Juedische Flieger im Kriege

Ein Blatt der Erinnerung.
Autor: Theilhaber, Felix Aaron Dr. (1884-1958), Erscheinungsjahr: 1919
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Zur Geschichte der Juden und über ihre Anteilnahme an den großen Kriegen des vorigen Jahrhunderts erschien zu Beginn des Weltkrieges eine eingehende Untersuchung von Professor Dr. Ludwig Geiger. Den Anteil an den napoleonischen Kämpfen leitet ein Jude namens Berck ein, der unter Kosziuszko ein Freikorps errichtet und zum Chef eines Reiter-Regiments avanziert. Dieser Umstand beeinflusste den preußischen Minister Schrötter, einen unbedingten Gegner der Juden, im Jahre 1808 seinem König einen Entwurf vorzulegen, der sich also anließ:

„Der Jude hat orientalisch - feuriges Blut und eine lebhafte Imagination. Alles Anzeichen einer männlichen Kraft, wenn sie benutzt und in Tätigkeit gesetzt wird.
Er ist in der älteren und auch in der mittleren Zeit sehr tapfer gewesen und man hat selbst in ganz neuerer Zeit, sowohl im amerikanischen als französischen Revolutionskriege auffallende Beispiele von Juden gehabt, welche sich ausgezeichnet haben . . .“

Eine amtliche Denkschrift der preußischen Regierung ermittelte Jahrzehnte später die Anteilnahme der Juden an den Befreiungskämpfen. Bei einzelnen Armeekorps war keine konfessionelle Erfassung der Kriegsteilnehmer mehr möglich.

„Indessen“ kommt die offizielle Untersuchung nach Geiger zu diesen Schlüssen, „hat sich doch ergeben, daß beim 2., 3. und 5. Armee-Korps etwa je 40 Mann, beim 6. 60 Mann und beim 4. 80 Mann jüdischen Glaubens gedient haben, und es ist besonders angeführt, daß sie beim 2. und 3. Armeekorps fast sämtlich resp. größtenteils, beim 5. Armeekorps wenigstens die Hälfte, beim 4. Armeekorps unter den überhaupt 80 Mann 2 Mann als freiwillige Jäger eingetreten sind, während beim 1. Armeekorps, obschon die Listen fehlen, doch als feststehend bezeichnet wird, daß sich im Kriege mehr freiwillige als im Frieden gemeldet haben. Ihre Führung im Kriege wird beim 2. und 3. Armeekorps als gut bezeichnet und beim letzteren, wie beim 2. Armeekorps wird anerkannt, daß sie zum Teil mit besonderer Auszeichnung gedient haben, wie denn auch beim 1. Armeekorps ihnen das Zeugnis gegeben wird, sich dem Feinde gegenüber sehr brav benommen zu haben und vom Generalkommando des l. Armeekorps angeführt ist, daß ihre im Kriege geleisteten Dienste gelobt würden.“

Die amtliche Untersuchung gibt daher in den bezeichnenden Worten Ausdruck:

,,Fasst man den Inhalt dieser Ermittelungen zusammen, so darf man als erfahrungsmäßiges Resultat annehmen, daß die Juden des preußischen Heeres von den Soldaten der christlichen Bevölkerung im allgemeinen nicht erkennbar unterschieden sind, daß sie im Kriege gleich den übrigen Preußen sich bewährt.“

Über einzelne Heldentaten jüdischer Krieger sind bei Geiger wertvolle Dokumente gesammelt, ebenso wie Stimmen nicht-jüdischer Autoren, die die Tapferkeit der jüdischen Soldaten und die vaterländische Treue der ganzen israelitischen Bevölkerung anerkennen.
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