Ludwigslust, Sonntag den 7. Oktober 1810

An Karl

— Ich wollte gestern Abend mit Boschen bei Minister Plessen gehen und meinen gewöhnlichen Besuch bei Prinzess einmal aussetzen. Da ließ sie mir sagen, dass ich doch um 5 Uhr ein wenig zu ihr kommen möchte. Ich fand sie überaus holdselig und liebreich, und der Erbprinz war auch so artig, sich etwas zu entfernen. Nun kam sie im Gespräch bald auf die Poesie, und sagte mir, dass ihre Neigung dafür nun so groß und lebhaft wäre, dass sie kaum etwas anderes lesen möchte. Ich machte ihr dasselbe Geständnis, wie es wirklich auch wahr ist, und nun öffnet sich die Türe und ein Bedienter bringt Deinen lieben Brief (vom 27. v. M.), den mir Boschen nachschickte. War das nicht ganz besonders artig? Unsere Freude war auch auf das Höchste gestiegen. Der Abend war so schön. Der Mond, den Du uns vielleicht auch noch geschickt hast, präsentierte sich schon am Fenster. Meine gute Prinzessin, in der mit mir so gleich gestimmten Freude ihres Herzens, machte sich an den Brief. —