Eintritt in die Schule

Die für Vornehme und Geringe gleich sorgenlose Kinderzeit ging vorbei, und mit dem Eintritt in die Schule begann das Alter, an dessen Erlebnisse so manche unserer Gewährsmänner sich nachmals mit mehr oder minder gemischten Gesichten erinnerten. Denn eine, meist mehrere Schulen hat jeder spätere Kaufmann durchlaufen.

Der Franziskanerbruder Berthold von Regensburg durfte im 18. Jahrhundert seinen Zuhörern noch zurufen: „ir leien kunnet nit lesen als wir pfaffen" im 14. und 15. Jahrhundert änderte sich dieses in den Städten ganz gewaltig. In jedem größeren Stadtarchive finden wir neben den Erzeugnissen der Kanzlei eigenhändige Briefe oder Einträge nicht nur von Ratmannen und städtischen Beamten, sondern auch Rechnungen einfacher Handwerker, ja auch von Landleuten, und in dem Gildebuch der Göttinger Kaufmannsgilde haben die Gildemeister von 1380 ab jedes neuaufgenommene Mitglied selbst eingetragen.


Die Schriftzüge solcher Akten sind ungelenk und unbeholfen, die Feder gehorcht sichtlich mir widerstrebend der Führung der Hand, dennoch zeugen diese oft Unscheinbaren Aufzeichnungen von der Erlernung der schwierigen Schreibkunst durch die Verfasser trotz des Mangels jedes Schulzwanges. Und sind die Ergebnisse unserer Volksschulen bei Leuten, deren späterer Beruf sie selten zur Feder greifen lässt, viel bessere?
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kaufmannsleben zur Zeit der Hanse