Professor Albert Fränkel

Professor Albert Fränkel

Albert Fränkel wurde am 10. März 1848 zu Frankfurt a. O. geboren, studierte in Berlin und wurde nach seiner Promotion 1870 Assistent von Traube, Kußmaul und von Leyden. Sieben Jahre später habilitierte er sich als Dozent an der Berliner Universität, wurde 1884 Professor c. o, und 1800 Direktor der inneren Abteilung des Urban-Krankenhauses zu Berlin. Nachdem er zuerst mehrere Jahre speziell auf dem Gebiete der experimentellen Pathologie wichtige Forschungen und wissenschaftliche Studien über Kohlensäureausscheidung im Fieber, Wirkungen der verdünnten Luft auf den Organismus u. a, gemacht hatte, wandte er sein Interesse später hauptsächlich den Lungen- und Herzkrankheiten zu.


Auf diesem Gebiete leistete Fränkel ganz Außerordentliches. So machte er die Beobachtung, daß bei der Endocarditis (Entzündung der inneren Herzwand) ein Unterschied zwischen fieberloser „verruköser’’ (sonst „gutartiger“) und mit Frösten tödlich verlaufender „ulceröser“ (sonst „bösartiger“) Endocarditis bestehe und schloss daraus auf die bakterielle Aetiologie der Endocarditis. Genau und deutlich sind die klinischen Unterschiede ja heute noch nicht aufzustellen, aber es ist sicher, daß die verschiedensten Bakterien, wie Gonokokken, Streptokokken usw. eine Endocarditis erzeugen können. Bedeutender noch ist seine Entdeckung des Pneumococcus, des Erregers der Lungenentzündung. Schon in den sechziger Jahren hatte man angefangen, bei der Pneumonie eine andere Aetiologie als „Erkältung“ zu suchen und war soweit gekommen, die Lungenentzündung als Lokalisation einer Blutkrankheit anzusehen und als Grund für sie ein „unfassbares verborgenes Agens“ (Grisolle) anzugeben. Aber trotzdem die Lehre von der Lungenentzündung als Infektionskrankheit immer weitere Anerkennung fand, blieb sie Hypothese, solange nicht der Beweis in Form eines Krankheitserregers erbracht wurde. Das war das Werk Fränkels. Nach verschiedenen missglückten Anläufen von Klebs, Koch u. a. gelang es ihm, den Pneumokokkus zu finden. Er entdeckte einen Diplokokkus von lanzettförmiger Gestalt und abgerundeten Enden, der stets mit einem anderen an der Längsseite zusammenlag und mit diesem gemeinsam von einer Gallertkapsel eingehüllt wurde. Dieser Bazillus findet sich sowohl im Auswurf des Patienten wie in den erkrankten Lungengeweben, und ruft, wenn er rein gezüchtet wird, bei gesunden Tieren immer Pneumonie hervor. Daneben brachte Fränkel den Nachweis, daß eine Ansteckung von Person zu Person nicht erfolgt, daß aber wohl oft ein epidemisches Auftreten der Pneumonie zu beobachten sei. Schließlich zeigte Fränkel auch, daß die akute Form der Lungentuberkulose, die sogenannte „galoppierende Schwindsucht’’ eine Selbstinfektion darstellt, die durch Aspiration größere Mengen tuberkulösen Materials aus einem älteren Spitzenherde nach den unteren Lungenpartien erfolgt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Juden als Erfinder und Entdecker