Professor Heinrich Hertz

Professor Heinrich Hertz

Unter den Physikern des 19. Jahrhunderts nimmt der in jungen Jahren verstorbene jüdische Gelehrte Heinrich Hertz einen bevorzugten Platz sowohl wegen seiner zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten wie besonders wegen seiner praktisch wertvollen Entdeckungen, die zur Telegraphie ohne Draht führten, ein. Er wurde 1857 zu Hamburg geboren, studierte 1875 — 1878 Ingenieurwissenschaften und seit 1878 Physik in Berlin, bis er 1880 Assistent von Helmholz wurde. Drei Jahre später habilitierte er sich in Kiel als Privatdozent, wurde jedoch schon 1885 als Professor an die Technische Hochschule nach Karlsruhe und 1889, als sein Name schon in wissenschaftlichen Kreisen bekannt war, nach Bonn berufen, wo er als Nachfolger von Clausius bis zu seinem so früh erfolgten Tode 1894 lehrte.


Hertz beschäftigte sich schon frühzeitig mit wissenschaftlichen Problemen, besonders eingehend mit der Elektrizität, speziell der Elektrooptik. In den Jahren 1887—1888 legte er das Hauptgewicht seiner Forschungen auf die Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität und die Erzeugung von Ätherwellen mit möglichst großer Wellenlänge, Durch scharfsinnig erfundene Kombinationen erzeugte er elektrische Schwingungen von weit höherer Schwingungszahl, als man sie bisher erreicht hatte, und wies nach, dass diese Wellen sich als „Strahlen elektrischer Kraft" mit gleicher Geschwindigkeit fortbewegen wie die eigentlichen Lichtstrahlen, durch Spiegel reflektiert werden und denselben Prismen- und Polarisationsgesetzen unterworfen sind wie diese. Hiermit war ein neuer wesentlicher Fortschritt auf diesem Gebiete zu verzeichnen. Denn die bisher geltende Theorie von der momentanen Fernwirkung wurde nun durch die Theorie von der zeitlichen Fortpflanzung der elektrischen und magnetischen Kräfte verdrängt und besonders die mechanisch-elastische Lichttheorie musste der Maxwellschen elektromagnetischen Lichttheorie weichen, nach welcher die Lichtwellen elektromagnetische Wellen von sehr kurzer Wellenlänge sind. Doch was Maxwell bereits vorausgesagt und theoretisch begründet, jedoch praktisch noch nicht bewiesen hatte, gelang dem jungen Hertz. Er bewies, dass die Verschiebungsströme in den Dielektrizis dieselbe Wirkung ausüben wie die Leitungsströme der Leiter, er bestimmte die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen im Luftraum, und wies, wie schon gesagt, die Gleichartigkeit der elektromagnetischen und optischen Wellen außer durch Strahlen elektrischer Kraft auch durch die Bildung von stehenden Wellen im Luftraum nach — womit zum ersten Mal experimentelle Beweise für die Gleichartigkeit der elektromagnetischen und optischen Erscheinungen geliefert wurden und die Maxwellsche Theorie eine sichere, erprobte Basis erhielt.

Von der größten, praktischen Tragweite für die Menschheit wurden aber die „Strahlen elektrischer Kraft“ dadurch, dass mit ihnen die Möglichkeit gegeben war, ohne vermittelnden Draht durch elektromagnetische Wellen Zeichen in die Ferne zu geben. Ihr Entdecker hat nun zwar diese Konsequenzen nicht geahnt — es handelte sich bei allen diesen Versuchen um theoretische Fragen und Laboratoriums-Experimente, bis Marconi kam und die Nachrichtenübertragung auf weite Strecken versuchte — doch bleibt Heinrich Hertz, der junge, zu früh verstorbene Bonner jüdische Professor, der Urheber der Telegraphie ohne Draht, dieses gewaltigen Fortschrittes der Menschheit.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Juden als Erfinder und Entdecker
Hertz, Heinrich (1857-1894) Professor für Physik, ihm gelang als Ersten freie elektromagnetische Welle zu erzeugen

Hertz, Heinrich (1857-1894) Professor für Physik, ihm gelang als Ersten freie elektromagnetische Welle zu erzeugen

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