Das Herz schweigt

Herr van der Harrys in Amsterdam gehörte zu den reichsten jüdischen Bankiers der großen Handelsstadt. Er hatte einen einzigen Sohn, der einmal sein ganzes Vermögen erben musste, und dieser Sohn machte ihm eine außerordentliche Freude, denn er war auch der Erbe seiner Gesinnungen. In orthodoxer Frömmigkeit erzogen, hielt er streng an dem Ritual seines Glaubens; er hätte geglaubt, eine Sünde zu begehen, wenn er einmal davon abgewichen wäre. Die Gewohnheit und der Wunsch, immer nur des Vaters Wunsche nachzukommen, hatten die Betrachtungen, welche er mitunter über diesen strengen Glaubenszwang angestellt hatte, längst in den Hintergrund gerückt; dennoch war er nicht geistlos zu nennen. Er lebte ganz orthodox, weil er es so wollte, und dieser Wille bekämpfte jede Regung seines Geistes. Auch war er nicht ungebildet. Er besaß gute Sprachkenntnisse, hatte die neuern Schriftsteller gelesen und hatte außerdem musikalisches Talent, das des Vaters Fürsorge bereitwillig hatte ausbilden lassen. Stundenlang konnte er am Piano sitzen und wenn er sich allein und unbelauscht wusste, dann ließ er den Gefühlen seines Herzens freien Lauf, dann stürmte er über die Tasten, wie es oft in seiner Seele stürmte, dann klang bald andächtig und leise, bald klagend das sanfte Adagio, das sein Herz mit Weh erfüllte; dann jubelten die Töne, wenn die Freude in seiner Brust wiederhallte, und oft begleitete er mit schöner schmelzender Tenorstimme die Worte, die er auf einsamen Spaziergängen empfunden hatte. Musik und Dichtkunst waren sein Heiligtum, und was Heiliges in seiner Brust sich regte, das gab er in Tönen kund, er hatte aber geglaubt, sich und sein ganzes Wesen zu profanieren wenn er in Gegenwart Anderer auf diese Weise gesungen oder gespielt hätte, und nur höchst ungern ließ er Anderen von seinem Talente etwas merken. Auch hatte er sehr wenig Gelegenheit dazu. Erlebte sehr eingezogen und hatte mit Wenigen Umgang. Er besorgte in dem Geschäfte seines Vaters, was ihm oblag, und war in den meisten Stunden, die das Geschäft nicht in Anspruch nahm, auf seinem Zimmer. Der einzige Freund, den er besaß, und gegen den er freier und offener war, weil er sicher wusste, hier verstanden zu werden, war jetzt in Paris; er war also darauf beschränkt, ihm zu schreiben, und so mangelhaft dieser Weg der gegenseitigen Mitteilung im Vergleich zu dem früheren so innigen Zusammenleben auch war, so gewährten ihm doch die Briefe, die er empfing und die er schrieb, die innigste Freude!

Dieser Mangel an Geselligkeit hatte aber auf den Jüngling die natürliche Wirkung geübt, dass er sich in Gesellschaft, oder Fremden gegenüber, unbehaglich fühlte, und nur sehr selten im Stande war, sich frei und ungezwungen dem allgemeinen Streben nach Unterhaltung und Amüsement einzuschließen: er war befangen, sogar linkisch, und daher wurde er von Vielen falsch beurteilt.


