Emin Pascha
Emin Pascha (Eduard Schnitzer)
Emin Pascha, mit seinem eigentlichen Namen Eduard Schnitzer, wurde 1840 zu Oppeln (Schlesien) von jüdischen Eltern geboren und nach dem Tode des Vaters 1846 in Neiße evangelisch getauft. Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte er 1859 in Breslau, später Berlin und Königsberg Medizin, machte sein Doktorexamen, nicht aber die Staatsprüfung, da er zu dieser in Deutschland nicht zugelassen wurde und ging dann 1864 über Triest nach Antivari (Albanien), wo er 1865 Quarantänearzt wurde. Doch trieb er auch eifrige Sprachstudien und übernahm halbpolitische Missionen in die Herzegowina und Montenegro, in der Erwartung, später in den türkischen diplomatischen Dienst treten zu können. 1871 zog er mit Ismail Hakki Pascha, dem Gouverneur von Skutari, nach Trapezunt, wo er als Dr. Hairullah Effendi eine ausgedehnte Praxis besaß, und 1873 nach Janina. Nach dem Tode des Paschas zog er 1875 mit dessen Witwe, die er stets als seine Frau ausgab, nach Arco, dann nach Neiße, fasste jedoch nirgends festen Fuß und tauchte 1876 in Chartum auf. Hier trat er in ägyptische Dienste und wurde mit der Leitung des ärztlichen Dienstes in der Äquatorialprovinz betraut, deren Gouverneur damals Gordon war.
In dieser Stellung hatte Schnitzer Gelegenheit, seine anthropologischen Kenntnisse und diplomatischen Talente zu beweisen, was zur Folge hatte, dass er nach der Ernennung Gordons zum Generalgouverneur des Sudan dessen Nachfolger in der Leitung der Äquatorialprovinz wurde. Hier bot sich ihm ein gewaltiges Betätigungsgebiet, da er Ordnung in die wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Verhältnisse dieser unter dem Sklavenhandel schwer leidenden Provinz zu bringen hatte. Es gelang ihm nach unzähligen Schwierigkeiten endlich, sein Ziel zu erreichen, die Stationen auszubessern, Wege zu ebnen und den Sklavenhändlern ihr Handwerk zu legen, überhaupt sein Gebiet wirtschaftlich so zu heben, dass die Regierung, die hier stets mit Defizit gearbeitet hatte, schon 1883 einen Überschuss von 240.000 M. verzeichnen konnte. Daneben war das Hauptlazarett der Provinz seiner ärztlichen Fürsorge anvertraut, und er fand auch noch Zeit, zoologische und anthropologische Sammlungen anzulegen und Akklimatisationsversuche mit neuen Kulturpflanzen zu machen. Am wesentlichsten für die geographische und ethnographische Wissenschaft jedoch sind die Beschreibungen seiner Reisen, die er in die bis dahin noch unbetretenen Gebiete am weißen Nil, an den westlichen Ufern des Albert Njansa, in Makaraka und bis zum Südwesten von Lado ausdehnte. Hier wurde er durch den Mahdisten-Aufstand, der vom weißen Nil ausging, von dem Verkehr mit Europa und Ägypten abgeschnitten, und seine Lage verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr, da die Mahdisten immer weiter vordrangen und unter seinen Offizieren sogar eine Empörung entstand. Er zog nun seine Truppen nach Wadelay zurück, wo er auf die ihm unter Leitung Stanleys entgegengeschickte Hilfsexpedition wartete und sich inzwischen wissenschaftlichen Forschungen hingab. Endlich, nach langer Zeit, traf er mit Stanley bei Njamsassi zusammen, fand jedoch statt einer Hilfsexpedition eine völlig schlappe, dezimierte Mannschaft, die selbst seine Hilfe in Anspruch nahm. Auch übte das Erscheinen Stanleys zusammen mit der drohenden Nähe der Mahdisten eine solche Wirkung auf die Soldaten Emins aus, dass sie bei dem Befehl, unter Stanleys Führung die Provinz zu verlassen, sich offen gegen den Gouverneur empörten, ihn absetzten und gefangen nahmen. Allerdings befreiten sie ihn bei dem Herannahen der Mahdisten wieder, damit er sie zum Siege führe, aber seine Autorität war geschwunden. Daher zog er zur Küste ab, erreichte 1889 das deutsche Schutzgebiet und trat 1890 in den Dienst des Deutschen Reiches.
