Wie ich zu einem Fässchen Branndwein kam

Wie ich zu einem Fässchen Branntwein kam

Während unsers Aufenthalts in Hall gab der Generalleutnant Deroi einen schönen Beweis seiner Menschlichkeit und Herzensgute, selbst gegen die Feinde, und da die Begebenheit zugleich ein Beitrag zur Charakteristik der Tyroler ist, so will ich sie erzählen. Eines Tages kam ein alter Tyroler, und verlangte den Generalleutnant zu sprechen. Die Wache wies ihn zurück, da sie Ordre hatte, Niemanden einzulassen. Ich, der eben als Ordonnanz kommandiert war, kam dazu, und da der Greis darauf bestand, den General zu sprechen, so dachte ich, er müsse wohl ein wichtiges Anliegen haben, und ging hinauf, und meldete ihn Graf Deroi ließ ihn gleich vor, und fragte ihn, was er wolle? Bist Du der hohe General? fragte der Greis in seinem tyrolischen Dialekt. Ich bin’s, sagte Deroi. Schau, fuhr der Tyroler treuherzig fort, Deine Soldaten haben mir meinen einzigen Buben weggenommen, der ist nun in Innsbruck und muß Soldat werden. Da tät ich Dich halt gar schön bitten, daß Du befiehlst, daß sie mir ihn wieder geben, denn ich brauche ihn zur Arbeit. — Mein guter Mann, erwiderte Deroi, es ginge wohl an, daß man in einem solchen Fall eine Ausnahme machte, wenn ihr Tyroler euch gehörig zum Losen einstelltet, aber da ihr euch in die Berge verkriecht, so müsst ihr euch gefallen lassen, daß man ohne Rücksicht jeden nimmt, den man ergreifen kann. — Du hast wohl recht, erwiderte der Greis, aber dafür kann ich halt nichts. Schau mich nur an. Ich bin halt schon gar alt, ich kann die Arbeit nicht mehr verrichten, und da tät ich Dich halt noch einmal schön bieten, daß du mir helfen möchtest. Den General rührte dieses Vertrauen. Er schrieb einen Brief, und indem er ihn den Bauer gab, sagte er: Geh mit dem Brief zum Kommandanten in Innsbruck. Der wird dir deinen Sohn herausgeben. Der Greis war hoch erfreut. Schau, sagte er, Du bist halt recht gut, aber ich bin arm, ich kann Dir nichts dafür geben. — Geh nur, ich brauche nichts von Dir, sagte lächelnd der General. Nun, sagte der Greis, unser Herr lohne es Dir, und wenn Du epper auch Kinder hast, so sollen sie Glück und Segen in der Welt haben. So ging er. Mir aber schenkte er zum Dank ein Fässchen Branntwein, das ich durchaus annehmen mußte. So bieder und treuherzig sind die Tyroler fast alle, und man kann es nur beklagen, daß ein uralter Wahn sie damals zu Bayerns erbittertsten Feinden machte, Sie haben seitdem ganz anders denken gelernt, und ihre Torheit oft bereut.


Während aller dieser Märsche und Züge, Treffen, Scharmützel, Gefahren und Abenteuer, vergaß ich keinen Augenblick meine Walburga. Wir schrieben uns durch die Feldpost, und in Hall war es, wo ich bei dem Kompagniekommando um die Erlaubnis zur Heirat anhielt. Die Resolution war natürlich abschlägig, da ich die, vorgeschriebene Kaution nicht entrichten konnte. Aber die Vorsehung half uns durch gute Menschen. Meine Geliebte hatte sich 150 fl. erspart, andere 150 fl. schenkte uns eine alte gutmütige Base meiner Geliebten, und ein hochstehender Gönner entwarf mir eine Bittschrift den König, worin ich, mich, erbot, die Kaution eines Gemeinen pr. 300 fl. zu leisten, den Korporalstock abzulegen, und als Gemeiner einzutreten. Aber der gute edle König Max erließ, mir auch ohne Ablegung des Stocks 200 ff. an der Kaution, mit dem Bemerken, daß mein Gesuch neuerdings, mit den gesetzlichen Dokumenten versehen, eingereicht werden sollte.