Jugendleben und Wanderbilder

Aufs Neue eingeführt und mit erläuternden Notizen versehen von Dr. W. Cosack.
Autor: Schopenhauer Johanna (1766-1838)
Neuaufgelegt: 1884
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
  1. Erstes Kapitel. - Am fernen Strande der Ostsee, in der altehrwürdigen, damals noch freien Reichsstadt Danzig, erblickte ich am neunten Juli des Jahres 1766 das Licht der Sonne zum erstenmal. ...
  2. Zweites Kapitel. - Ich kann es mir nicht versagen, diesem vielleicht etwas zu sehr Ifflandisirenden Familiengemälde eine jener ergötzlichen Karrikaturen als lustiges Nachspiel anzuhängen, ...
  3. Drittes Kapitel. - Das Gepräge ehemaligen hohen Wohlstandes, und der aus diesem entspringenden soliden Prachtliebe ist meiner Vaterstadt so tief aufgedrückt und dermaßen mit ihrem ganzen Wesen verzweigt und verwachsen, daß es unmöglich wäre, sie zu modernisiren, ...
  4. Viertes Kapitel. - Daß das Land, daß die Stadt, in welcher wir geboren und erzogen wurden, auf die Bildung unseres Geistes, wie überhaupt auf die Entwickelung unseres ganzen Wesens den mächtigsten Einfluß üben, ...
  5. Fünftes Kapitel. - Der Einladung der englischen Kolonie folgend, die unter eben so ehrenvollen, als vortheilhaften Bedingungen ihn zu ihrem Prediger berufen, war Doktor Richard Jameson, ungefähr gleichzeitig ...
  6. Sechstes Kapitel. - Kaum hatte ich das dritte Jahr meines Lebens zurückgelegt, als ich schon täglich zweimal, Vormittags und Nachmittags, in eine kaum zweihundert Schritt von meinem elterlichen Hause entfernte Schule ...
  7. Siebentes Kapitel. - An schönen Sommerabenden, wenn die nur eben noch über dem Horizont schwebende Sonne zur guten Nacht die Erde noch einmal anlächelt, wie eine Mutter ihr entschlummerndes Kind, ...
  8. Achtes Kapitel. - Vor sechzig bis siebenzig Jahren konnte Danzig noch füglich für einen der nordischen Marksteine der kultivirten Welt gelten; mit Riesenschritten hat seitdem die Kultur die früher ihr gesetzten Grenzen in den Staub getreten, ...
  9. Neuntes Kapitel. - Die schmutzigen polnischen Schacherjuden schiebe ich gern bei Seite, die weder vom Leibzoll, den sie bezahlen, noch durch die Bedrückung und Verhöhnung aller Art, die sie von christlichen Gemüthern erdulden mußten, ...
  10. Zehntes Kapitel. - Fast sechs Jahre war ich alt, hatte von Anfang bis Ende Weissens damals Epoche machendes Abc-Buch durchstudirt, diesen ersten erfreulichen Verkündiger der unabsehbaren Reihe von Kinderbüchern, ...
  11. Elftes Kapitel. - Mein Vater war vom frühen Morgen an auf dem Rathhause, wohin er zu ganz ungewohnter Stunde berufen worden; Herr Moser, statt wie sonst im Comptoir hinter seinem Schreibpult ...
  12. Zwölftes Kapitel. - Allmählich gerieth das Leben in Danzig wieder in den alten Gang, aus welchem das allgemeine Unglück es eine Zeitlang verstört hatte. Die große Wohlhabenheit, zu der die Einwohner durch Fleiß, ...
  13. Dreizehntes Kapitel. - Mit verdoppelter Liebe und verdoppeltem Eifer nahm Jameson seines kleinen Lieblinges sich jetzt an. Auf welche Weise er meinen Unterricht betrieb, was er mich lehrte, wie ich von ihm lernte, ...
  14. Vierzehntes Kapitel. - Im Laufe der siebenziger Jahre des vorigen Jahrhunderts fing es in ganz Deutschland an mächtig zu tagen, wie Jedermann weiß. Goethes jugendlicher Genius entfaltete die gewaltigen Schwingen, Klopstock hatte ...
