Abschnitt. 1

Es gibt zwei Arten der Konkurrenz: Überbieten im Werte und Unterbieten im Preise. Hat der Fabrikant oder der Kaufmann sich für die eine oder andere entschlossen, so muß er dies in geeigneter Weise durch seine Reklame bekannt machen.
Erfolg hat eine Reklame nur dann, wenn sie häufig in derselben oder in wechselnder Form und an vielen Orten wiederholt wird. Bei der großen Konkurrenz, mit der in der Geschäftswelt nun einmal gerechnet werden muß, hat ein Geschäft nur dann Aussicht, wenn es seinen Namen, seine Waren dem Publikum immer wieder ins Gedächtnis zurückruft. Freilich — eine umfassende Reklame ist teuer, und da die Waren dadurch nicht zu sehr oder überhaupt nicht verteuert werden sollen, so kommt es eben darauf an, daß möglichst geschickt Reklame zu machen verstanden wird. Das ist das Geheimnis des Erfolges.
Wie die einzelnen Propagandamittel, die in vorliegendem Werk behandelt werden, zu verbinden sind, kann man nur in jedem einzelnen Falle entscheiden, aber soviel läßt sich schon hier sagen, daß bei großen Unternehmungen Schrift und Bild (Anzeigen, Drucksachen. Plakate) und Rede (Reisende) zusammenwirken müssen, um einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen.
Viele sind der Meinung, die Güte der Ware sei für diese die einzig notwendige Reklame. Das ist nicht richtig, denn die Welt will heute auf die Waren aufmerksam gemacht werden. Ist die Reklame so durchgeführt, daß das Publikum mühelos davon Kenntnis nehmen kann und sogar muß, so darf man dafür die besten Resultate erhoffen. Daher sind große, auffallende Straßenreklamen, welche der Blick im Vorbeigehen erhascht, große Inserate im Textteil der Zeitungen, die der Blick beim Lesen unwillkürlich streift, besonders wertvoll. Weil aber diese Reklamen rasch vorbeihuschen, müssen sie oft wiederholt werden, um durch die vielmalige Aufeinanderfolge nachhaltig zu wirken. Hat die Propaganda auf lokale Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen, so muß sie sich diesen anpassen, weil allzu große Vornehmheit leicht als Überhebung oder Dummheit angesehen werden kann.
Die erste Bedingung für die Reklame, die auf die Dauer wirksam sein soll, ist die Wahrheit. Die Vorzüge der angekündigten Ware darf man herausstreichen, aber man darf sich nicht zu unwahren Behauptungen verleiten lassen. Dieses würde sich übrigens bitter rächen. Des weiteren muß die Reklame systematisch und zweckentsprechend betrieben werden. Eine einzige Anzeige dient meist zu nichts, auch eine zweimalige bleibt oft ohne Wirkung. Bei der dritten merkt das Publikum vielleicht auf, sicher wird dies erst bei der vierten oder fünften der Fall sein. Die Anfangswirkung wird sich aber leicht wieder verflüchtigen, wenn sie nicht durch eine sechste, sicherer aber durch eine siebente, achte, neunte, zehnte Anzeige wieder aufgefrischt und wachgehalten wird.
Daß derjenige Kaufmann, dessen Name in der, Stadt, in dem ganzen Lande, ja in der ganzen Welt bekannt ist, nicht mehr Reklame zu machen brauche, wäre ein großer Irrtum, den der Betreffende mit dem vielleicht langsamen, aber sicheren Rückgang seines Geschäftes bezahlen müßte. Ein Geschäftsinhaber, der sich auf einer errungenen Stelle oder Höhe behaupten will, muß sich unausgesetzt der Reklame bedienen, wenn er sich in der Erinnerung des Publikums lebendig erhalten will. Aus diesem Grunde sind viele der größten und bekanntesten Geschäfte bei den am meisten verbreiteten oder sonst geeignetsten Zeitungen und Zeitschriften zur laufenden Reklame geradezu abonniert, damit die Leser immer wieder an das betreffende Geschäft erinnert werden. Eine so systematisch und konsequent durchgeführte Reklame wirkt oft mit einer erstaunlichen Sicherheit.
Eine gemeinsame Reklame können am besten wirtschaftliche Verbände veranstalten, wie es z. B. die vereinigten Zuckerproduzenten, der Verein der Thomasphosphatfabriken, das Kalisyndikat usw. schon getan haben.
Die individuelle Propaganda richtet sich nach der Art der Ware, nach der Größe ihres Absatzgebietes, nach den Gewohnheiten und Gebräuchen des Landes, oft nach lokalen Ansichten und Verhältnissen, nach der Art des zulässigen Zwischenhandels, der Kundschaft und Konkurrenz, wie nach den jeweiligen Zeitverhältnissen, insbesondere der wirtschaftlichen Lage.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kaufmännische Propaganda.