Abstellung zum Regiment nach Nürnberg

Abstellung zum Regiment nach Nürnberg

Mittlerweile wurde es Friede. Mir kamen zurück nach Landshut, unsere ehemalige Garnison. Hier wurde mein Gesuch eingereicht. Noch ehe die königliche Entscheidung herablangte, wurde das Regiment nach Nürnberg in Garnison versetzt, wo es im, August 1810 einrückte. Diese Ordre war ein Donnerschlag für uns gewesen, da wir, Altbayern glaubten, außer Altbayern gibt es keinen glücklichen Aufenthalt. Auch mich ergriff ein schwerer Missmut über meine neue Garnison, und als wir nach Nürnberg kamen, verließ ich sechs Monate lang, außer meinen Dienstverrichtungen, die Kaserne nicht, und lebte da wie eine Nachteule im hohlen Baum — so stark ist das Vorurteil bei Menschen ohne Vorbildung und Welterfahrung. — Nur Walburga, die mir gefolgt war und hier die Heiratsbewilligung abwartete, konnte mir den neuen Aufenthalt versüßen. Übrigens missfiel mir Alles, die Häuser, Gassen, Alles kam mir schwarz und finster vor. Endlich beredete ich meine Kameraden eines Tages, das Theater zu besuchen, das damals unter der Direktion des Hrn. Reuter stand. Ich war immer ein großer Freund davon gewesen, und hatte in München, wo ich oft als Unteroffizier ins Theater kommandiert war, und später in Hall viele Darstellungen gesehen, die mich sehr ergriffen hatten. Aber vom Nürnberger Theater könnt’ ich mir nichts versprechen. Wie angenehm ward ich enttauscht. Man gab die Teufelsmühle, und die Vorstellung behagte mir ausnehmend. Ich behielt die Muntern Volksmelodien und Gesänge sogleich im Gedächtniß und erinnere mich deren noch jetzt. Ich taute gleichsam auf durch den Zauber der Kunst und Musik. Nun halt’ ich auch schon den Mut, während eines Zwischenaktes der Aufforderung meiner Kameraden zu folgen und in das nahgelegene Gasthaus des Hrn. Horn zugehen und mich mit einem Glase Bier zu erquicken. Etwas scheu und finster trat ich ein und sah mich nach einem Platz um. Da redeten mich mehrere Bürger mit freundlichen Gesichtern an, boten mir von allen Seiten Plätze und luden mich ein, mich unter ihnen niederzulassen. Eine solche Artigkeit und Herzlichkeit überraschte mich gewaltig. Ich hatte mir ganz andere Vorstellungen gemacht. Meine ganze Seele erheiterte sich. Ich nahm Platz und fühlte mich so glücklich, daß ich in der Folge fast jeden Abend bei Horn zubrachte.