Der Tagesablauf im Allgemeinen

Zwar erhob man sich früher aus den Federn, um der Frühmesse beiwohnen zu können. Ihr folgte das gemächliche Verzehren der Morgensuppe; dann geht es an die Arbeit, es sei denn, dass der Kaufmann als Mitglied des Rates zur Sitzung eilen muss.

Bald nach 11 Uhr stellte sich der Hunger wieder ein und das Mittagessen bescherte eine längere Ruhepause. Nachmittags ging man wieder den Berufsgeschäften nach, wurde jedoch zwischen 4 und 5 Uhr zum Vesperbrot erwartet, und dieses setzte in der Regel dem Arbeitstage ein Ziel.


In drangvollen Zeiten, nach Ankunft oder vor Abfahrt von Flotten z. B., wird gewiss mancher sich noch des Abends in die Schreibstube verfügt und seine Geschäftspapiere erledigt haben, aber die meisten werden auch dann der Mahnung der Frau Magdalena Paumgartner gefolgt sein. Sie sandte ihrem Gemahl in die Frankfurter Messe Backwerk und Obst, damit er nach der Nachtarbeit „nit so gar mit leerem magen“ sich zu Bett lege.

Denn auf Essen und Trinken wurde unter allen Umständen ein großes Gewicht gelegt, dafür war aber die Sucht nach raschem Gewinn ungleich weniger verbreitet als in unseren Tagen. Man war zufriedener mit sich und der Welt, und sehnte sich meist nur nach einem ruhigen und behaglichen Lebensabend. Dieses Ziel zu erreichen gestattete aber die viel einfachere Lebenshaltung auch bei geringerem Arbeitsaufwand.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kaufmannsleben zur Zeit der Hanse