Professor August v. Wassermann

Professor August von Wassermann

Zu den hervorragenden Männern, deren Genialität sich auch ohne Rücksicht auf Beförderung oder Zurücksetzung, ohne Schleichwege oder Aufgabe ihres jüdischen Bewusstseins durchgesetzt hat, gehört auch August von Wassermann.


Als Sohn des bayerischen Hofbankiers Angelo von Wassermann 1866 in Bamberg geboren, studierte der junge Wassermann Medizin und trat nach seiner Approbation in das Institut für Infektionskrankheiten ein, wo er bei Koch bakteriologisch, bei Ehrlich biologisch arbeitete. Bald darauf wurde er Oberarzt an der Infektionsabteilung der Charité, war kurze Zeit Assistent am Institut für Infektionskrankheiten und rückte rasch zum Abteilungsvorsteher auf. 1901 hatte er sich als Privatdozent an der Berliner Universität habilitiert und wurde 1902 außerordentlicher Professor für experimentelle Therapie. Einen Ruf als ordentlicher Professor und Direktor des hygienischen Instituts an der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin lehnte er ab. 1911 wurde er zum ordentlichen Honorarprofessor und kurz darauf zum Direktor der Abteilung für experimentelle Therapie am Kaiser-Wilhelms-Institut ernannt.

Mehr jedoch als dieser äußere Entwicklungsgang sind die Resultate seiner Arbeiten imstande, die Bedeutung Wassermanns zu zeigen. Eine seiner ersten Arbeiten war die Entdeckung, dass bei den Seris (Serum: Bestandteil des Blutes, der die entgiftenden und bakterienfeindlichen Schutzkräfte trägt) zu unterscheiden sei zwischen denjenigen, die das von den Bakterien abgesonderte Gift (den antitoxischen) und denjenigen, welche die Bakterien selbst (den antibakteriziden) unschädlich machen. Kurze Zeit nach dieser Entdeckung, gelang ihm die Darstellung des ersten Typhusserums und die Immunisierung von Tieren gegen die Cholera. Von großer Bedeutung für das praktische Leben, besonders für die Justiz, ist seine Methodik, mit Hilfe verschiedener Sera das Eiweiß verschiedener Tierarten zu unterscheiden. Er wies auch Diphtherie-Antitoxin bei Erwachsenen nach, woraus sich die vorwiegend bei Kindern auftretende Erkrankung an Diphtherie erklärt; ferner, dass den künstlichen Aggressinen, d. h. den aus Bakterien unter bestimmten Bedingungen extrahierbaren Stoffen, ein immunisatorischer Wert innewohne. Noch viele andere theoretisch wie praktisch bedeutende Arbeiten folgten, die jedoch in diesem Rahmen nicht alle erwähnt und besprochen werden können. Daher sei zum Schluss nur noch jene Entdeckung erwähnt, die den Namen des Forschers über Fachkreise hinaus bekannt gemacht hat, die sogenannte „Wassermannsche-Reaktion“ oder wissenschaftlich gesprochen „Die Serodiagnostik der Syphilis“ 1906 gelang es ihm nämlich, eine Methode zu finden, mit der man aus dem Blute des Menschen den Nachweis seiner syphilitischen Erkrankung führen kann! Wer da bedenkt, wie viele tausende Unglückliche einer sicheren Lähmung oder Erblindung entgegengingen, ohne dass man die Ursache der Krankheit feststellen konnte, vermag die große Bedeutung dieser Entdeckung Wassermanns, die allein ihn schon zum Wohltäter der Menschheit stempelt, zu würdigen. Heute genügt eine Blutuntersuchung, die „Wassermann-Reaktion", oder „der Wassermann“ genannt, um Syphilis, wo sie da ist, zu diagnostizieren. Und auf dieser diagnostischen Basis kann dann therapeutisch weitergearbeitet werden, wobei wir wieder einem Juden, Paul Ehrlich, dem Entdecker des Salvarsans, des Heilserums gegen die Syphilis, begegnen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Juden als Erfinder und Entdecker
Wassermann. August von (1866-1925) Professor, Immunologe und Bekteriologe

Wassermann. August von (1866-1925) Professor, Immunologe und Bekteriologe

alle Kapitel sehen