Das eiserne Kreuz erster Klasse.

Brief des Unteroffiziers der Reserve im 48. Infanterieregiment Oskar Brieger, Hohensalza.

Das Kreuz zweiter Klasse erwarb ich mir auf folgende Weise: Als wir nach beschwerlichen Märschen am 25. August in Hofstaade ankamen, wurden wir mit fürchterlichem Feuer empfangen; die ganze Zivilbevölkerung, einschließlich der Frauen, schoß unaufhörlich auf uns. Auf diese Weise sind viele meiner Kameraden gefallen. Mir selbst wurde Gewehrkolben von einem Franktireur weggeschossen, so dass ich nur noch den Lauf in Händen hatte. Um mich etwas zu schützen, suchte ich an einer Scheune Deckung und sah bei der Gelegenheit, wie ein belgischer Soldat auf unsere Verwundeten schoss. Als der Schurke sein Gewehr wieder laden wollte, rannte ich ihm mein Bajonett ins Herz. Es gelang mir, meine verwundeten Kameraden zu verbinden und aus der Gefechtslinie zu tragen.


Das Kreuz erster Klasse erwarb ich mir so: Vom 9. bis 13. September lagen wir in Elevyt fortgesetzt im Gefecht. Da wir andauernd von schwerer Artillerie beschossen wurden, wurde der Verbandplatz in dem Keller eines zweistöckigen Hauses angelegt, auf der anderen Seite der Straße gegenüber dem Schützengraben. Trotzdem auf dem Haus das Rote Kreuz angebracht war, war es das Ziel der feindlichen Granaten. Ich brachte sechs schwerverwundete Kameraden dorthin, die von dem Stabsarzt, Herrn Dr. Laferstein aus Berlin, verbunden wurden. Nach der zweiten Granate, welche einschlug, stürzte das Haus in sich zusammen und fing an zu brennen. Die sechs verwundeten Krieger, der Stabsarzt und sein Assistent, mehrere Musiker und Hausbewohner, insgesamt 32 Personen, wurden buchstäblich begraben. Es gelang mir, mich herauszuarbeiten und zu einer bisher nicht gesehenen Tür zu gelangen. Mit einem Stein zerschlug ich die Füllung und gelangte auf diese Weise in einen Nebenkeller, welcher ein stark vergittertes Fenster nach der Straße aufwies. Mit aller Kraft wollte ich die Eisenstäbe entfernen, jedoch gelang es mir nur, den mittelsten umzubiegen. Ich entfernte meine Kleider und zwängte mich durch das Gitter auf die Straße, um aus unserem Schützengraben Hilfe zu holen.

Kaum betrat ich die Chaussee, als eine Granate angesaust kam und mich zu unserem Schützengraben hinüberwarf, wo ich besinnungslos liegen blieb. Als ich wieder zu mir kam, bat ich einige Kameraden um Unterstützung; das feindliche Feuer war jedoch so furchtbar, dass sich keiner aus dem Schützengraben herauswagte. Kurz entschlossen nahm ich eine Axt und lief so schnell wie möglich zu dem Haus zurück, um noch zu retten, was zu retten war. Auf dem Weg krepierte wieder einen Meter von mir entfernt eine Granate; doch wurde mir von den Splittern nicht ein Haar gekrümmt. Mit Aufbietung aller Kräfte durchschlug ich die Wand zum Nebenkeller, und so gelang es mir allein, die verwundeten Kameraden, den schwerverletzten Arzt und sämtliche Insassen zu befreien und an einen sicheren Ort zu geleiten.