit dem Leibe begraben werde und, wenn er dauere, dies doch nur den Gelehrten verdanke. Immerhin aber gereiche es der Stadt zur Ehre, dass wenigstens berühmte auswärtige Krieger auf eigenes Begehren in ihr begraben lägen: so Pietro de Rossi von Parma, Filippo Arcelli von Piacenza, besonders Gattamelata von Narni († 1442), dessen ehernes Reiterbild „gleich einem triumphierenden Cäsar“ bereits bei der Kirche des Santo aufgerichtet stand. Dann nennt der Verfasser Scharen von Juristen und Medizinern, Adelige, welche nicht bloß, wie so viele, „die Ritterwürde empfangen, sondern sie auch verdient hatten“, endlich berühmte Mechaniker, Maler und Tonkünstler. Den Beschluss macht ein Fechtmeister Michele Rosso, welcher als der berühmteste seines Faches an vielen Orten gemalt zu sehen war.

Kopf des Reiterdenkmals des Gattamelata

Neben solchen lokalen Ruhmeshallen, bei deren Ausstattung Mythus, Legende, literarisch hervorgebrachtes Renommee und populäres Erstaunen zusammenwirken, bauen die Poeten-Philologen an einem allgemeinen Pantheon des Weltruhms; sie schreiben Sammelwerke: von berühmten Männern, von berühmten Frauen, oft in unmittelbarer Abhängigkeit von Com. Nepos, Pseudo-Sueton, Valerius Maximus, Plutarch (Mulierum virtutes), Hieronymus (de viris illustribus) usw. Oder sie dichten von visionären Triumphzügen und idealen, olympischen Versammlungen, wie Petrarca namentlich in seinem Trionfo della fama, Boccaccio in seiner Amorosa visione, mit Hunderten von Namen, wovon mindestens drei Vierteile dem Altertum, die übrigen dem Mittelalter angehören. Allmählich wird dieser neuere, relativ moderne Bestandteil mit größerem Nachdruck behandelt; die Geschichtsschreiber legen Charakteristiken in ihre Werke ein, und es entstehen Sammlungen von Biographien berühmter Zeitgenossen, wie die von Filippo Vilani, Vespasiano Fiorentino und Bartolomeo Facta, zuletzt die von Paolo Giovio.

Der Norden aber besaß, bis Italien auf seine Autoren (z. B. auf Trithemius) einwirkte, nur Legenden der Heiligen und vereinzelte Geschichten und Beschreibungen von Fürsten und Geistlichen, die sich noch deutlich an die Legende anlehnen und vom Ruhm, d.h. von der persönlich errungenen Notorietät wesentlich unabhängig sind. Der Dichterruhm beschränkt sich noch auf bestimmte Stände und die Namen der Künstler erfahren wir im Norden fast ausschließlich nur, insofern sie als Handwerker und Zunftmenschen auftreten.

