Kunde vom Tod des Grafen Arko

Kunde vom Tod des Grafen Arko

Hierauf setzten wir unsern Rückzug nach Rattenberg fort. Auf dem Wege berichteten uns einige freiwillige Jäger den Tod des Grafen Arko, der ein paar Tage vorher in einem Verhau bei Rattenberg von den Tyrolern war erschossen worden. Wir beklagten alle herzlich den Verlust dieses ausgezeichneten Anführers, der so viel ich weiß, früher nicht Militär war, sondern erst in diesem Tyrolerkriege sich an die Spitze eines Korps stellte, einen unermüdlichen Eifer, einen seltenen Mut, ein entschiedenes Feldherrntalent an den Tag legte, und sein Blut dem Vaterlande zum Opfer brachte. Unser Gespräch drehte sich lange um diesen braven Mann, und wie es denn kommt, daß vielerlei über sein früheres Leben, seine Ahnen usw. geplaudert wurde, so erwähnte auch einer der Soldaten des tiefen Tyrolerhasses, der seit Jahrhunderten in des Grafen Familie erblich sein sollte , worauf ein anderer den Grund davon anzugeben im Stande sein wollte, und erzählte, schon vor mehreren Jahrhunderten habe ein Bayerherzog eine Fehde in Tyrol gehabt, und sei einst mit Reisigen in der Gegend der Martinswand dem Feind entgegengeritten. Ein Ritter von Arko, der ihm zur Linken ritt, habe ihn ersucht, ihm zur Rechten reiten zu dürfen, damit die auflauernden Tyroler getäuscht würden, da sie gewiß ihr Geschoss auf den richten würden, der als der Vornehmste rechts ritte. Der Herzog habe Arkos Bitten nachgegeben und in der Tat habe bald darauf ein Schuß den treuen Vasallen tot hingestreckt. Daher stamme der Tyrolerhass in der Arko’schen Familie. Ich erzähle dies unverbürgte Geschwätz nur, weil es zeigt, wie die mündliche Überlieferung sich beim Volke fortpflanzt, und wie edle und große Züge der Vornehmen im Gedächtniß des Volkes bleiben.


Von Rattenberg setzten wir unsern Marsch über Kufstein fort, und kamen nach Rosenheim, wo das Hauptquartier aufgeschlagen wurde. Die Truppen bezogen die Kantonnierungsquartiere rings herum. Als wir später wieder vorrückten, ereignete sich in der Gegend von Kufstein eine spaßhafte Begebenheit. Die Schützen, die, während die Linientruppen auf der Straße marschierten, die Berge und Gebüsche durchstöberten, hörten eines Abends, als es schon sehr dunkelte, ein sonderbares Getöse, wie Kettengeklirr. Sie horchten, und als das Gerassel näher kam, legten sie sich auf die Lauer. Da erschien endlich eine fürchterliche Gestalt, kohlschwarz, mit langen Hörnern, einem Pferdefuß, einige Wagenketten in den Händen schüttelnd, kurz, eine Erscheinung, wie das Volk sich den Teufel vorstellt. Die Schützen aber waren nicht bange vor diesem falschen Teufel, sondern brachen hervor und fingen ihn. Da ergab es sich, daß es ein dummer Teufel von Tyroler war, der geglaubt hatte, die Bayern würden vor ihm erschrecken und davon laufen. Er wurde eingebracht und ich sah ihn beim General sammt seinen Hörnern und Ketten. Er wurde dann als Kuriosum nach München abgeführt. Alles scherzte über ihn, und die Soldaten sagten: Jetzt kann’s uns nicht mehr fehlen, da der Teufel gefangen ist.

Wir rückten bis nach Hall vor, wo das Hauptquartier blieb. Ich kam ins Quartier zu einem Salinen-Beamten, wo es mir sehr gut ging. Doch wurde unser aller Gemüt durch ein Ereignis betrübt, das uns um so mehr ergriff, als es ganz unerwartet kam. Unser braver Oberst, Baron von Metzen, machte zu Rattenberg seinem Leben durch einen Pistolenschuss ein Ende. Nie konnten wir recht erfahren, was diesen Ehrenmann zu einem solchen Schritt bewogen haben konnte. Die Gerüchte, die hierüber im Umlauf waren, niederzuschreiben, kommt mir nicht zu. Wir Soldaten, die wir ihn liebten wie einen Vater, betrauerten ihn lange, und er wird uns unvergeßlich bleiben.