Ludwigslust, Sonntag den 9. Dezember 1810

An Karl

— Dein letzter Brief mit dem Einschluss von der Henriette und der Quittung der halbjährigen Interessen war mir sehr tröstlich. — Es hätte mich in große Verlegenheit gebracht, wenn ich nichts von daher erhalten hätte; denn ich mag der guten Prinzess außer dem, was sie mir ohnehin bestimmt hat, nicht weiter beschwerlich sein, da sie ohnehin der Ausgaben genug hat. —


Montags den 10. Ich bin gestern, zwar durch einen recht lieben Besuch, gestört worden — und ach! die Vormittage sind gar zu kurz. Prinzess besuchte uns mit dem Erbprinzen. Sie hat mir viele Komplimente an Dich aufgetragen. Es ist heute hier Fest, nämlich des Herzogs Geburtstag. Da sind viele Gäste aus Schwerin und der ganzen Gegend umher eingetroffen. Prinzess wird sich sehr schön schmücken mit Edelstein und Hermelin und einem ganzen Paradiesvogel auf dem Kopf, der sie zwar etwas inkommodieren wird, den sie aber doch aufsetzen will, da sie ihn vom Herzog zum Geschenk erhalten hat. Der Herzog soll immer recht vergnügt an solchen Festen sein, und freut sich, wenn alles recht geputzt erscheint. Da werden wir denn auch unser Möglichstes tun, ob ich mir gleich nicht das Geringste gekauft habe. —

Vorgestern Abend haben wir mit Prinzess ein Schauspiel oder Deklamatorium der Elise Bürger mit angesehen. Wir haben es abscheulich gefunden, und doch macht diese hässliche und unangenehme Person durch ihre Dreistigkeit überall Glück. Gestern gab sie auch mimische Vorstellungen, als Nachahmungen von Madame Händel. Prinzess sah sie aber nicht, und wir eben so wenig. Da mag doch die italienische Oper in Weimar besser sein! Ich kann nicht sagen, dass ich das weimarische Theater vermisst hätte. Wir bringen gewöhnlich die Abende bei unsrer Prinzess zu, wo es gar hübsch ist und freundlich. Es ist mir ein angenehmes Schauspiel, sie mit ihren Kindern zu sehen, mit denen sie zuweilen kleine Spiele spielt und die ihr größtes Heil und ihre ganze Glückseligkeit in der Mutter finden. Wenn ich nicht ausgehe, so besucht mich Prinzess, und doch zuweilen allein und ohne Gemahl; doch muss ich immer den Erbprinzen rühmen, dass er immer derselbe bleibt und ausnehmend artig ist. —