Marsch über Salzburg nach Innsbruck

Marsch über Salzburg nach Innsbruck

Wir blieben nicht lange mehr hei dem Graf Arko’schen Korps, da die Kompagnie Graf Kreith für die Dauer des Feldzugs als beständige Wache des Generalleutnant Grafen Deroi kommandiert wurde, welcher mit seiner Division über Salzburg nach Innsbruck vorgerückt war. Wir verfolgten denselben Weg, langten in Salzburg an und blieben einige Tage da einquartiert. In dieser altertümlichen Stadt fiel mir der Dom und das Glockenspiel auf dem Schlossturm besonders auf. Wir junge Bursche hatten dergleichen nie gehört und waren nicht wenig überrascht. Wir setzten unsern Marsch durch das Binzgau fort. Hier zeigte sich, uns ein neues Schauspiel. Alle Menschen, die uns begegneten, Männer, Weiber und Mädchen, hatten Kröpfe, und zwar nicht nur einen, sondern 3, 4 bis 5, große und kleine durch einander. Dies gilt hier für eine Zierde, und ein Mädchen ohne Kropf, würde keinen Mann bekommen. Man erzählt, daß einst zwei Fremde in eine Dorfkirche traten, als eben Predigt gehalten wurde. Alles begaffte sie, und als man sah, daß sie keine Kröpfe hatten, entstand ein Gemurmel, Gekicher und Lachen. Der Pfarrer auf der Kanzel, ebenfalls mit einigen stattlichen Kröpfen geziert, über die Störungen ungehalten, sah sich nach der Ursache um, bemerkte die Fremden, und auch ihm kam ihre Kropflosigkeit lächerlich vor. Um jedoch seiner Gemeinde mit gutem Beispiel voran zu gehen, und dem Skandal ein Ende zu machen, brach er im Texte der Predigt ab, und während er selbst alle Mühe hatte, das Lachen zu verbeißen, hielt er an die Lacher eine derbe Strafrede, worin er ihnen vorstellte, wie unchristlich es sei, sich über die Mängel seiner Nebenmenschen lustig zu machen; man solle Gott danken, daß man seine gesunden Glieder habe, und nicht Fremde verspotten, die nichts für ihre Missgestalt könnten.


Die Beschaffenheit der Binzgauer Gebirge gefiel mir nicht so, wie die Gegend, woher wir kamen. Die Berge sind niedriger, mit Moos überwachsen, und ermangeln des großartigen Charakters. Wir kamen in St. Johann (im Binzgau) an, wo wir einquartiert wurden. Von hier führte der Weg, den wir ziehen sollten, über die sogenannte Lend, eine Gebirgsgegend mit einem reißenden Bergstrom, über den eine schlechte Brücke geschlagen war. Hier war, wie wir später erfuhren, die Division, zu der wir stoßen sollten, von den Tyrolern angegriffen worden und hatten sich durchgeschlagen. Hier erwarteten uns über 800 Tyroler, und hätten uns, die wir nur 150 Mann stark warm, ohne Zweifel vernichtet. Allein ein guter Engel in Gestalt eines Mädchens aus Bayern, die in St. Johann diente, warnte uns, Sie verriet unsern Offizieren die drohende Gefahr, die auf uns lauerte.