Sukkaus in der Front.

H. L., 7. Oktober.

Heute, am ersten Tag Chaulhamoed, war mir durch den Empfang des Tabaks, der Strümpfe und Schokolade, besonders aber des Bildes der lieben J., eine rechte Jaumtauwfreude beschieden. In meinem Tornister liegen nun bereits so viele Liebesgaben, daß ich Euch bitten muß, mir vorerst keine Wäsche zu schicken. Am Festausgang, gestern nacht, füllten wir noch unseren Extrajaumtauw haben. Es hätte bös ausgehen können, hat aber boruch Haschem sehr gut geendet, Ich hatte die ganze Nacht mit einem Duzend Kameraden Patrouillendienst. Wir sollten feststeilen, ob die Häuser des Dorfes am Waldrand von Franzosen besetzt waren. Da schlichen wir, bis an die Zähne bewaffnet, durch Nacht und Nebel und Baumgestrüpp, bis wir, wie die Nachtgespenster, an das erste Haus heranhuschten. Es war wirklich besetzt, aber von Deutschen. Der deutsche Posten war nicht übel erstaunt und erschrocken, als wir aus der finsteren Nacht heraus so drohend vor ihm auftauchten. Dann löste sich aber alles in ein helles Lachen auf. Warmen Kaffee gab es dann auch. Wir hatten uns auf andere Bohnen gefaßt gemacht ... Es wäre uns aber auch bitter gegangen, wenn wir eine Nacht früher diesen Weg gemacht hätten, aber so sind wir um das Eiserne Kreuz gekommen. Eine Belohnung ward uns doch, denn wir haben heute Rast, so daß ich Euch diesen Brief schreiben kann.


Vom Sukkausfest habe ich doch etwas zu spüren bekommen. Wir hatten nämlich förmliche Laubhütten, denn wir lagen an beiden Tagen im Schützengraben, der mit Tannenlaub bedeckt war. Ob unser verehrter Dajan, Herr P., eine solche Sukkoh für koscher erklärt hätte, bezweifle ich sehr, aber ich hoffe, daß die Zeit kommen wird, in der der liebe Gott die „Hütte des Friedens“ über uns alle ausbreitet und es mir vergönnt ist, in Frieden und Freude auf heimatlicher Erde die heiligen Mizwaus zu halten. Bisher hat mich der liebe Gott gefund und munter erhalten.

Es grüßt Euch herzlich und wünscht Euch gute Feiertage

Euer M.