In der Gegend um Wilna trafen wir auf Napoleon

In der Gegend um Wilna trafen wir auf Napoleon

Wir ereichten die Gegend von Wilna und sahen die Stadt in einer Entfernung von etwa 2 Stunden vor uns. Die bayerische Armee bezog hier ein Lager. Unglücklicherweise war die ganze Gegend mit toten Pferden bedeckt, denen meistens die Haut abgezogen war, so daß bei der Sonnenhitze, die zudem herrschte, der Gestank fast unerträglich war, und täglich mehr Soldaten erkrankten und nach Wilna ins Hospital gebracht wurden. Am zweiten Tage war große Heerschau. Napoleon in seinem einfachen Frack, mitten unter seiner von Gold strotzenden Umgebung, ließ uns vorbeidefilieren. Unsere Haltung und Propretät gefiel ihm ungemein. Er pflegte die Bayern seine deutsche Garde zu nennen. Ein Tagsbefehl überhäufte uns mit Lob.


Wir marschierten über Wilna hinaus, machten Halt, um auszuruhen und setzten unsern Marsch durch viele Ortschaften und Städtchen nach Polozk fort. Der Marsch war anstrengend genug, denn wir rückten Abends immer spät ins Nachtlager ein und brachen am andern Morgen sehr früh wieder auf. Endlich erreichten wir Polozk, das nachherige große Bayergrab Wir vereinigten uns dort mit den schon das selbst stehenden Truppen, die aus verschiedenen Nationen bestanden und bezogen das uns angewiesene Lager. Die gesamte Stärke dieses Korps mochte ungefähr 50.000 Mann betragen. Hier sollten wir die Russen erwarten. Aber plötzlich erhielten wir Bayern den Befehl, vorwärts zu gehen, und kamen ungefähr 20 Stunden von Polozk vorwärts bis Sabiali. Von hier kehrten, wir aber in größter Eile wieder um und erreichten nach einem beschwerliches Marsch, wo wir die tief sinkenden Kanonen immer aus dem feuchten Erdreich losgraben mußten, wieder Polozk. Ich erfuhr durch Offiziere, daß die Russen die Absicht gehabt hatten, uns den Rückweg abzuschneiden, aber von General Wrede getäuscht worden waren, indem er einen andern Rückweg eingeschlagen hatte, als den wir avanciert waren.