In deutschen Diensten führte Emin Pascha mit Leutnant Langheld und Stuhlmann eine Expedition nach dem Seengebiet durch. Er unterwarf nach heftigen Kämpfen Ugogo und Unjambesi und zog im Juli desselben Jahres in Tabora ein. Dann fasste er den Plan, quer durch Afrika nach dem Hinterlande von Kamerun zu gelangen. Er ließ Langheld mit einem Teile der Expedition in Bukoba zurück und ging selbst mit Stuhlmann weiter, in der Hoffnung, sich mit seinen früheren Leuten aus der Äquatorialprovinz in Verbindung setzen zu können. Aber nur sehr wenige seiner alten Mannschaften stießen zu ihm, als er den Eduard Albert-See erreicht hatte, und auch viele seiner neuen Träger flohen unter Mitnahme vieler kostbarer Gegenstände, Missmutig zog er weiter, gelangte bis 2° 13' nördlicher Breite, wo er sich infolge verschiedener Schwierigkeiten gezwungen sah, den Rückzug anzutretend. In Albert Njansa wurde er krank, fast blind, auch die meisten Träger kamen, durch die Blattern gepeinigt, nicht mehr weiter, und so blieb er selbst mit den Kranken hier, während der Rest unter Stuhlmanns Führung nach Bukoba zurückkehrte. Aber seine Hoffnung, die Krankheit im Lager würde nachlassen, so dass sie dann folgen könnten, ward getäuscht. Auch Mangel an Lebensmitteln trat hinzu und Emins Lage seinen eigenen Leuten gegenüber war sehr gefährlich. Endlich konnte er unter unsäglichen Anstrengungen mit fast erblindeten Augen und geschwollenen Füßen weiterziehen, kam auch ein gutes Stück vorwärts, blieb aber dann, Mitte Oktober 1897, da ihn seine Schwäche und Mangel an Lebensmitteln am Weiterschreiten hinderten, in Kinene Hegen. Hier fand er seinen Tod. In jenem Jahre hatte der Kongostaat den arabischen Sklavenhändlern und Elfenbeinjägern den Krieg erklärt. Die wilden Horden hatten schon viele Belgier ermordet und beraubt. Auch Emin, der nichts ahnend in seiner Wohnung saß, musste das Schicksal dieser Unschuldigen teilen. Am 23. Oktober kamen einige Halb-Araber auf Befehl von Kibonge zu ihm, teilten ihm ruhig ihren Auftrag mit und töteten ihn nach kurzer Gegenwehr.
Was bei der Betrachtung Emins und seiner Taten besonders auffällt, ist sein lebhafter Forschungsdrang, seine zähe Ausdauer in körperlicher und seelischer Hinsicht und sein stoischer Mut. Von größter Bedeutung für die Ethnographie waren seine Berichte und Aufzeichnungen, in welchen auch die kleinste Entdeckung, die geringfügigste Beobachtung scharfsinnig verzeichnet war. Auch die zoologischen und ethnographischen Sammlungen waren mit einer Genauigkeit angelegt, dass bei keinem Stück das Datum der Erlangung, der Fundort, das Resultat der anatomischen Untersuchung usw. fehlte. Das Andenken Emins wurde dadurch geehrt, dass man die südlich vom Viktoria-Njansa gelegene Bucht nach ihm Emin-Pascha-Golf nannte.