Seinem Vater war dies nicht entgangen, und darum veranlasste er ihn, einige Zeit in Hamburg zu leben. Auch hatte er noch einen andern Plan. Er sagte daher einstens zu seinem Sohne, (Benno wurde er genannt, eine Erinnerung an seine Mutter, die nach seiner Geburt starb) als sie in den Gängen des schönen Gartens traulich auf und nieder gingen. „Ich möchte wohl, mein lieber Sohn, dass Du Dich entschließen könntest, mich auf einige Zeit zu verlassen, um auch einen andern Handelsplatz und ein anderes Handelsgeschäft kennen zu lernen. So ungern ich Dich von mir lasse, will ich doch Deine Abwesenheit ertragen, weil ich glaube, dass es Dir sehr nützlich sein wird, denn ein Kaufmann muss Leute und Welt kennen lernen. Unser alter bewährter Geschäftsfreund, der Herr de Castro in Hamburg, würde Dich ohne Zweifel gern bei sich aufnehmen, in seinem Hause bist Du so wohl aufgehoben, dass ich um Dein Wohl nicht besorgt sein werde. Auch triffst Du in Hamburg noch mehre Familien, die uns befreundet sind, und die Dir freundlich entgegenkommen werden. Wenn Du willst, kannst Du schon in nächster Woche abreisen.“ Benno hatte an dem Ton, mit dem der Vater diese wohlgesetzte Rede zu ihm sprach, wohl erkannt, dass ihm die Trennung sehr nahe ging, und wenn er hätte bleiben wollen, würde der Vater schwerlich dagegen Etwas eingewendet haben. Aber er wollte dem so deutlich und klar ausgesprochenen Wunsche nicht entgegen treten, und darum nahm er den Vorschlag an und bereitete sich auch gleich zur Abreise vor. Er hatte auch manchmal gewünscht, andere Städte und andere Sitten kennen zu lernen, aber diesen Wunsch nie laut werden lassen, eben aus Rücksicht für seinen Vater. So war ihm dessen Vorschlag recht angenehm. Herr van der Harrys trennte sich von seinem Sohne, in der Hoffnung, ihn bald wiederzusehen und zwar in Begleitung einer Gattin; nur durch diese Hoffnung war es ihm möglich, die Trennung zu ertragen. Doch hatte Benno von den väterlichen Absichten keine Ahnung, und sicher war es das erste Mal, dass der Vater vor dem Sohne etwas verheimlichte.

Einige Tage vor des Sohnes Abreise schrieb Herr van der Harrys folgenden Brief an Herrn de Castro nach Hamburg.

Mein sehr werter Freund!

Wenn es Gottes Wille ist, nenne ich Sie bald meinen Bruder! Es ist mein Wunsch wenn es der Ihrige ist, aber wir wollen erwarten ob es Gottes Wille ist, und uns ihm fügen, denn was Gott über uns und unsere Kinder beschließt, das wird das Rechte sein. Der Allerhöchste offenbart sich in den Herzen aller Sterblichen, so wird er sich auch in den Herzen unserer Kinder zu erkennen geben, und so wie wir mit Freude ihren Bund segnen werden, wenn ihre Herzen sich finden, so wollen wir nicht murren wider die Vorsehung, wenn es anders sein sollte, und es ruhig ertragen. Fern sei es von mir, meinem einzigen Kinde Zwang antun zu wollen, und ich weiß, dass Sie eben so denken, wie ich.

Ich habe meinen Sohn lange beobachtet, und mich überzeugt, dass sein Herz frei ist; er hätte nimmer sein Auge geworfen auf eine eitle, hochmütige Jungfrau, wie es deren leider bei uns so viele gibt, denn die Erziehung vieler reicher Väter unsers Glaubens ist sehr oft eine verkehrte; sie haben nur den Glanz der Gesellschaften und die eitlen Reden der Thoren im Sinne und vergessen darüber, was einzig und allein glücklich macht: die zarte Sitte, die Bescheidenheit und die Häuslichkeit. Diese Tugenden sind ihnen fremd geworden, und was sie jetzt Tugend nennen, und wonach sie streben, das ist eitel Tand. Auch hätte sich mein Sohn keine Jungfrau erwählt, die den Glauben unserer Väter verachtet und im Unglauben ihren Ruhm und ihre Ehre sucht, und auch Solcher gibt es leider Viele bei uns. Hätte er mir ein armes, aber braves und frommes Mädchen zugeführt, ich würde den Mangel des Reichtums nicht bedauert, und sein Weib deshalb nicht minder wie meine Tochter geliebt haben. — Aber er hat sich bisher sichtbar von aller Gesellschaft zurückgezogen und nur immer die Einsamkeit geliebt; ich merkte es ihm sehr oft an, dass er sich in Gesellschaften nicht glücklich fühlte, und dass er oft lieber zu Hause geblieben wäre, wenn es hätte geschehen können, ohne den Anstand zu verletzen.

