Hermann Burchardt

Hermann Burchardt

Hermann Burchardt wurde am 18. November 1857 in Berlin geboren, widmete sich anfangs dem kaufmännischen Berufe. Nach dem Tode seines Vaters gab er seinen Beruf auf und verbrachte etwa ein Jahrzehnt auf großen Reisen (Turkestan, Persepolis, Hedschas, Kurdistan, Hauran, Safar, Baalbek, Ostarabien, Oase Siwa, Yemen, Marokko, Ostafrika, Persien, Lappland). Dann setzte er sich die gründliche Erforschung Vorderasiens zum Ziel. Von 1890 bis 1892 besuchte er im Hinblick auf diese Aufgabe das Berliner Seminar für orientalische Sprachen. Bald lebte er fast nur im Orient. Auf seinen kühnen Reisen drang er, oft unter Lebensgefahr, in bisher von Europäern noch unerforschte Gebiete vor. Hierbei pflegte er, auch unter den ungünstigsten Umständen, photographische Aufnahmen zu machen, die für die Ethnographie und Kulturgeschichte Vorderasiens von großem Werte sind. Namentlich gelang es ihm, eine Anzahl unbekannter Inschriften aufzunehmen. Von Wichtigkeit sind ferner seine Niederschriften von volkstümlichen Erzählungen, die er aus dem Munde des arabischen Volkes sammelte. Diese sowie seine Tagebücher sind noch nicht herausgegeben. Er hatte nämlich die Absicht, sobald er von seiner dritten Reise nach dem Jemen zurückgekehrt wäre, keine weitere Reisen mehr zu unternehmen, sondern sich der Bearbeitung seines wissenschaftlichen Materials zu widmen. Dazu sollte er allerdings nicht gelangen.


Nach einem fast einjährigen Aufenthalt im Jemen brach er von Mokka aus, wo sich ihm der italienische Vizekonsul Marquis Benzoni zugesellte, zur Rückkehr auf. Am 19. Dezember 1909 wurden nun beide auf dem Wege von Mokka nach Sanaa, zwischen Ibba und Udain von aufständischen Eingeborenen überfallen und erschossen. Die nach dem Tode Burchardts gegen ihn erhobenen Anklagen, dass er die Eingeborenen durch schlechte Behandlung zur Verzweiflung gebracht habe und auch politischer Agent gewesen sei, wurden von Professor Sachau, dem Direktor des Seminars für Orientalische Sprachen in Berlin, entschieden zurückgewiesen und als gemeine und plumpe Lügen bezeichnet.

Der berühmte Reisende Schweinfurth beklagte seinen Tod als „unendlichen Verlust für die Länder- und Völkerkunde''. Professor Sachau sagte von ihm: „Er hatte einen geschulten Blick für die ganze Kultur des Orients älterer und neuester Zeit, er war aber nur schwer zum Niederschreiben seiner Beobachtungen zu bewegen. Seine ganze Vorliebe dagegen war die Photographie, und in ihr war er ein Meister. Das Größte und Kleinste suchte er auf der Platte festzuhalten, und er hat oft unter schwierigen Verhältnissen, gelegentlich unter Lebensgefahr, fotografiert.

Er hat vielfach Gegenden besucht, die kein Europäer vor ihm betreten; er kannte keine Gefahr, und selbst die unangenehmsten Erfahrungen, konnten ihn nicht abhalten, von neuem in eine Landschaft vorzudringen, wenn er es im Interesse seiner Forschung für wünschenswert hielt.

Die Tausende seiner Photographien, die Frucht aller dieser Reisen, hat er der Bibliothek des Orientalischen Seminars geschenkt, wo sie in zahlreichen Bänden einen Schatz ohnegleichen bilden und allen denen, welche sich für eine Tätigkeit in Asien und Afrika vorbereiten, einen vortrefflichen Anschauungsunterricht bieten.“

Jedenfalls verdanken wir Burchardt die beste Kenntnis der jemenitischen Juden, die eben erst wieder in den Gesichtskreis der großen jüdischen Welt treten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Juden als Erfinder und Entdecker
Burchardt, Hermann (1857-1909) deutscher Forschungsreisender jüdischer Abstammung

Burchardt, Hermann (1857-1909) deutscher Forschungsreisender jüdischer Abstammung

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