Emin Pascha, mit seinem eigentlichen Namen Eduard Schnitzer, wurde 1840 zu Oppeln (Schlesien) von jüdischen Eltern geboren und nach dem Tode des Vaters 1846 in Neiße evangelisch getauft. Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte er 1859 in Breslau, später Berlin und Königsberg Medizin, machte sein Doktorexamen, nicht aber die Staatsprüfung, da er zu dieser in Deutschland nicht zugelassen wurde und ging dann 1864 über Triest nach Antivari (Albanien), wo er 1865 Quarantänearzt wurde. Doch trieb er auch eifrige Sprachstudien und übernahm halbpolitische Missionen in die Herzegowina und Montenegro, in der Erwartung, später in den türkischen diplomatischen Dienst treten zu können. 1871 zog er mit Ismail Hakki Pascha, dem Gouverneur von Skutari, nach Trapezunt, wo er als Dr. Hairullah Effendi eine ausgedehnte Praxis besaß, und 1873 nach Janina. Nach dem Tode des Paschas zog er 1875 mit dessen Witwe, die er stets als seine Frau ausgab, nach Arco, dann nach Neiße, fasste jedoch nirgends festen Fuß und tauchte 1876 in Chartum auf. Hier trat er in ägyptische Dienste und wurde mit der Leitung des ärztlichen Dienstes in der Äquatorialprovinz betraut, deren Gouverneur damals Gordon war.
In dieser Stellung hatte Schnitzer Gelegenheit, seine anthropologischen Kenntnisse und diplomatischen Talente zu beweisen, was zur Folge hatte, dass er nach der Ernennung Gordons zum Generalgouverneur des Sudan dessen Nachfolger in der Leitung der Äquatorialprovinz wurde. Hier bot sich ihm ein gewaltiges Betätigungsgebiet, da er Ordnung in die wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Verhältnisse dieser unter dem Sklavenhandel schwer leidenden Provinz zu bringen hatte. Es gelang ihm nach unzähligen Schwierigkeiten endlich, sein Ziel zu erreichen, die Stationen auszubessern, Wege zu ebnen und den Sklavenhändlern ihr Handwerk zu legen, überhaupt sein Gebiet wirtschaftlich so zu heben, dass die Regierung, die hier stets mit Defizit gearbeitet hatte, schon 1883 einen Überschuss von 240.000 M. verzeichnen konnte. Daneben war das Hauptlazarett der Provinz seiner ärztlichen Fürsorge anvertraut, und er fand auch noch Zeit, zoologische und anthropologische Sammlungen anzulegen und Akklimatisationsversuche mit neuen Kulturpflanzen zu machen. Am wesentlichsten für die geographische und ethnographische Wissenschaft jedoch sind die Beschreibungen seiner Reisen, die er in die bis dahin noch unbetretenen Gebiete am weißen Nil, an den westlichen Ufern des Albert Njansa, in Makaraka und bis zum Südwesten von Lado ausdehnte. Hier wurde er durch den Mahdisten-Aufstand, der vom weißen Nil ausging, von dem Verkehr mit Europa und Ägypten abgeschnitten, und seine Lage verschlimmerte sich von Jahr zu Jahr, da die Mahdisten immer weiter vordrangen und unter seinen Offizieren sogar eine Empörung entstand. Er zog nun seine Truppen nach Wadelay zurück, wo er auf die ihm unter Leitung Stanleys entgegengeschickte Hilfsexpedition wartete und sich inzwischen wissenschaftlichen Forschungen hingab. Endlich, nach langer Zeit, traf er mit Stanley bei Njamsassi zusammen, fand jedoch statt einer Hilfsexpedition eine völlig schlappe, dezimierte Mannschaft, die selbst seine Hilfe in Anspruch nahm. Auch übte das Erscheinen Stanleys zusammen mit der drohenden Nähe der Mahdisten eine solche Wirkung auf die Soldaten Emins aus, dass sie bei dem Befehl, unter Stanleys Führung die Provinz zu verlassen, sich offen gegen den Gouverneur empörten, ihn absetzten und gefangen nahmen. Allerdings befreiten sie ihn bei dem Herannahen der Mahdisten wieder, damit er sie zum Siege führe, aber seine Autorität war geschwunden. Daher zog er zur Küste ab, erreichte 1889 das deutsche Schutzgebiet und trat 1890 in den Dienst des Deutschen Reiches.
