Haus Romanow
Mein erster Besuch galt dem kleinen uralten russischen Hause Romanow: Palata Bojar Romanowüjch in der Warwakastrasse, aus dem die russischen Herrscher hervorgegangen sind. Wanderte doch der Stammvater der Romanows im vierzehnten Jahrhundert aus Preußen nach Russland ein und brachte es dort bis zur Würde eines Bojaren. Seine Nachfolger wurden die rechtmäßigen Erben des russischen Zarenthrons. Außen grau, wuchtig, mit kräftigen Ausladungen und weit vorspringenden bräunlichen Zeltdächern, ist das Haus im Innern in seiner Enge und den niedrigen Decken der Gemächer den deutschen Bauten des Mittelalters ähnlich und gibt, trefflich von Alexander II. restauriert, in seiner ganzen Einrichtung ein getreues Abbild altrussischen Bojarenlebens.
Und wie ist aus einem kleinem Samenkorn ein so gewaltiges Reich herausgewachsen. Schade nur, dass auf die allzu beschleunigte Reformzeit Alexanders II. mit ihrem mächtigen Schaffen bis 1864 der Stillstand mit der Reaktion des Altrussentums eingetreten ist. Und dabei wird das Land unterhöhlt vom Nihilismus und sozialistisch-kommunistischen Umsturztendenzen, welchen sogar der Beamten- und Militärstand nicht fernbleiben. Um aber den zersetzend auflösenden Tendenzen im Innern zu entgehen, greift man einerseits zu gewaltsamer Russifizierung, andererseits zu Gebietserweiterungen in Zentralasien und wie eine Seeschlange taucht dazwischen immer wieder von Neuem das beängstigende Gespenst der orientalischen Frage auf, so dass die Blicke von ganz Europa sich stets voller Furcht und Zweifel auf dieses halbasiatische Riesenreich richten. Und doch sollte gerade dieses Riesenreich durch Kulturbestrebungen im Innern, deren es noch so sehr bedarf, der Welt die Bürgschaft des Friedens sichern. Wie schön sagt Turgenjew: „In Tagen des Zweifels, in Tagen schwerer Grübeleien über die Schicksale meines Vaterlandes bist du allein mir Stütze und Halt, o große, mächtige, wahrhafte und freie russische Sprache! Wärst du nicht, wie sollte ich nicht in Verzweiflung fallen bei dem Anblick von Allem, was zu Hause geschieht. Aber eine solche reiche Sprache kann nur einem großen Volke gegeben sein.“
Dann ging es zum Puschkin-Denkmal, das am 18. Juni 1880 hier enthüllt ward, während Tags vorher in dem prachtvoll geschmückten Saal der Stadt-Duma die Deputationen aus allen Teilen Russlands empfangen wurden. Vor der Enthüllung fand der Gottesdienst im gegenüberliegenden Strostnoi-Kloster statt, woselbst der Metropolit deren es nur drei im ganzen Reich gibt, nämlich in Moskau, Kiew und Petersburg-Nowgorod, die Ansprache hielt.
Gegen vier Uhr nachmittags wird in diesem Strostnoi-Kloster die Messe gefeiert und hörte ich mit großem Interesse dem schwermütigen Gesang und den schönen Stimmen der dienenden Nonnen zu. In ihrer kleidsamen Tracht von schwarzer Wolle mit hinten schleppenartig, vom bis zur Brust gehendem Übergewand vom gleichen Stoff und dem dichten Wollenstoffschleier, der das schwarze Wollenbarett wie ein Baschlik umrahmt, bieten sie, auch ohne dass hübsche Gesichter vorhanden sind, einen fesselnden Anblick. Nicht so kleidsam ist die Tracht der vornehmen Nonnen, die ein kaftanartiges schwarzes Gewand umschließt, vom Gurt gehalten, das schwarze Sammetbarett hinten mit kleinem shawlartigen Schleier aus Seidenstoff garniert. Dem Gesang folgend, ziehen alle diese Menschenleben unwillkürlich vor unseren Blicken vorüber und trauernd denkt man daran wieviel Lebensglück und Lebenskraft da verloren geht.
Und wie ist aus einem kleinem Samenkorn ein so gewaltiges Reich herausgewachsen. Schade nur, dass auf die allzu beschleunigte Reformzeit Alexanders II. mit ihrem mächtigen Schaffen bis 1864 der Stillstand mit der Reaktion des Altrussentums eingetreten ist. Und dabei wird das Land unterhöhlt vom Nihilismus und sozialistisch-kommunistischen Umsturztendenzen, welchen sogar der Beamten- und Militärstand nicht fernbleiben. Um aber den zersetzend auflösenden Tendenzen im Innern zu entgehen, greift man einerseits zu gewaltsamer Russifizierung, andererseits zu Gebietserweiterungen in Zentralasien und wie eine Seeschlange taucht dazwischen immer wieder von Neuem das beängstigende Gespenst der orientalischen Frage auf, so dass die Blicke von ganz Europa sich stets voller Furcht und Zweifel auf dieses halbasiatische Riesenreich richten. Und doch sollte gerade dieses Riesenreich durch Kulturbestrebungen im Innern, deren es noch so sehr bedarf, der Welt die Bürgschaft des Friedens sichern. Wie schön sagt Turgenjew: „In Tagen des Zweifels, in Tagen schwerer Grübeleien über die Schicksale meines Vaterlandes bist du allein mir Stütze und Halt, o große, mächtige, wahrhafte und freie russische Sprache! Wärst du nicht, wie sollte ich nicht in Verzweiflung fallen bei dem Anblick von Allem, was zu Hause geschieht. Aber eine solche reiche Sprache kann nur einem großen Volke gegeben sein.“
Dann ging es zum Puschkin-Denkmal, das am 18. Juni 1880 hier enthüllt ward, während Tags vorher in dem prachtvoll geschmückten Saal der Stadt-Duma die Deputationen aus allen Teilen Russlands empfangen wurden. Vor der Enthüllung fand der Gottesdienst im gegenüberliegenden Strostnoi-Kloster statt, woselbst der Metropolit deren es nur drei im ganzen Reich gibt, nämlich in Moskau, Kiew und Petersburg-Nowgorod, die Ansprache hielt.
Gegen vier Uhr nachmittags wird in diesem Strostnoi-Kloster die Messe gefeiert und hörte ich mit großem Interesse dem schwermütigen Gesang und den schönen Stimmen der dienenden Nonnen zu. In ihrer kleidsamen Tracht von schwarzer Wolle mit hinten schleppenartig, vom bis zur Brust gehendem Übergewand vom gleichen Stoff und dem dichten Wollenstoffschleier, der das schwarze Wollenbarett wie ein Baschlik umrahmt, bieten sie, auch ohne dass hübsche Gesichter vorhanden sind, einen fesselnden Anblick. Nicht so kleidsam ist die Tracht der vornehmen Nonnen, die ein kaftanartiges schwarzes Gewand umschließt, vom Gurt gehalten, das schwarze Sammetbarett hinten mit kleinem shawlartigen Schleier aus Seidenstoff garniert. Dem Gesang folgend, ziehen alle diese Menschenleben unwillkürlich vor unseren Blicken vorüber und trauernd denkt man daran wieviel Lebensglück und Lebenskraft da verloren geht.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Krim- und Kaukasus-Fahrt - Bilder aus Russland