  15. Fünfzehntes Kapitel. - Eine Reise von fünfzig bis hundert Meilen, die man jetzt kaum des Erwähnens werth achtet, galt vor sechzig bis siebenzig Jahren, bei dem damaligen Zustande der Wege und überhaupt aller Reiseanstalten, ...
  16. Sechzehntes Kapitel. - Wo lebt der im Wechsel der Zeiten, im Gedränge der Welt, in Freude und Leid, in Arbeit und Ehrenstellen ergraute Geschäftsmann oder Gelehrte, der die Erinnerung seiner Universitätsjahre aufgeben möchte, ...
  17. Siebzehntes Kapitel. - Meine Taubheit verschwand, ich lernte wieder gehen, wurde wieder kräftiger und stärker und war endlich nach einigen Monaten völlig genesen. Auch mein Vater war wieder heimgekehrt, meine Lehrstunden begannen von Neuem; ...
  18. Achtzehntes Kapitel. - Der Dominik, so wurde damals und wird auch noch heut zu Tage der einzig Jahrmarkt der Stadt Danzig genannt. Jetzt hat er als solcher an Bedeutung viel verloren, ...
  19. Neunzehntes Kapitel. - Dichtes Gedränge Wehklagender füllte die Straße, als wir unserm Hause uns näherten. Langsam bahnte unser Wagen sich durch die Menge den Weg, gern wären wir ausgestiegen, doch von Grausen, ...
  20. Zwanzigstes Kapitel. - So war ich denn plötzlich wie durch einen Zauberspruch aus einem kleinen, wenig beachteten Mädchen eine erwachsene Mamsell geworden, die allmählich die Entdeckung machte, daß sie auch ...
  21. Einundzwanzigstes Kapitel. - Unerachtet ihrer geringen, immer mehr abnehmenden Bedeutsamkeit in der politischen wie in der merkantilischen Welt waren meiner Vaterstadt mit dem Namen und dem Schatten dessen, was sie als freie Hansestadt gewesen, ...
  22. Zweiundzwanzigstes Kapitel. - Der bewohnteste und schönste Theil meiner Vaterstadt wird von dem Ufer der die Speicherinsel rings umfließenden Mottlau begrenzt, eine breite fahrbare Zugbrücke führt zu den Speichern, ...
  23. Dreiundzwanzigstes Kapitel. - Unter Sonne, Mond und Sternen giebt es kein glückseligeres Wesen als Miss in her teens. Mit diesem Alles erschöpfenden Ausdruck bezeichnet die englische Sprache die Zeit des Mädchenlebens ...
  24. Vierundzwanzigstes Kapitel. - Ballkleider hatten wir nicht, aus dem ganz einfachen Grunde, weil damals sämmtliche spinnenwebenartige Stoffe noch nicht erfunden waren, welche jetzt die eleganten Gestalten unsrer jungen Damen ...
  25. Fünfundzwanzigstes Kapitel. - Alles, im häuslichen wie im geselligen Leben, gestaltete sich weit abweichend von dem jetzt Ueblichen, auch die höchste Jugendfreude, der Tanz; schwerlich würde eine unsrer jetzigen eleganten Tänzerinnen ...
  26. Sechsundzwanzigstes Kapitel. - Die Influenza, die zu Anfang der achtziger Jahre zum ersten Mal von Rußland aus südlicheren Gegenden sich zuwandte, brachte uns einen langen, traurigen Winter, ohne Tanz, ohne Musik, fast ohne allen geselligen Verkehr, denn alle Welt war krank. ...
  27. Siebenundzwanzigstes Kapitel. - Ohne daß ich es wollte, oder auch nur bemerkte, war indessen eben jener unbeugsame Republikaner aufmerksam auf mich geworden, der seine Pferde lieber tödten, als eine Gunstbezeugung des ...
  28. Achtundzwanzigstes Kapitel. - Vieles, unendlich Vieles lag bei dieser gänzlichen Umwandlung meiner gewohnten Existenz mir nun ob zu lernen, an manches mir bis dahin ganz fremd gebliebenes mich zu gewöhnen; ...