Dies Alles schreibe ich Ihnen, sehr verehrter Freund, ohne dass mein Sohn es weiß, aber damit Sie ihn kennen lernen, ehe er bei Ihnen angelangt sein wird.

Mein Haus ist leider vereinsamt seit dem Tage, an dem es dem Herrn gefiel, mein treues Weib zu sich zu rufen, und die Erziehung meines Sohnes hat durch diese Einsamkeit gelitten, denn er kennt die Welt nicht, und ich fürchte fast, dass er sie nicht liebt. Sie aber sind ein gesegneter Mann; Ihre Kinder und die Mutter Ihrer Kinder umgeben Ihren Tisch und das Leben ist mannigfach bei Ihnen. Und dennoch halten Sie und Ihre Kinder fest am Glauben der Väter und finden Ihr Glück darin.

Ich glaube, dass mein Sohn bei Ihnen sich überzeugen wird, dass es überall aufrichtige und gute Menschen gibt, die man lieben kann. Sie sind ein kluger Mann, und darum sei es fern von mir, noch Mehres hinzuzufügen. Ich meine, das sich Alles von selbst fügen muss. Jetzt wird mein Sohn ein Gastfreund bei Ihnen sein, und das beruhigt mich über Alles. Sie werden meine Stelle getreulich bei ihm vertreten. Und nun leben Sie wohl. Ich grüße mit Ehrerbietung Ihre Frau und Kinder und nenne mich Ihren

aufrichtigen Freund A. van der Harrys.

Herr de Castro legte diesen Brief sorgfältig in ein geheimes Fach seines Schreibtisches, denn er gehörte nicht zu den Geschäftsbriefen. Bei der Abendmahlzeit teilte er seiner Familie mit, dass der Sohn seines Geschäftsfreundes in Amsterdam in einigen Tagen hier ankommen würde, und zu seiner Frau gewandt fuhr er fort: „Ich habe nicht umhin gekonnt, den jungen Mann, von dem ich übrigens recht viel Gutes gehört habe, zu uns einzuladen, und ich wünsche, dass er bei uns die Aufnahme eines bewährten Freundes finde, denn sein Vater ist mir das seit langer Zeit; so will ich den Sohn statt seiner empfangen. Ich wünsche dass Jeder von uns sich bemühe, dem jungen van der Harrys zu zeigen, dass er sich bei uns unter Freunden befinde.“ Diese wenigen Worte waren hinreichend; die ganze Familie wusste nun, dass der Vater diesen Besuch sehr hoch schätze, und um so neugieriger war man auf diese neue Bekanntschaft. Einige Zimmer im Hintergeschoss des Hauses waren schnell für ihn in Bereitschaft gesetzt, und da Adolf um dieselbe Zeit erwartet wurde, freute man sich allgemein auf die nächsten Wochen, die der Abwechselung und Freude so viel zu bringen versprachen. Der junge van der Harrys war der Gegenstand all ihrer Unterhaltungen, man erschöpfte sich in allerlei Mutmaßungen und jedes einzelne Mitglied der Familie entwarf sich ein anderes Bild von ihm. —

Am andern Tage in der Stunde der Dämmerung trat ein junger Mann ins Zimmer und kündigte sich als den Erwarteten an. Sein Äußeres hatte so viel Imponierendes, die kräftige Jugendfrische eines unentweihten Lebens, der melancholische Ausdruck seiner schönen Augen, das schwarze Haar, der schlanke und doch kräftige Wuchs, alle diese Vorzüge nahmen im Voraus für ihn ein, aber Rahel mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe hatte auch alle seine Schwächen erkannt, und in ihrer gewöhnlichen satirischen Laune flüsterte sie dem Bruder ins Ohr: „Ein junger Mann aus der Provinz, den wir bilden sollen! Ich werde schon das Meinige dazu tun müssen.“ Von diesem Augenblicke an war in dem jungen Mädchen die Lust rege geworden, den Fremden, den sie doch nur flüchtig beurteilt hatte, zur Zielscheibe ihres Witzes zu machen; doch hielt die Gegenwart des Vaters ihren Übermut in Schranken.

