Am 22. September.

hörte man, die Generale Manstein und Heymann seien nach Dampiere in das Hauptquartier von Kellermann, wo sich auch Dumouriez einfinden sollte. Es war von Auswechseln der Gefangnen, von Versorgung der Kranken und Blessierten zum Schein die Rede; im Ganzen hoffte man aber mitten im Unglück eine Umkehr der Dinge zu bewirken. Seit dem 10. August war der König von Frankreich gefangen, grenzenlose Mordtaten waren im September geschehen. Man wusste, dass Dumouriez für den König und die Konstitution gesinnt gewesen; er musste also seines eignen Heils, seiner Sicherheit willen die gegenwärtigen Zustände bekämpfen, und eine große Begebenheit wäre es geworden, wenn er sich mit den Alliierten alliiert und so auf Paris losgegangen wäre.

Seit der Ankunft der Equipage fand sich die Umgebung des Herzogs von Weimar um vieles gebessert, denn man musste dem Kämmerier, dem Koch und andern Hausbeamten das Zeugnis geben, dass sie niemals ohne Vorrat gewesen und selbst in dem größten Mangel immer für etwas warme Speise gesorgt. Hierdurch erquickt, ritt ich umher, mich mit der Gegend nur einigermaßen bekannt zu machen, ganz ohne Furcht: diese flachen Hügel hatten keinen Charakter, kein Gegenstand zeichnete sich vor andern aus. Mich doch zu orientieren, forscht’ ich nach der langen und hoch aufgewachsenen Pappelallee, die gestern so auffallend gewesen war, und da ich sie nicht entdecken konnte, glaubt’ ich mich weit verirrt, allein bei näherer Aufmerksamkeit fand ich, dass sie niedergehauen, weggeschleppt und wohl schon verbrannt sei.


An den Stellen, wo die Kanonade hingewirkt, erblickte man großen Jammer: die Menschen lagen unbegraben, und die schwer verwundeten Tiere konnten nicht ersterben. Ich sah ein Pferd, das sich in seinen eigenen, aus dem verwundeten Leibe heraus gefallenen Eingeweiden mit den Vorderfüßen verfangen hatte und so unselig dahinhinkte.

Im Nachhausereiten traf ich den Prinzen Louis Ferdinand im freien Feld auf einem hölzernen Stuhl sitzen, den man aus einem untern Dorf heraufgeschafft; zugleich schleppten einige seiner Leute einen schweren, verschlossenen Küchenschrank herbei: sie versicherten, es klappere darin, sie hofften, einen guten Fang getan zu haben. Man erbrach ihn begierig, fand aber nur ein stark beleibtes Kochbuch, und nun, indessen der gespaltene Schrank im Feuer aufloderte, las man die köstlichsten Küchenrezepte vor, und so ward abermals Hunger und Begierde durch eine aufgeregte Einbildungskraft bis zur Verzweiflung gesteigert.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kampagne in Frankreich