In deutschen Diensten führte Emin Pascha mit Leutnant Langheld und Stuhlmann eine Expedition nach dem Seengebiet durch. Er unterwarf nach heftigen Kämpfen Ugogo und Unjambesi und zog im Juli desselben Jahres in Tabora ein. Dann fasste er den Plan, quer durch Afrika nach dem Hinterlande von Kamerun zu gelangen. Er ließ Langheld mit einem Teile der Expedition in Bukoba zurück und ging selbst mit Stuhlmann weiter, in der Hoffnung, sich mit seinen früheren Leuten aus der Äquatorialprovinz in Verbindung setzen zu können. Aber nur sehr wenige seiner alten Mannschaften stießen zu ihm, als er den Eduard Albert-See erreicht hatte, und auch viele seiner neuen Träger flohen unter Mitnahme vieler kostbarer Gegenstände, Missmutig zog er weiter, gelangte bis 2° 13' nördlicher Breite, wo er sich infolge verschiedener Schwierigkeiten gezwungen sah, den Rückzug anzutretend. In Albert Njansa wurde er krank, fast blind, auch die meisten Träger kamen, durch die Blattern gepeinigt, nicht mehr weiter, und so blieb er selbst mit den Kranken hier, während der Rest unter Stuhlmanns Führung nach Bukoba zurückkehrte. Aber seine Hoffnung, die Krankheit im Lager würde nachlassen, so dass sie dann folgen könnten, ward getäuscht. Auch Mangel an Lebensmitteln trat hinzu und Emins Lage seinen eigenen Leuten gegenüber war sehr gefährlich. Endlich konnte er unter unsäglichen Anstrengungen mit fast erblindeten Augen und geschwollenen Füßen weiterziehen, kam auch ein gutes Stück vorwärts, blieb aber dann, Mitte Oktober 1897, da ihn seine Schwäche und Mangel an Lebensmitteln am Weiterschreiten hinderten, in Kinene Hegen. Hier fand er seinen Tod. In jenem Jahre hatte der Kongostaat den arabischen Sklavenhändlern und Elfenbeinjägern den Krieg erklärt. Die wilden Horden hatten schon viele Belgier ermordet und beraubt. Auch Emin, der nichts ahnend in seiner Wohnung saß, musste das Schicksal dieser Unschuldigen teilen. Am 23. Oktober kamen einige Halb-Araber auf Befehl von Kibonge zu ihm, teilten ihm ruhig ihren Auftrag mit und töteten ihn nach kurzer Gegenwehr.
Was bei der Betrachtung Emins und seiner Taten besonders auffällt, ist sein lebhafter Forschungsdrang, seine zähe Ausdauer in körperlicher und seelischer Hinsicht und sein stoischer Mut. Von größter Bedeutung für die Ethnographie waren seine Berichte und Aufzeichnungen, in welchen auch die kleinste Entdeckung, die geringfügigste Beobachtung scharfsinnig verzeichnet war. Auch die zoologischen und ethnographischen Sammlungen waren mit einer Genauigkeit angelegt, dass bei keinem Stück das Datum der Erlangung, der Fundort, das Resultat der anatomischen Untersuchung usw. fehlte. Das Andenken Emins wurde dadurch geehrt, dass man die südlich vom Viktoria-Njansa gelegene Bucht nach ihm Emin-Pascha-Golf nannte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Juden als Erfinder und Entdecker