Herr de Castro hatte den jungen Mann freundlich und herzlich bewillkommnet, und ihm leise Vorwürfe gemacht, dass er zuerst in einem Hotel abgestiegen war. — „Und doch dürfen Sie nicht zweifeln“, antwortete Penno, „dass ich von Ihrer Freundlichkeit überzeugt war; ich hatte wir sonst wohl nicht erlaubt, Ihnen noch in dieser Abendstunde meine Aufwartung zu machen.“ —

„So werden Sie also nichts einzuwenden haben, wenn ich gleich jetzt Ihre Sachen holen lasse, damit Sie noch heute Ihre Wohnung bei uns einnehmen.“

„Wenn ich nicht befürchten muss, dadurch in Ihrem Hause irgend eine Störung zu verursachen, nehme ich Ihr Anerbieten gern an,“ antwortete Benno mit einer Zuversicht, die ihm sonst Nichteigen war, denn der herzliche Empfang von Herrn de Castro und seiner ganzen Familie hatte ihm wohl getan. Das Gespräch ward auf diese Weise bald ein allgemeines. Richard bemühte sich, dem jungen Fremden die Annehmlichkeiten zu schildern, die das Leben in Hamburg bietet, wogegen dieser von seiner einfachen Lebensweise in Amsterdam erzählte. Rahel, die in ihrem Urteil durch das immer freier werdende Benehmen Bennos sich fast getäuscht sah, wurde dadurch wieder darin bestärkt.

„Aber, ums Himmelswillen,“ unterbrach sie ihn, „wie konnten Sie es bei einem so einförmigen Leben in Amsterdam so lange aushalten, und warum sind Sie nicht schon längst zu uns gekommen?“

„Ich habe mich bis jetzt so glücklich gefühlt, mein Fräulein, dass ich keine Veränderung wünschte, und wenn ich dennoch über diesen Wechsel meines Aufenthaltes erfreut bin, dürfen Sie es nur dem gütigen Empfange zuschreiben, der mir bei Ihnen zu Teil wurde, und der mir die Hoffnung gibt, auch ferner meiner Lebensweise getreu bleiben zu dürfen.“

„Also Sie sind ein Einsiedler aus Prinzip und gedenken Ihre Diogenes Rolle auch bei uns fortzuführen?“

„Doch nicht in dem Maße, mein Fräulein, wie Sie es in Ihrem Scherze vorauszusetzen belieben; ich liebe nur die Gesellschaften nicht, in denen ich mich nicht behaglich fühle, und werde es stets dankbar zu schätzen wissen, wenn Sie mir vergönnen, die freien Stunden in diesem Kreise zu verleben.“

„Aber wenn wir einen größeren Kreis um uns versammeln, was wohl zuweilen geschieht, so werden Sie uns wohl fliehen?“

„Ich darf hoffen, dass ich bei Ihnen nur Bekanntschaften machen werde, die Ihre Gesinnungen teilen und glaube, dass ich Ihre geselligen Vergnügungen gern teilen werde.“

„So haben wir also Hoffnung,“ fiel Richard ein, „dass es Ihnen bei uns gefallen wird, und wenn es Ihnen recht ist, begleite ich Sie Morgen ins Theater. Sie werden dann gleich Gelegenheit haben, unsere schönste Schauspielerin in einer ihrer besten Rollen kennen zu lernen; man gibt ein Originalstück der Frau Birch-Pfeiffer, das sehr gerühmt wird.“

„Ich möchte mir das Vergnügen aufsparen, bis irgend eine gute Oper oder ein klassisches Stück zur Aufführung kommt, und muss Sie also gleich bitten. Sich durch mich in Ihrem Vergnügen nicht stören zu lassen.“

„Sind Sie nicht begierig, die Schönheit unserer Wilhelmi kennen zu lernen?“ fragte Rahel: „ich versichere Ihnen, sie macht eine ausgezeichnete Toilette.“

„Ich muss leider gestehen, dass weder ein Stück der Birch-Pfeiffer, noch die Schönheit und Toilette einer Schauspielerin auf mich irgend eine Anziehungskraft ausüben.“

„Wissen Sie wohl, Herr van der Harrys, dass Sie mit einer solchen Äußerung unser ganzes Geschlecht beleidigen?“ fiel Rahel in die Rede.

