Kultur-Kuriosa. Band I

Autor: Kemmerich, Max Dr. (1876-1932) Philosoph, Kunsthistoriker, Privatgelehrter, Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1910
Themenbereiche
Vorwort

Die „Kultur-Kuriosa“ sind keine Anekdoten-Sammlung, denn sie erheben den Anspruch, nur solche beglaubigte Tatsachen anzuführen, die nicht nur merkwürdig, sondern auch für ihre Zeit, gewisse Institutionen und Anschauungen charakteristisch sind; sie sind auch keine Kulturgeschichte, denn sie erstreben nach keiner Richtung hin Vollständigkeit oder systematische Ordnung. Was sie sind, wird der Leser wohl selbst herausfinden.

Dass die Schattenseiten stärker betont sind als die Lichtseiten, bringt der Zweck des Buches mit sich. Sollte aber jemand aus dem Verschweigen dieser oder jener Tatsache auf irgendeine Tendenz schließen, so möge er sich den Titel ins Gedächtnis rufen. Unterließ ich den Hinweis darauf, dass etwa Gregor VII. die Folterung der „Hexen“ verbietet, dass der Benediktinerorden sich die größten Verdienste um die Überlieferung der antiken Literatur erwarb, dass ein Franz von Assisi zu den Heiligen der Kirche zählt, dass unsere Verfassung die Gleichheit aller vor dem Gesetz verbürgt u. a. m., so hat das seine guten Gründe: Ich finde das alles gar nicht kurios. Würde ich diese und andere Erscheinungen aufgenommen haben, so wäre das boshaft.

Das Buch ist nun mal durchaus subjektiv, und jedem Leser sei freigestellt, Dinge, die ich für höchst sonderbar halte, für die natürlichsten von der Welt zu erklären und umgekehrt.

Objektiv wahr aber sind die mitgeteilten Tatsachen. Sollte ich versehentlich in irgend einem Punkte geirrt haben, dann bitte ich um Belehrung; sollte ich aber mit mancher liebgewordenen Vorstellung aufräumen oder gar Gefühle verletzen, um Entschuldigung.

Wer mit mir die Achtung vor Leben, Ehre, Freiheit und Überzeugung des Nächsten für das wichtigste Kulturkriterium hält, wichtiger als alle technischen und wissenschaftlichen Fortschritte, als alle künstlerischen Großtaten, der wird zugeben müssen, dass unsere Kultur sehr jung ist und noch außerordentlich große Aufgaben gerade auf diesem Gebiete zu erfüllen hat. Diese Jugend aber ist eine Entschuldigung für manches.

Wenn ein Gelehrter, der auf eine Reihe wohlwollend aufgenommener Publikationen blicken kann, sich hier nicht an Fachkreise, sondern an jeden Gebildeten wendet, dann muss er dafür seine guten Gründe haben.

München, im März 1909
                Der Verfasser


                Inhaltsverzeichnis

Vorwort
01. Modernes und Merkwürdiges in der Vergangenheit
02. Rechtspflege
03. Die Ketzer und die römisch-katholische Kirche
04. Toleranz und Ähnliches
05. Kriegswesen
06. Ehe
07. Sittlichkeit
08. Schicklichkeit und anderes
09. Medizinisches
10. Hygiene
11. Ehre
12. Religion und Glauben
13. Die „Hexen“ oder Ecclesia non sitit sanguinem!
14. Reliquien
15. Missionen und Kolonie
16. Autoritäten und Fortschritt
Anmerkungen
Nachwort

MA 087 Kaiserliche Kammer-Jungfrau

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MA 092 Hans Birckmaier, Der junge Weißkunig in der Schule

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MA 094 Quinten Mafsys, Der Wechsler und seine Frau (Paris, Louvre)

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MA 100 Liebespaar. Tracht a. d. Ende d. 15. Jahrhunderts

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MA 104 Grabmal des Johannes Holzhausen (Gest. 1393) im Dom zu Frankfurt

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MA 117 Spottstreit der alten und neuen Mannes- und Weibertracht. (Original im Besitz des Geheimen Rates J. H. von Heiner-Alteneck)

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MA 120 Spottbild auf die weibliche Tracht. Aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts

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MA 132 Balth. Ableitner, Bildh. in München, Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern (1651-1679) und seine Gemahlin Adelheid von Savoyen

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MA 151 Modewaren-Handlung

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