  29. Neunundzwanzigstes Kapitel. - Gerade in der Zeit, in der auch mein Leben eine andre Gestaltung gewann, hatte mein ehemaliger Lehrer, Kandidat Kuschel, das Ziel seiner Wünsche auf die ihn ehrendste Weise endlich erreicht. ...
  30. Dreissigstes Kapitel. - ... Doch auch weniger trübe Erinnerungen aus jener Zeit sind mir geblieben. Von jeher hat es in Danzig an Besuch von Reisenden nie gefehlt, die, festgehalten von der dem Norden eignen Gastfreiheit, ...
  31. Einunddreißigstes Kapitel. - Der alte Fritz ist todt! endlich! endlich! ging es eines Tages wie ein Lauffeuer durch die Stadt, und die Leute freuten sich und riefen beinahe jubelnd die längst erwartete Nachricht einander entgegen, ...
  32. Zweiunddreissigstes Kapitel. - Reisen sollte ich, reisen! England sehen! und noch viele Städte und Länder auf dem weiten Wege nach Calais. Mir schwindelte vor Freude, ich glaubte zu träumen, ...
  33. Dreiunddreissigstes Kapitel. - Um wieder einmal die große Fontaine in Herrenhausen springen zu sehen, und zugleich den berühmten Arzt, Ritter von Zimmermann*), wegen kaum merklich werdender Abnahme seines Gehörs zu consultiren, ...
  34. Vierunddreissigstes Kapitel. - Gleichzeitig mit der Herzogin von Braunschweig hatte auch der Ritter von Zimmermann sich in Pyrmont eingestellt. Gepudert, frisirt, in vollem Anzuge, fast immer den Hut unterm Arm, ...
  35. Fünfunddreissigstes Kapitel. - Nicht in sausendem Galopp, aber doch auf gebahnten, ich glaube gar auf Chausseewegen, ging es einstweilen auf Kassel zu, und dann immer weiter, – nach Paris, ...
  36. Sechsunddreissigstes Kapitel. - Endlich sah ich Paris! Paris, das Wunder der Welt! Oxhöfte voll Tinte sind seitdem in Beschreibungen desselben konsumirt worden. ...
  37. Siebenunddreissigstes Kapitel. - Die kurzen unserm Aufenthalt in Paris bestimmten vier Wochen nahten ihrem Ende; nur das Fest des heiligen Ludwig, am 25. August, ...
  38. Achtunddreissigstes Kapitel. - Da waren wir nun in Calais, in dem aus Yorik's empfindsamen Reisen aller Welt bekannten Hotel Dessein, ...
  39. Neununddreissigstes Kapitel. - Der Wind war indessen uns günstig geworden, ein englisches Packetboot lag segelfertig, wir schifften uns ein. Ich etablirte mich in einem auf dem Verdecke fest gebundenen Lehnstuhle, ...
  40. Vierzigstes Kapitel. - ...Meine Erscheinung nach der Reise führte im Kreise meiner Landsmänninnen eine große Revolution herbei. ...
  41. Einundvierzigstes Kapitel. - Wie alle jungen Mütter spielte auch ich mit meiner neuen Puppe, war fest überzeugt, daß kein schöneres, frömmeres und für sein Alter klügeres Kind auf Gottes Erdboden lebe, ...
  42. Zweiundvierzigstes Kapitel. - Immer schwerer, immer zerstörender begann im Lauf der Jahre der Druck äußerer Uebermacht auf den ehemaligen Wohlstand meiner unglücklichen Vaterstadt einzuwirken. ...
  43. Dreiundvierzigstes Kapitel. - Die Eroberung der Bastille, die Zerstörung derselben, das grausenvolle Geschick jenes unglücklichen Greises, welches durch öffentliche Blätter allgemein verbreitet wurde, ...
Schopenhauer Johanna mit ihrer Tochter Adele 1806

Schopenhauer Johanna mit ihrer Tochter Adele 1806

Danzig Langenmarkt

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Danzig Stadtplan

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