„Das war nicht meine Absicht, mein Fräulein, und habe ich es wirklich getan, so will ich bei der Liebenswürdigsten ihres Geschlechts dafür um Verzeihung bitten.“

„Aber Sie sagten doch eben, dass Sie gegen Schönheit gleichgültig wären, und das klingt aus dem Munde einen jungen Mannes sehr sonderbar?“

„Ich achte nur die Schönheit weniger, welche nichts weiter als schön ist, und glaube, dass manche Schönheit viele schönere Eigenschaften vermissen lässt.“

„Sie glauben doch nicht gar, dass in unserer Zeit ein junges Mädchen die Küchenschürze vorbinden soll,“ erwiderte Rahel etwas spöttisch.

„Ich habe mich noch nicht überzeugen können, mein Fräulein, dass die Beschäftigung mit dem Haushalte eine Untugend sei oder andere Tugenden ausschließen.“

„Sie gehören also zur Klasse der Tugendhelden, die sich eine Frau nehmen, damit die Suppe zur rechten Zeit auf dem Tische stehe,“ sagt Richard, der nicht wenig Lust hatte, seiner Schwester Beistand zu leisten. „Da werden Sie bei unseren jungen Damen wenig Glück machen, so sehr Sie auch sonst dazu berechtigt sind.“

„So werde ich mich glücklich fühlen, wenn sie mir erlauben, dass ich mich auf Ihren Kreis beschränke, und ich werde sicherlich ferneren Umgang nicht vermissen.“

„Da bedaure ich Sie, Herr van der Harrys,“ sagte Rahel spöttisch lächelnd, „denn ich muss Ihnen gestehen, dass ich mich durchaus nicht zu Ihren Ansichten bekenne, anfangs mit ungewöhnlicher Wanne hingegeben, und jetzt, da er sich so enttäuscht sah, und auch hier nur Eitelkeit und Vergnügungssucht, wie er in seinem Sinne wähnte, antraf, ward er um so mehr befangen und hütete sich fast, seine Ansichten noch weiter mitzuteilen. Noch mehr Leid tat es ihm, dass gerade Rahel es war, welche ihm so spöttisch begegnete; sie hatte anfangs einen sehr angenehmen Eindruck auf ihn gemacht, und er hatte schon der Hoffnung Raum gegeben, in diesem schönen Mädchen eine Geistesverwandte zu treffen. Es war ihm daher sehr angenehm, dass gerade jetzt Herr de Castro ins Zimmer kam, der die Befangenheit, welche sich diesem Kreise mitgeteilt hatte, gleich bemerkte, und das Gespräch auf die kaufmännischen Verhältnisse Amsterdams brachte, wodurch Benno veranlasst wurde, sich mehr mit dem Herrn vom Hause als mit seiner schönen Tochter zu unterhalten; später trat Laura noch ein, die als Freundin des Hauses die Abendstunden oft in diesem Kreise zubrachte; Benno aber blieb den Damen gegenüber befangen, denn er fühlte sich verletzt, und als er auf sein Zimmer geführt wurde, bereute er, den Wünschen seines Vaters nachgegeben zu haben.

Er nahm sich aber vor, auszuharren, so lange es möglich wäre, und damit der treue Freund nicht fehle, wollte er schon am anderen Morgen ein Piano auf sein Zimmer bringen lassen, wobei er auf Richards Bereitwilligkeit rechnete. —
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Juden und Christen oder die Zivilehe. Band 1