Der Poet-Philolog in Italien hat aber, wie bemerkt, auch schon das stärkste Bewusstsein davon, dass er der Austeiler des Ruhmes, ja der Unsterblichkeit sei; und ebenso der Vergessenheit. Schon Boccaccio klagt über eine von ihm gefeierte Schöne, welche hartherzig blieb, um immer weiter von ihm besungen und dadurch berühmt zu werden, und bedeutet ihr, er wolle es fortan mit dem Tadel versuchen. Sannazaro droht dem vor Karl VIII. feig geflohenen Alfonso von Neapel in zwei prächtigen Sonetten mit ewiger Obskurität. Angelo Poliziano mahnt (1491) den König Johann von Portugal in betreff der Entdeckungen in Afrika ernstlich daran, bei Zeiten für Ruhm und Unsterblichkeit zu sorgen und ihm das Material „zum Stilisieren“ (operosius excolenda) nach Florenz zu übersenden; sonst möchte es ihm ergehen wie all jenen, deren Taten, von der Hilfe der Gelehrten entblößt, „im großen Schutthaufen menschlicher Gebrechlichkeit verborgen liegen bleiben“. Der König (oder doch sein humanistisch gesinnter Kanzler) ging darauf ein und versprach wenigstens, es sollten die bereits portugiesisch abgefassten Annalen über die afrikanischen Dinge in italienischer Übersetzung nach Florenz zur lateinischen Bearbeitung verabfolgt werden; ob dies wirklich geschah, ist nicht bekannt. So ganz leer, wie dergleichen Prätensionen auf den ersten Blick scheinen, sind sie keineswegs; die Redaktion, in welcher die Sachen (auch die wichtigsten) vor Mit- und Nachwelt treten, ist nichts weniger als gleich gültig. Die italienischen Humanisten mit ihrer Darstellungsweise und ihrem Latein haben lange genug die abendländische Lesewelt wirklich beherrscht, und auch die italienischen Dichter sind bis ins vorige Jahrhundert weiter in allen Händen herumgekommen als die irgendeiner Nation. Der Taufname des Amerigo Vespucci von Florenz wurde seiner Reisebeschreibung wegen zum Namen des vierten Weltteils, und wenn Paolo Giovio mit all seiner Flüchtigkeit und eleganten Willkür sich dennoch die Unsterblichkeit versprach, so ist er dabei nicht ganz fehlgegangen.

Neben solchen Anstalten den Ruhm äußerlich zu garantieren, wird hie und da ein Vorhang hinweggezogen, und wir schauen den kolossalsten Ehrgeiz und Durst nach Größe, unabhängig von Gegenstand und Erfolg, in erschreckend wahrem Ausdruck. So in Macchiavellis Vorrede zu seinen florentinischen Geschichten, wo er seine Vorgänger (Lionardo Aretino, Poggio) tadelt wegen des rücksichtsvollen Schweigens in betreff der städtischen Parteiungen. „Sie haben sich sehr geirrt und bewiesen, dass sie den Ehrgeiz der Menschen und die Begier nach Fortdauer des Namens wenig kannten. Wie manche, die sich durch Löbliches nicht auszeichnen konnten, strebten danach durch Schmähliches! Jene Schriftsteller erwogen nicht, dass Handlungen, welche Größe an sich haben, wie dies bei den Handlungen der Regenten und Staaten der Fall ist, immer mehr Ruhm als Tadel zu bringen scheinen, welcher Art sie auch seien und welches der Ausgang sein möge.“ Bei mehr als einem auffallenden und schrecklichen Unternehmen wird von besonnenen Geschichtsschreibern als Beweggrund das brennende Verlangen nach etwas Großem und Denkwürdigem angegeben. Hier offenbart sich nicht eine bloße Ausartung der gemeinen Eitelkeit, sondern etwas wirklich Dämonisches, d. h. Unfreiheit des Entschlusses, verbunden mit Anwendung der äußersten Mittel und Gleichgültigkeit gegen den Erfolg als solchen. Macchiavelli selber fasst z. B. den Charakter des Stefano Porcari so auf; von den Mördern des Galeazzo Maria Sforza sagen ungefähr dasselbe die Aktenstücke; die Ermordung des Herzogs Alessandro von Florenz (1537) schreibt selbst Varchi (im V. Buch) der Ruhmsucht des Täters Lorenzino Medici zu. Noch viel schärfer hebt aber Paolo Giovio dieses Motiv hervor; Lorenzino, wegen der Verstümmelung antiker Statuen in Rom durch ein Pamphlet des Molza an den Pranger gestellt, brütet über einer Tat, deren „Neuheit“ jene Schmach in Vergessenheit bringen sollte, und ermordet seinen Verwandten und Fürsten. — Es sind echte Züge dieser Zeit hoch aufgeregter, aber bereits verzweifelnder Kräfte und Leidenschaften, ganz wie einst die Brandstiftung im Tempel von Ephesus zur Zeit des Philipp von Mazedonien.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kultur und Kunst der Renaissance in Italien. 2. Buch